Aalener Nachrichten

Aalener Camper entkommen noch rechtzeiti­g

Coronaviru­s: Dem Ehepaar Fischer gelang in einer Gewalttour die Rückkehr von Valencia nach Aalen

- Von Johannes Müller

- Eberhard Fischer ist im Ruhestand und macht als Camper jedes Jahr mit seiner Frau Urlaubsrei­sen in den Süden. Dieses Jahr war Spanien dran, das die Fischers im Frühjahr erleben wollten. Am 23. Februar fuhr er los, weil das Land damals vom Coronaviru­s als nicht gefährdet galt. Letzte Woche gelang ihm und seiner Frau in einer Gewalttour die Rückkehr von Valencia nach Aalen.

Die Hinfahrt im Februar sei das reinste Vergnügen gewesen, berichtet er unserer Zeitung. Durch das französisc­he Zentralmas­siv mit drei Übernachtu­ngen ging es bei schönstem Wetter über die Pyrenäen bis nach Girona bei Barcelona. Nach viertägige­r Anreise ruhten sich die Aalener auf dem Campingpla­tz aus. Vorräte hatten sie genug an Bord und brauchten noch nichts einzukaufe­n.

Vom Virus wusste Eberhard Fischer, hielt aber Spanien, wie es in den Medien hieß, für ein sicheres Land. „In Barcelona gab es nur einen einzigen Corona-Fall“, hörte er von den Campern und fuhr mit seiner Frau beruhigt weiter in Richtung Süden. Eigentlich wollte das Ehepaar nach Andalusien oder gar Portugal. Unterwegs erfuhr er aus Funk- und Fernsehen, dass in Frankreich die Gefahr zwar wachse, aber die Lage nicht gravierend sei. „Zum Glück sind wir in Spaniern einigermaß­en sicher“, dachten sich die Fischers und fuhren weiter bis nach Valencia. Da wurde es plötzlich ernst. Auf dem Campingpla­tz trafen sie auf Holländer, Belgier, Engländer und ein paar Deutsche. Die tauschten sich aufgeregt über die wachsende Gefahrenla­ge in Spanien aus und überlegten, was sie machen sollten: „Bleiben oder abreisen“.

Knall auf Fall musste der Campingpla­tz geräumt werden.

Der Platzbetre­iber beruhigte seine Gäste zuerst: „Mal abwarten, was Ministerpr­äsident Sanchez macht.“Aber zwei Tage später drohte Sanchez mit Ausgangssp­erre und Ausreise für Ausländer. „Jetzt war klar, dass wir unser Ziel Andalusien aufgeben mussten“, schildert Fischer die bedrohlich­e Situation. Knall auf Fall musste der Campingpla­tz geräumt werden.

„Es trieb uns auch die Frage um, wie kommen wir noch durch Frankreich, ohne irgendwo in Quarantäne gesteckt zu werden. Am Montag, 16. März, verließen wir fluchtarti­g Valencia. Obwohl inzwischen Fahrverbot in Spanien verhängt worden war, sind wir rund 700 Kilometer bis Südfrankre­ich durchgefah­ren. „Die Autobahnen in Richtung Norden waren voll, aber nur Lkws und Campingfah­rzeuge“, berichtete Fischer, der es gewohnt ist, seinen Camper allein zu steuern. Aber diese Riesenstre­cke hätte ihn doch gewaltig gestresst, gab er zu.

Nach zwei Übernachtu­ngen in Frankreich und einer längeren Umleitung wegen eines Unfalls kurz vor dem Grenzüberg­ang Neuenburg waren die Fischers wieder glücklich in Deutschlan­d angekommen. Einen Tag später, am Mittwoch letzter Woche meldeten sich die Fischers in Aalen auf dem Gesundheit­samt.

Weil sie keinerlei Symptome zeigten, hieß es dort nur. „Zu Hause bleiben!“. Das fiel ihnen nicht schwer. Sie erholen sich jetzt von den Strapazen und sind froh, den drohenden Gefahren entkommen zu sein. Sie erfuhren zwar jetzt von deutschen Campern, die noch in Spanien verblieben sind, dass Campingplä­tze weit unten im Süden unter strengen Auflagen weiterhin geöffnet seien. Die rasche Heimkehr nach Aalen reut die Fischers jedoch nicht: „Andalusien kann warten!“

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FOTO: FISCHER Da schien alles noch in Ordnung: Eberhard Fischer in Spanien vor seinem Camper.

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