Ein Personaltrainer für den Fußballchef
Schulleiter, Funktionär, Freizeitsportler: Wie Jens-Peter Schuller die Corona-Krise nutzt – und was er denkt
- Jens-Peter Schuller hat seinen Personaltrainer gefunden. 20 Minuten lang gibt der ihm Anweisungen. Alleine ist er dabei nicht, seine Tochter macht auch mit. Sport im Hause Schuller. Es gibt auch noch positive Nachrichten in der CoronaKrise, man kann die plötzlichen Freizeit für Leibesübungen nutzen. Schuller nutzt die Zeit daheim auch um Workouts zu absolvieren.
Der Personaltrainer ist eine App. „Ich habe das immer belächelt“, erzählt er mit einem Schmunzeln von der modernen Vorgehensweise seiner Tochter. Nun sportelt der Mann mit dem Sportler-Herz in Zeiten der Krise nach digitalen Vorgaben mit. Irgendwie ist es ja ganz gut, dass das Digitale in alle Lebensbereiche Einzug erhalten hat.
Schuller ist Schulleiter. Die Schulen, wie die Berufsschule Agnes von Hohenstaufen in Schwäbisch
Gmünd, sind dicht. Bis nach den Osterferien. Doch die Schüler sollen nicht vier Wochen lang herumbummeln. Sie sollen auch zuhause lernen. Mit der Online-Lernplattform „Moodle“. „Die Schüler müssen etwas erarbeiten“, erklärt der Oberstudiendirektor. „Das muss alles organisiert sein“, spricht ganz der Schulleiter.
Bis zum Montag, 20. April, ist schließlich noch viel Zeit, wenn die Schulen Stand jetzt wieder öffnen sollen. Der 20. April – das ist auch ein Termin der ihn als Fußballchef beschäftigt.
Der Bezirksvorsitzende Ostwürttemberg des württembergischen Fußballverbandes (WFV) hat natürlich auch seinen Sport im Blick. Stand jetzt gilt dieses Datum beim WFV. „Wenn die Schulen wieder aufmachen, können wir auch wieder trainieren, unter allen Vorsichtsmaßnahmen“, schätzt Schuller ein. Wir, das sind die Fußballer auf der
Ostalb. Der WFV gab nun auch ein Kommuniqué heraus, das auf den 20. April abzielt. Nach der Verordnung der Landesregierung zur CoronaKrise, die weitreichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Baden-Württemberg mit sich trägt, hat der WFV entschieden, „den Spielbetrieb im Amateurfußball bis zu den Verbandsligen frühestens ab dem 20. April 2020 wieder aufzunehmen.“
Da gleich gilt für die Oberliga. Man kann nur „frühestens“sagen, denn man kann nur orakeln, wie sich die Krisensituation entwickelt. Die württembergischen Fußballgemeinde mit ihren 1700 Vereinen und 530 000 Mitgliedern steht still. „Unsere Optionen reichen derzeit von einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs bis hin zum Abbruch der Saison mit allen Konsequenzen“, erklärt WFV-Hauptgeschäftsführer Frank Thumm. Gerade für die höherklassigen Vereine wie die Oberligisten hätte ein Abbruch „enorme finanzielle Konsequenzen“, wie Vorsitzende der Spielkommission Baden-Württemberg Rüdiger Heiß anmerkt.
Schuller sieht – auch durch die Verschiebung der Europameisterschaft noch eine Chance auf Weiterführung der Saison, sollte es auch weitergehen können. „Es gibt noch Puffer“, sagt der Böbinger. Die Folge für die Vereine wäre englische Wochen. Die unterbrochene Spielzeit könnte, wie bei den Profis bis in den Juni hinein andauern. Die Planungen sind für ihn und die jeweiligen Staffelleiter freilich derzeit nicht möglich. Die Kicker befassen sich wie viele andere Menschen mit anderen Dingen. „Der Fußball rückt in diesen Tagen für uns alle in den Hintergrund“, unterstreicht WFV-Präsident Matthias Schöck.
Schuller hat in der Krise ein Zitat eines Bayern-Spielers gefallen. „Im Leben gibt es weitaus wichtigere Dinge als Fußball“, sagte Jerome Boateng. Und Fußballer sind oft Kämpfer. Also sagt Schuller in der Krise: „Da müssen wir durch.“
Er persönlich ist danach vielleicht sogar fitter als er vorher schon war. Den Leibesübungen und einer App sei Dank.
„Wenn die Schulen wieder aufmachen, können wir auch wieder trainieren, unter allen Vorsichtsmaßnahmen.“
Jens-Peter Schuller