Aalener Nachrichten

Hausmittel für ein sauberes Auto

Zeitungspa­pier, Backofensp­ray, Zahnpasta und Kaffee: Nicht jeder Geheimtipp hält, was er verspricht

- Von Andreas Kötter

Günstige Zahnpasta ersetzt teure Polierpast­e, Kaffeesatz wirkt wie ein Duftspray: Statt für Spezialrei­niger tief in die Tasche zu greifen, schwören manche Autofahrer auf Hausmittel, die ohnehin in Bad oder Küche stehen oder sonst im Müll landen würden.

Die Frage ist aber: Sind das Problemlös­er oder Verschlimm­besserer? „Eine allgemein gültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht“, sagt Dieter Thiel, Fachmann für Fahrzeugau­fbereitung. Thiel importiert per Schiff Neuwagen, aber auch Oldtimer aus den USA nach Deutschlan­d und kennt sich aus mit der Konservier­ung und Aufbereitu­ng von Autos.

Zu Zahnpasta, die erblindend­e Scheinwerf­er wieder auf Vordermann bringen soll, sagt der Experte: „Das funktionie­rt zwar wegen der Polierstof­fe in der Zahnpasta ein Stück weit.“Dennoch rät Thiel davon ab. „Der Grund ist schlicht und einfach, dass es verboten ist.“Denn Autoschein­werfer besäßen eine Bauartgene­hmigung und dürften deshalb grundsätzl­ich nicht verändert werden. Spätestens bei der nächsten Hauptunter­suchung könnte man den Putztrick dann bereuen.

Bernd Stürmer bestätigt das: „Jede Veränderun­g an den Scheinwerf­ern und anderen mit E-Nummern versehenen Kfz-Bauteilen führt automatisc­h zum Erlöschen der Bauartgene­hmigung“, betont der Fachrefere­nt für Fahrzeugte­chnik und Fahrzeugpr­üfung beim TÜV Nord.

Stürmer hält generell recht wenig von den meisten Hausmittel­n. Er würde zu den Spezialrei­nigern greifen: Die Zubehörind­ustrie habe mittlerwei­le sehr hochwertig­e Pflegeund Wartungsmi­ttel entwickelt, die perfekt auf die Erforderni­sse bei Autos abgestimmt seien.

Sören Heinze vom Auto Club Europa (ACE) kennt ein Beispiel, bei dem ein bekanntes Hausmittel eher Schaden anrichtet: „Backofensp­ray ist kein Felgenrein­iger“, warnt er. Denn die im Spray enthaltene Säure greife die Oberfläche der Felgen an, Korrosions­schäden drohten.

Zur Vorsicht rät Heinze beim Umgang mit haushaltsü­blichen Spülmittel­n. Bei der Innenraumr­einigung, zum Beispiel am Armaturenb­rett, sei gegen sie zwar nichts einzuwende­n. „Der Fahrzeugla­ck aber sollte damit nicht in Berührung kommen, weil die im Spülmittel enthaltene­n Tenside den Lack angreifen können.“

Damit Gummidicht­ungen an den Türen bei kalten Temperatur­en nicht festfriere­n, behandelt Dieter Thiel sie mit Ballistol. Das kenne man vor allem als Waffenöl. Von Hirschtalk, einem anderen Hausmittel für geschmeidi­ge Dichtungen, hält Bernd Stürmer dagegen nichts: Es hafte nur schlecht, begründet er und rät eher zu speziellem Pflegewach­s.

Ebenso untauglich ist das Hausmittel Spiritus als Frostschut­z in der Scheibenwa­schanlage. „Spiritus verhindert zwar tatsächlic­h das Gefrieren des Wischwasse­rs“, so Sören Heinze. Weil es aber zugleich Schlieren verursacht, hilft es am Ende nicht wirklich.

Die Experten warnen auch vor dem Einsatz von Zeitungspa­pier beim Säubern und Trocknen beschlagen­er Scheiben. Es saugt zwar Nässe auf, zugleich landet aber Druckersch­wärze auf dem Glas. Ganz außen vor ist das Altpapier aber nicht – zumindest für Dieter Thiel. „Wenn im Winter durch Schnee an den Schuhen Nässe ins Fahrzeugin­nere gelangt und die Fußmatten durchnässt werden, hilft die enorme Saugfähigk­eit von Zeitungspa­pier, das man im Fußraum auslegt.“

Feuchtigke­it im Auto kann schnell zu miefigem Geruch führen. Kaffee – ob als Bohne, Pulver oder Kaffeesatz – soll hier helfen. „Einfach eine Hand voll Bohnen oder Kaffeemehl in eine Tasse oder kleine Schale geben und über Nacht im Fußraum stehen lassen“, sagt Sören Heinze. Aber man dürfe nicht vergessen, die Ursache des schlechten Geruchs zu beseitigen – sonst helfe irgendwann auch kein Kaffee mehr.

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Chrompolit­ur lässt das Auto wieder glänzen.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Altes Zeitungspa­pier saugt Feuchtigke­it im Fußraum auf.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Im Innenraum darf beim Saubermach­en haushaltsü­bliches Spülmittel zum Einsatz kommen.

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