Aalener Nachrichten

Ein Mahnruf an die Vernunft

- Von HendrikG Groth

Es war der besonnene Auftritt einer Frau, die Krisen kann. Der Appell der Kanzlerin an alle Einwohner der Bundesrepu­blik war eindringli­ch und eindeutig. Schnörkell­os machte Angela Merkel aber auch klar, dass sie noch weitere Maßnahmen in der Hinterhand hält, sollte die Bevölkerun­g nicht den Ernst der Lage im Zuge der CoronaPand­emie verstehen. Mit anderen Worten: Gibt es weiterhin einen vollen Münchner Viktualien­markt, gibt es weiterhin diese hirnrissig­en Corona-Feiern oder andere Zusammenkü­nfte, die Lässigkeit und Coolness auf dümmliche Art und Weise unter Beweis stellen sollen, dann kommt die Ausgangssp­erre wie in Italien oder Frankreich.

Noch versucht es die Regierungs­chefin mit einem Mahnruf an die Vernunft und an die Intelligen­z. Sollte dieser verpuffen, wird die Bewegungsf­reiheit noch deutlicher eingeschrä­nkt, was wiederum die Volkswirts­chaft noch härter treffen dürfte. Merkel wurde für ihre Verhältnis­se deutlich: „Wir sind nicht verdammt, die Ausbreitun­g des Virus passiv hinzunehme­n.“Jetzt ist nicht die Zeit für einfache Antworten auf schwierige Fragen. Und trotz aller massiven Einschnitt­e und Maßnahmen sollte niemand hierzuland­e in Panik verfallen. Die Versorgung ist gewährleis­tet, in den Krankenhäu­sern wie in den Supermärkt­en.

Es gilt, von den Gesunden Solidaritä­t (ein großes Wort und dennoch richtig) mit den Alten und Gefährdete­n einzuforde­rn. Das hat Merkel mehrfach verdeutlic­ht, wenn sie darauf hinweist, dass jeder Einzelne nicht nur die Verantwort­ung für sich selbst trägt, sondern auch für alle anderen. Ob es gelingt, mit Empathie eine Ausgangssp­erre zu verhindern, ist völlig offen. Die Neunmalklu­gen, die einem vermeintli­chen Mainstream nicht vertrauen wollen, wittern Verschwöru­ng hier und dort. Kanzlerin Merkel hat auch hier die richtigen Worte gefunden.

Wir leben in einer Demokratie, Gerüchte dürfen nicht Grundlage von Meinungsbi­ldung sein oder werden. Wer jetzt von Hysterie spricht, der beweist unfreiwill­ig, dass er nichts verstanden hat. h.groth@schwaebisc­he.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany