Notfallfonds gegen Vereinssterben
Angesichts der Corona-Krise will sich die Landessportministerin einsetzen.
- Positives Signal aus Stuttgart an die Sportvereine in Baden-Württemberg: Angesichts der Corona-Krise will sich Landessportministerin Susanne Eisenmann gegebenenfalls für einen Notfallfonds einsetzen. Diese zusätzliche finanzielle Hilfe fordert unter anderem der Württembergische Landessportbund (WLSB). Der Fonds solle allerdings nur ergänzend eingerichtet werden, wenn die Mittel, die im Solidarpakt Sport (87,5 Millionen Euro jährlich) vorgesehen sind, nicht ausreichten, sagte Eisenmann.
„Die Corona-Pandemie ist auch für unsere Sportvereine und für deren Mitglieder in Baden-Württemberg eine große Herausforderung“, sagte Sportministerin Eisenmann am Donnerstag in Stuttgart. Die finanziellen Auswirkungen seien teilweise erheblich. „Wir werden deshalb alles daransetzen, dass es durch das Coronavirus und seine Nebenwirkungen kein Vereinssterben in Baden-Württemberg geben wird“, sagte Eisenmann, die sich mit dem Landessportverband (LSV) abstimmen will, wie die Mittel eingesetzt werden. „Wir werden das Ehrenamt nicht im Stich lassen“, betonte die Ministerin. Die Hilfen aus dem Solidarpakt sollten andere, bereits verabschiedete Maßnahmen von Bund und Land ergänzen.
Die Ankündigung Eisenmanns, die Vereine nicht alleine zu lassen, sorgt bei Wunibald Wösle zumindest kurzfristig für etwas Erleichterung. „Wenn es tatsächlich Unterstützung für uns gibt, sind wir sehr froh“, sagt der Präsident des VfB Friedrichshafen. Doch die Sorgen werden Wösle dennoch weiter umtreiben. Schließlich hat sein Verein, unter dessen Dach 22 Sportabteilungen und knapp 3800 Mitglieder versammelt sind, derzeit gleich an mehreren Fronten mit den Auswirkungen der CoronaKrise zu kämpfen. „Als Ehrenamtliche müssen wir uns da erst mal in alles reinfuchsen. Das ist viel Aufwand.“
Das größte Sorgenkind des Präsidenten ist aktuell die Kindersportschule. Rund 15, teils hauptamtliche, Trainer haben von einem auf den anderen Tag ihre Arbeit einstellen müssen und wissen derzeit nicht, wann und wie es weitergehen wird. „Wir müssen gucken, dass wir die guten Leute, die wir über Jahre aufgebaut haben, halten können.“
Der VfB hat deshalb Anträge auf Kurzarbeit gestellt, weiß allerdings noch nicht, ob diese genehmigt werden. Klar ist aber, dass in den nächsten Monaten wichtige Einnahmen fehlen werden. Denn durch die vorübergehende Einstellung der Kindersportschule besteht rechtlich kein Anspruch, die Gebühren von den Eltern der rund 400 Kinder, die einen durchschnittlichen Beitrag von rund 150 Euro pro Halbjahr zahlen, einzufordern. „Wenn wir kein Sportprogramm anbieten können, fehlen uns diese Einnahmen komplett“, sagt Wösle.
„Wir appellieren deshalb an die Solidarität der Eltern, uns weiterhin zu unterstützen.“Dazu fehlt Geld, das den einzelnen Abteilungen des VfB Friedrichshafen durch ausgefallene Veranstaltungen verloren geht. Weniger Sorgen machen dem VfBPräsidenten hingegen mögliche Vereinsaustritte. „Da sind wir ganz gut abgesichert, Austritte sind frühestens ab dem 31. Dezember möglich. Bis dahin hat sich die Lage hoffentlich ein wenig entspannt.“
Noch sei nicht absehbar, was die Krise für die Einnahmen- und Ausgabenseite der Sportvereine im Einzelfall bedeute. Vieles hänge von der Mitgliederstärke, der Beschäftigtenzahl, dem Angebot und der Infrastruktur eines Vereins ab, sagte Eisenmann. „In den kommenden Wochen werden die konkreten Auswirkungen auf den Vereinssport klarer und sichtbarer werden. Wir sind entschlossen, überall dort Hilfe zu leisten, wo trotz bereits beschlossener Maßnahmen existenzielle Not oder besondere Härten drohen.“Noch ist die Lage bei der MTG Wangen gut beherrschbar. „Wir haben noch ein paar Rücklagen“, sagt Vorstandssprecher Christoph Bührer.
Die Aussicht auf einen Notfallfonds freut ihn aber natürlich trotzdem: „Das wäre kein Fehler.“Das noch nicht absehbar lange Sportverbot treffe auch größere Vereine wie die mehr als 4000 Mitglieder starke MTG, obwohl kleinere Vereine wahrscheinlich viel früher bedroht seien. Für die 20 Mitarbeiter in der MTG-Geschäftsstelle war schon in der vergangenen Woche ein Notarbeitsplan eingeführt worden. Sollte der Ausnahmezustand sehr lange dauern, sei auch Kurzarbeit denkbar, sagt Bührer. Zunächst würden Überstunden und Urlaub abgebaut: „Wir fahren das Ganze einfach zurück und schauen, wie lange die Ausnahmesituation gehen wird.“Hoffnung, dass es nach Ostern aufwärts geht, hat Bührer trotz steigender Infiziertenzahlen weiterhin. Den Mitgliedern des vereinseigenen Sportstudios und denen, die die kostenpflichtige Kindersportschule KISS besuchen, komme die MTG derweil insoweit entgegen, als dass für April keine Beiträge erhoben werden, sagt der Vorstandssprecher.
Eisenmanns Ankündigungen endeten am Donnerstag mit einem Appell an alle Vereinsmitglieder: „Stehen Sie auch in diesen schwierigen Zeiten zu Ihrem Verein, bleiben Sie ihm treu!“In dasselbe Horn blies Rolf Engler, der Vorsitzende des Sportverbands Ravensburg, der 52 Vereine unterstützt.
In einem offenen Brief an die Sportvereine schrieb Engler dieser Tage unter anderem: „Der Sportverband und das Sportamt bitten um den Gemeinschaftssinn der Ravensburger Sportler, in dieser angespannten Situation zu ihren Vereinen zu stehen, auch wenn der Sportbetrieb zur Zeit leider ruhen muss. Wir bitten auch, in der aktuellen Situation, von Rückforderungen von Kursgebühren oder Beiträgen Abstand zunehmen, da die Vereine weiter Kostenbelastungen erfüllen müssen.“Die Ankündigungen Eisenmanns hörte Engler natürlich trotzdem gern: „Wir unterstützen auch konsequent die Maßnahmen der Politik.“