Luxusprobleme des Fußballs
Kaum einer Sparte in Deutschland geht es so gut wie den Berufsfußballern, in kaum einer Branche wird derart viel verdient wie beim weltweit bewunderten Gladiatorenkampf ums runde Leder. Deshalb waren die finanziellen Klagen der Clubs am Freitag entlarvend. Des Geldes wegen hätten Bayern und Dortmunder selbst in der Hochzeit des Coronavirus lieber trotzdem gespielt – ungeachtet der Tatsache, dass sich vor den Stadien tausende Fans versammelt hätten. Eben jene Infektionsherde, die man durch den Ausschluss der Zuschauer vermeiden wollte.
Dass bei der historischen Entscheidung, angesichts einer grassierenden Seuche erstmals mit der Bundesliga zu pausieren, erneut die Luxusprobleme der Clubs und nicht die Gesundheit aller Beteiligten zum Thema gemacht wurde, war das eigentlich Traurige an der DFL-Erklärung. Das wahre Problem – das körperliche Heil – war Gott sei Dank bereits zuvor von den Spielern thematisiert worden. Auch Millionäre wie Bayerns Thiago sind nämlich Menschen mit Gefühlen, Ängsten und Verantwortung, auch sie haben Kinder, um die sie sich sorgen – und sie haben keine Lust darauf, noch länger Spielball finanzieller und taktischer Manöver von DFL, UEFA oder FIFA zu sein. Sie wollen gesund bleiben.
Der Profifußball geht in eine Zwangspause, die sicher länger dauern wird als am Freitag kommuniziert. Das Coronavirus wird sich von der Salami- und Hinhaltetaktik der Sportverbände und -institutionen nicht aufhalten lassen. Im Mai, Juni und Juli wird es in diesem Jahr also ausnahmsweise keine Männer geben, die Pokale hochstemmen – auch keine EM-Trophäen. Es gibt sehr viel Schlimmeres in diesen Zeiten.