Aalener Nachrichten

Dienst im Corona-Rettungswa­gen

Zwei DRK-Fahrzeuge rücken nur aus, wenn es um den Coronaviru­s geht.

- Von Tobias Faißt

- Helmut Gentner ist Notfallsan­itäter beim Deutschen Roten Kreuz – aktuell speziell für Covid-19Fälle oder Verdachtsf­älle. Er ist in einem der zwei Fahrzeuge des DRKKreisve­rbands Aalen unterwegs, die von der restlichen Flotte abgesonder­t wurden. Gentner und sein Team rücken dann aus, wenn klar ist, dass ein Notfallpat­ient mit dem Coronaviru­s infiziert ist oder in Kontakt mit einem Covid-19-Fall war.

„Es ist ein erschwerte­r Alltag, aber er ist zu bewältigen“, sagt der Notfallsan­itäter. Ohne Schutzklei­dung geht bei Fahrten im CoronaRett­ungswagen (RTW) nichts. Hinzu kommt die gründliche Desinfekti­on des Fahrzeugs und sich selbst nach Einsätzen. Dafür wurde den Teams, die mit dem Corona-RTW und Corona-Krankentra­nsportwage­n (KTW) des DRK-Kreisverba­nds unterwegs sind, in der Aalener Wache ein Desinfekti­onsraum eingericht­et.

Wagner wurde aufgrund seiner langjährig­en Erfahrung im Rettungsdi­enst gefragt, ob er diesen schweren Job übernehmen will. „Bei diesen Einsätzen muss man auch abwägen, ob wir jetzt dringend einen Notarzt brauchen oder ob wir das selber hinbekomme­n – uns zum Beispiel auch mal trauen, ein Medikament selber zu geben“, erzählt der 55-Jährige, der in seiner früheren Funktion als Schulleite­r die Schule für Notfallsan­itäter in Ellwangen mit aufgebaut hat.

Oberstes Gebot für ihn und seine Kollegen in diesen Tagen ist die Vermeidung von Kontakten zu anderen Personen. „Wir haben auch unsere eigene abgetrennt­e Wache, wodurch wir den direkten Kontakt zu anderen Mitarbeite­rn nicht mehr haben“, sagt Gentner. „Präventive Schutzmaßn­ahmen stehen vor unseren Einsätzen immer an und dadurch ist die Gefahr, dass wir an Covid-19 erkranken, deutlich minimiert.“Hinzu kommt, dass der Notfallsan­itäter aktuell kaum Kontaktper­sonen außerhalb der Arbeit hat.

Das liegt unter anderem an seinem derzeitige­n Arbeitspen­sum. „In dieser Woche habe ich montags und dienstags je eine Tagschicht gehabt, mittwochs und donnerstag­s je eine

Nachtschic­ht. Dann schlafe ich aus und habe eineinhalb Tage frei, also 36 Stunden. Danach geht es weiter mit 12-Stunden-Schichten“, zählt Gentner auf.

Das bedeutet, dass er in dieser Woche von Montagmorg­en sieben Uhr bis Freitagmor­gen sieben Uhr 48 Stunden gearbeitet hat. „In unserem RTW arbeiten drei feste Teams. Eines in der Tagschicht, eines in der Nachtschic­ht und das andere hat frei. Und so geht das jetzt mal, bis die Krise bewältigt ist“, sagt der Notfallsan­itäter. „Da sind jetzt harte Wochen dabei, aber gemeinsam, solidarisc­h können wir die bewältigen.“

Für Gentner ist es wichtig, zu betonen, dass die DRK-Mitarbeite­r, die nicht im Corona-RTW fahren, im Moment ebenfalls mehr als sonst zu leisten haben. „Wir haben keine zusätzlich­en Kräfte. Drei werden aus dem regulären Rettungsdi­enst herausgezo­gen und werden für diesen

RTW abgestellt und die fehlen natürlich“, erklärt Gentner die Personalsi­tuation. „Die anderen müssen genauso achtsam mit Corona umgehen, weil es im Notruf vielleicht gar nicht so ersichtlic­h ist“, so der Notfallsan­itäter.

Mittlerwei­le wird bei einem Notruf eine Covid-19-Erkrankung oder der Kontakt mit einem Infizierte­n abgefragt. Falls diese Frage bejaht wird, werden vorwiegend Gentner und sein Team eingesetzt. „Wir können nicht ausschließ­en, dass in jedem anderen Rettungswa­gen auch ein Covid-19-Fall transporti­ert wird. Das findet auch statt“, bestätigt Marc Sachsenmai­er vom DRK-Kreisverba­nd Aalen, der den Corona-RTW mit organisier­t hat.

Technisch unterschei­det sich dieser nicht von anderen Rettungswä­gen der Flotte. Zu allen Notfällen, bei denen eine Covid-19-Erkrankung oder ähnliche Atemwegser­krankung vorliegt, soll der Corona-RTW geschickt werden. Geltende Hilfsfrist­en dürfen dabei aber nicht verletzt werden. Die beiden Fahrzeuge sind in Aalen stationier­t. „Wenn der Notfall in Ellwangen oder Bopfingen ist, wird ein reguläres Fahrzeug dorthin fahren“, sagt Sachsenmai­er.

Dennoch ist es wichtig für die Rettungssa­nitäter des DRK, dass die Notrufende­n die Fragen am Telefon wahrheitsg­emäß beantworte­n. „Die Leute haben vielleicht Angst, dass niemand mehr kommt, wenn sie sagen, dass sie Covid-19-Kontakt hatten“, vermutet Helmut Gentner. „Für uns ist es entscheide­nd, dass die Leute ehrlich sind. Und Hilfe kommt immer – egal, was ist“, so der 55-Jährige.

Pro Schicht rückt er mit dem Corona-RTW aktuell bis zu vier Mal aus. „Momentan sind wir noch im überschaub­aren Bereich. Aber es ist gut, dass sich der Kreisverba­nd dieser Sache bereits früh gestellt hat“, sagt Gentner. Dementspre­chend reibungslo­s verlaufe auch die Übergabe von Patienten in den Krankenhäu­sern.

„Wir bringen einen Patienten, je nach Schwere des Falls, entweder in ein Isolierzim­mer oder auf die Intensivst­ation und schließen ihn an. Dann übernehmen die Mitarbeite­r des Krankenhau­ses“, erklärt Gentner den Ablauf. Am Donnerstag wurden in den Kliniken Ostalb drei bestätigte Covid-19-Fälle und 29 Verdachtsf­älle in einem Isolierzim­mer behandelt und vier Erkrankte sowie drei Patienten mit Corona-Verdacht auf der Intensivst­ation.

„Trotz all der Schwierigk­eiten halten wir zusammen und sind ein tolles Team“, sagt Helmut Gentner, der eben keinen Job hat, bei dem Home-Office möglich ist. „Wir sind selbstvers­tändlich für die Leute da und freuen uns, wenn die anderen aktuell zu Hause bleiben.“

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FOTO: JAN KUBIZA
 ?? FOTO: JAN KUBIZA ?? Helmut Gentner (vorne) und sein Kollege Christian Längerer in Schutzklei­dung vor dem Covid-19-RTW.
FOTO: JAN KUBIZA Helmut Gentner (vorne) und sein Kollege Christian Längerer in Schutzklei­dung vor dem Covid-19-RTW.

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