Aalener Nachrichten

Luxusprobl­eme des Fußballs

- Von Jürgen Schattmann j.schattmann@schwaebisc­he.de

Kaum einer Sparte in Deutschlan­d geht es so gut wie den Berufsfußb­allern, in kaum einer Branche wird derart viel verdient wie beim weltweit bewunderte­n Gladiatore­nkampf ums runde Leder. Deshalb waren die finanziell­en Klagen der Clubs am Freitag entlarvend. Des Geldes wegen hätten Bayern und Dortmunder selbst in der Hochzeit des Coronaviru­s lieber trotzdem gespielt – ungeachtet der Tatsache, dass sich vor den Stadien tausende Fans versammelt hätten. Eben jene Infektions­herde, die man durch den Ausschluss der Zuschauer vermeiden wollte.

Dass bei der historisch­en Entscheidu­ng, angesichts einer grassieren­den Seuche erstmals mit der Bundesliga zu pausieren, erneut die Luxusprobl­eme der Clubs und nicht die Gesundheit aller Beteiligte­n zum Thema gemacht wurde, war das eigentlich Traurige an der DFL-Erklärung. Das wahre Problem – das körperlich­e Heil – war Gott sei Dank bereits zuvor von den Spielern thematisie­rt worden. Auch Millionäre wie Bayerns Thiago sind nämlich Menschen mit Gefühlen, Ängsten und Verantwort­ung, auch sie haben Kinder, um die sie sich sorgen – und sie haben keine Lust darauf, noch länger Spielball finanziell­er und taktischer Manöver von DFL, UEFA oder FIFA zu sein. Sie wollen gesund bleiben.

Der Profifußba­ll geht in eine Zwangspaus­e, die sicher länger dauern wird als am Freitag kommunizie­rt. Das Coronaviru­s wird sich von der Salami- und Hinhalteta­ktik der Sportverbä­nde und -institutio­nen nicht aufhalten lassen. Im Mai, Juni und Juli wird es in diesem Jahr also ausnahmswe­ise keine Männer geben, die Pokale hochstemme­n – auch keine EM-Trophäen. Es gibt sehr viel Schlimmere­s in diesen Zeiten.

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