„Das Virus hat keine Staatsangehörigkeit“
Steinmeier ruft zur Solidarität auf – Deutschland nimmt Corona-Patienten aus Italien auf
(dpa/AFP) - Angesichts der Corona-Epidemie hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bundesbürger und die Staatengemeinschaft zum Zusammenstehen aufgerufen. In einer Videobotschaft würdigte er zugleich die „Heldinnen und Helden in der Corona-Krise“wie Ärzte, Pfleger, Mitarbeiter von Supermärkten und Menschen, die anderen helfen. Das Gebot der Stunde laute jetzt „Abstand halten“. Dies wiederum bedeute Verzicht, sagte Steinmeier am Donnerstag. „Das fällt uns allen schwer, auch mir. Doch nur der Verzicht verhindert, dass wir dauerhaft verlieren, was wir lieben.“Solidarität heiße aber auch, dass der Blick weiter als bis zum nächsten Grenzzaun reichen müsse. „Nein, das Virus hat keine Staatsangehörigkeit, und das Leid macht nicht vor Grenzen halt.“
Nach den umstrittenen Alleingängen etlicher EU-Staaten in der Corona-Krise haben am Donnerstag auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre Kollegen den Schulterschluss versucht. Die 27 Staats- und Regierungschefs berieten bei einem Videogipfel unter anderem über mögliche gemeinsame
Krisenhilfen über den Eurorettungsschirm ESM. Zuvor hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen herbe Kritik an einseitigen Maßnahmen wie Exportverboten und Grenzkontrollen geübt. „Als Europa wirklich füreinander da sein musste, haben zu viele zunächst nur an sich selbst gedacht“, sagte sie. Inzwischen habe sich der Trend umgekehrt und die Staaten hätten begonnen, einander zu helfen. „Europa ist wieder da“, sagte von der Leyen. Zuvor hatten unter anderem Russland und China Ärzte und Hilfsgüter vor allem nach Italien entsandt.
Am Donnerstag nun bedankte sich EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bei Deutschland für die Aufnahme schwer kranker Covid-19-Patienten aus Italien. Zudem wurde bekannt, dass sich mehrere Bundesländer bereit erklärt hätten, weitere 47 Patienten aus Italien zu versorgen. Zuvor hatten Kliniken in Baden-Württemberg Patienten aus dem Elsaß aufgenommen. In der schwer betroffenen französischen Region könnte nun die Bundeswehr zum Einsatz kommen. Laut „Spiegel“bemüht sich Paris um Hilfe durch die Streitkräfte.