Corona lässt Bezinpreise sinken
Die Wirtschaftskrise drückt den Ölpreis - Zigaretten sind an der Tanke gefragt
- Mancher reibt sich dieser Tage die Augen beim Blick auf die Preisschilder an der Tankstelle. Seit das Coronavirus die Runde macht, sind die Preise im Sinkflug. Dieser schöne Nebeneffekt für die Autofahrer ist für Tankstellenbetreiber weniger angenehm. Michael Kübler, der in Hüttlingen und Aalen jeweils eine freie Tankstelle betreibt, sieht sich dennoch in einer privilegierten Situation.
Für 1,11 Euro ist der Liter Super E10 in diesen Tagen zu haben. Vor ein paar Wochen mussten Autofahrer noch rund 1,40 Euro berappen. Überall in Deutschland sinken gerade die Preise, doch in Aalen ist Sprit, auch im Baden-Württemberg-Vergleich, besonders günstig. Laut einer ADAC-Erhebung lag der Durchschnittspreis im Land am vergangenen Donnerstag bei 1,25 Euro, an den Tankstellen in Aalen waren es mindestens zehn Cent weniger.
Die großen regionalen Unterschiede hängen mit der jeweiligen Wettbewerbssituation zusammen, erklärt Julian Häußler vom ADAC Württemberg. Generell sind es zwei Gründe, die Diesel und Benzin derzeit billig machen: Saudi-Arabien hat den Ölhahn kräftig aufgedreht und die Sorgen um die Konjunktur wachsen angesichts der weltweiten Corona-Krise.
Dazu könnte in nächster Zeit noch kommen, dass deutlich seltener getankt wird. Viele Arbeitnehmer arbeiten im Homeoffice und die Mobilität wird weiter eingeschränkt.
„Es fühlt sich an wie sonst in den Sommerferien, es kommen einfach weniger Leute “, sagt die Kassiererin an einer Aral-Tankstelle, die ihren Namen nicht nennen möchte. Auskunftsfreudiger zeigt sich Michael Kübler, der zwei freie Tankstellen, also von Konzernen unabhängig, betreibt. „Bisher spüre ich weder in Aalen noch in Hüttlingen einen Rückgang beim Umsatz“, sagt Kübler. An diesem Morgen geben sich in der Hüttlinger Tankstelle die Kunden die Klinke in die Hand, es wird getankt und eingekauft.
Das Shop-Geschäft sei für die Tanken in der Regel das Hauptgeschäft, so Häußler vom ADAC. Denn die Marge beim Benzin liege bei circa 1 Cent: „Verdient wird an den Zusatzleistungen“.
Kübler sieht sich in einer besseren Situation: „Bei freien Tankstellen liegt die Marge etwas höher“, sagt Kübler und lässt bei dieser Information. Der rasante Preissturz macht allerdings auch ihm zu schaffen. Das Problem: „Der Preis verfällt schneller als meine Tanks aufgebraucht sind.“Es könne also passieren, dass er unterm Einkaufspreis verkaufen muss. Kübler hat zwar viele Stammkunden, dennoch muss er im Preiskampf mithalten können. Etwa alle zwanzig Minuten checkt er über seine HandyApp, was der Sprit an den umliegenden Tankstellen kostet und passt die Ziffern an der Zapfsäule an. „Momentan ist das eine Spirale nach unten“, das schmerze. Dennoch sieht sich Kübler in einer privilegierten Situation. „Ich darf mein Geschäft wenigstens noch offen haben“, sagt er. Und der Verkauf laufe sehr gut: „Bei den Zigaretten sind es 30 Prozent mehr als sonst, da kann man schon von Hamsterkäufen reden.“Manche, die sonst eine Schachtel mitnehmen, kaufen jetzt stangenweise ein. Auch EnergyDrinks werden gleich im Paket gekauft.
Das Geschäft sei aber auch für ihn umständlicher und schwieriger geworden. An den Zapfsäulen und an der Tür hat er gelbe Plakate mit den Sicherheitshinweisen aufgehängt, er bittet seine Kunden möglichst bargeldlos zu bezahlen, er muss seine Mitarbeiter schützen. Kübler beschäftigt 18 Mitarbeiter, 16 sind Minijobber. Zwei Frauen davon sind um die 70 Jahre alt, „Die wollte ich zum eigenen Schutz freistellen, das wollen sie aber nicht“, so der Unternehmer.
An der Kasse hat Kübler jetzt an der Aalener Tankstelle eine Plexiglas-Scheibe aufgestellt, in Hüttlingen wird sie noch montiert.
Doch das ist alles ein vergleichsweise kleines Übel. „Wir wissen nicht, wie lange das noch so geht. Wenn jetzt noch schärfere Beschränkungen kommen, dann sinken nach den Preisen auch die Umsätze“, befürchtet Kübler.
„Der Preis verfällt schneller als meine Tanks aufgebraucht sind“, sagt Michael Kübler, der zwei freie Tankstellen betreibt.