Mahnwache für die Flüchtlinge an Europas Grenzen
Aktionsbündnis protestiert unter dem Motto „Helfen statt Abschotten“
- Unter dem Motto „Helfen statt Abschotten“hat das Aktionsbündnis Mahnwache am Samstagvormittag am Fuchseck gegen die Behandlung von Geflüchteten an Europas Grenzen und in den Lagern protestiert. Die europäischen Staaten wurden aufgerufen, ihren Egoismus zu überwinden und einen menschenwürdigen Umgang mit den notleidenden Kindern und ihren Familien zu pflegen.
„Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.“Achtmal steht dieser Satz auf dem Plakat, das Josef Baumann vom Ellwanger Friedensforum vor seinem Körper trug. Auf Margret Schneiders Plakat war zu lesen: „Wir machen es so: Die Länder, die die Waffen in Krisengebiete liefern, müssen die Flüchtlinge aufnehmen. Zack. Frieden.“Rund 80 Menschen demonstrierten am Samstag am Fuchseck für Menschenwürde und die Aufnahme von Flüchtlingen. „Menschenrechte sind unteilbar“und „Helfen statt Abschotten“hieß es auf einigen Plakaten. Aufgestellt waren auch acht Asylstühle. Sie sind im vergangenen Jahr im Rahmen einer Aktion der Diakonie unter dem Motto „Platz für Asyl in Europa“in Ellwangen entstanden und waren auch in der evangelischen Stadtkirche ausgestellt.
Karin Böhme vom Aktionsbündnis
Mahnwache freute sich, dass trotz Coronavirus so viele Menschen zur „Sondermahnwache“ans Fuchseck gekommen waren. Pfarrer Martin Schuster stimmte danach auf seiner Gitarre das Lied „Überwindet Gewalt“an. Renate Huober vom Arbeitskreis Asyl wandte sich in ihrer Rede gegen die Grenzabschottung und „einen Krieg gegen Menschen, die vor dem Krieg fliehen“und zeigte demonstrativ ein Bild von einem Flüchtlingsboot. Ein Bild von Sieger Köder indes hielt Klaus Opferkuch vom Bündnis „Ellwangen bleibt bunt“hoch. Es zeigt Christus am Kreuz. Der Malerpfarrer hatte das Bild kurz vor seinem Tod zum Thema Flucht vor Krieg und Gewalt gemalt.
Die europäische Flüchtlingspolitik sei christlich nicht verantwortbar, kritisierte Josef Baumann vom Friedensforum. Deutschland als Wohlfahrtsstaat habe noch Platz: „Lasst die Menschen zu uns, dass sie menschenwürdig behandelt werden!“
Von einer Schande sprach der Leiter der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA) und Fraktionsvorsitzende
der Grünen im Ellwanger Gemeinderat, Berthold Weiß. Man dürfe Italien und Griechenland nicht im Stich lassen, verlangte er. „Es ist genug Platz da“, trat Weiß für ein humanes Europa ein. Pfarrer Martin Schuster äußerte seine Wut und Scham über das Nichtstun und Lavieren von Deutschland und wehrte sich dagegen, dass hier eine Politik in seinem Namen gemacht werde, die nicht in seinem Sinne sei. Der evangelische Pastor rief zur Teilnahme an der vom Diakonischen Werk Württemberg mitgeplanten „Rettungskette für Menschenrechte“am 16. Mai auf, die von Norddeutschland (Hamburg) durch Österreich und Italien bis zum Mittelmeer gebildet werden soll. Auch auf das kirchliche Rettungsschiff „Sea-Watch 4“, das zur Rettung von Ertrinkenden ins Mittelmeer gesandt wird und im Normalfall etwa 300 und bei akuten Notfällen für kurze Zeit bis zu 900 Flüchtlinge unterbringen kann, wies Schuster hin.
Renate Radmacher von „Solidarität International“forderte auf, die Stimme gegen rechte Gewalt und Rassismus zu erheben und kritisierte die Zustände an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland. Angesichts des Coronavirus meinte sie, wenn Corona in den Flüchtlingslagern ausbrechen würde, würden die Menschen dort wie die Fliegen sterben.