Herzerwärmende Genüsse gegen deprimierendes Sauwetter
Lassen Sie uns nicht lange über das Wetter dieses merkwürdigen Winters reden. Nur so viel: Auch ohne Eis und Schnee hat es genug Sauwetter gegeben, dem nichts Erwärmenderes entgegenzusetzen ist als echtes Seelenfutter. Wo man sowas bekommt? Handgemacht und ohne Tricks? Versehen mit charmantem Service, der aufmerksam aber nicht aufdringlich agiert? Inszeniert in modernen Gaststuben mit heimeligem Interieur in historischem Gemäuer? Die Antwort lautet: Schlossgasthof Sonne in Isny-Neutrauchburg. Natürlich auch deshalb, weil schon der Name das ärgste Sauwetter aufhellt.
Die Speisekarte zeigt einen leckeren Schwerpunkt im Bereich allgäuschwäbischer Leibspeisen. Für den kleineren Hunger als Begleiter gepflegter Weine sind Flammkuchen im Angebot. Auch ein Hamburger darf nicht fehlen, außerdem eine Schnitzelparade in Variationen vom Jäger bis zum Tessiner. Das klingt insgesamt profaner, als es später am Tisch ankommt. Beginnen wir mit der sehr gelungenen Rinderbrühe, in der hausgemachte Kräuterflädle Schwimmübungen machen, nicht zu vergessen zwei Brätknödelchen sowie frisch und fein aufgeschnittene Schnittlauchröllchen. Das hat alles eine gute Balance, ausgewogen abgeschmeckt, ungekünstelt und handwerklich einwandfrei. Auch am – vielleicht etwas übersichtlich bestückten – Salatbüffet keine Spur von Fertigware: Zweierlei Kohlsalate, weißer sowie roter Rettich, Gurken und Blattsalate nebst zwei Dressings. Alles frisch, alles mit Herz und Sinn angemacht, nichts davon fade oder lätschig. Dass es auch bei den Hauptgängen so weitergeht, ist nicht selbstverständlich, dafür umso erfreulicher:
Der Hamburger hat in der Mitte kein plattiertes Fleischteil industrieller Art wie so oft. Der Klops ist vielmehr saftig und so geformt, dass er wohl direkt aus den geschickt knetenden Händen eines Kochs stammt, der weiß, was er da tut. Speck, Käse, Gurken und rauchige Soße – ein rustikaler Genuss mit anständigem Brot, das kernige Substanz hat. Wenn schon Burger, dann bitte so.
Für Menschen mit einer Vorliebe für lange Geschmortes ist das ungeheuer würzige Wildragout eine Referenz: zart-mürbe Fleischstücke liegen da in einer waldeslustigen Soße, die jede Menge Aromen birgt. Das beginnt natürlich beim Wildfleischgeschmack und hört auch bei der aparten Note von Preiselbeeren nicht auf. Wunderbar kernige Knöpfle begleiten diesen wunderbaren Teller, der noch mit separat frisch gebratenen Champignons samt Zwiebeln aufwarten kann.
Nach Schwächen muss man tatsächlich mit der Lupe suchen – und wird auch nach längerer Anstrengung nicht fündig. So ist zum Beispiel
das Schnitzel vom Kinderteller sorgsam in der Pfanne gebraten und verbindet Saftig- und Knusprigkeit wie es sein soll. Beim Nachtisch erfreut eine Himbeer-Panna-Cotta sowie Waldbeeren und Vanilleeis den Gast. Schön zu sehen, dass in der Sonne jemand mit hellem Köpfchen in der Küche steht, der aus seinem Handwerk ein gutes Stück mehr macht – noch dazu mit fair kalkulierten Preisen, die auch ohne Scham für das Gebotene noch ein bisschen höher sein dürften.
Schlossgasthof Sonne Schlossstraße 7
88316 Isny-Neutrauchburg Telefon 07562-710 www.sonne-neutrauchburg.de Küchenzeiten täglich 11.30 bis 14 Uhr und ab 18 Uhr, Hauptgerichte 9,20-20,50 Euro, Mittagstisch auf Vorbestellung bis 18 Uhr am Vorabend für 5,90 Euro.
Weitere „Aufgegabelt“-Folgen: www.schwäbische.de/aufgegabelt