Aalener Nachrichten

Einsatz von Soldaten als Polizeihel­fer umstritten

FDP sieht keine gesetzlich­e Grundlage

- Von Katja Korf, Ludger Möllers und Agenturen

- Die Überlegung­en im badenwürtt­embergisch­en Innenminis­terium, in der Corona-Krise Soldaten um Amtshilfe und damit zur direkten Hilfe für die Landespoli­zei zu bitten, führen zu politische­m Streit. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) habe bereits mehrfach mit Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret KrampKarre­nbauer (CDU) über Möglichkei­ten gesprochen, die Bundeswehr zur Unterstütz­ung einzusetze­n – auch über Hilfe etwa in Krankenhäu­sern hinaus. Das sagte ein Sprecher Strobls am Donnerstag und bestätigte einen Bericht der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Ministerin habe ihre volle Unterstütz­ung signalisie­rt. Konkrete Einsatzplä­ne gebe es derzeit aber noch nicht. Derweil kritisiert die FDP die Pläne, die SPD will den möglichen Einsatz beschränke­n.

Gleichzeit­ig wurde am Donnerstag bekannt, dass auch die bayerische Regierung den Einsatz von Bundeswehr­einheiten prüft. Aber weder Baden-Württember­g noch Bayern haben bisher Anträge ans Verteidigu­ngsministe­rium gestellt.

Wie genau die Soldaten der personell geschwächt­en Polizei helfen würden, war zunächst nicht bekannt. Laut Innenminis­terium könnten die Soldaten beispielsw­eise Transporta­ufgaben übernehmen oder „Objekte“schützen, etwa polizeilic­he Einrichtun­gen.

Dazu könnten auch Einund Auslasskon­trollen gehören. Die Soldaten stünden dabei stets unter der Führung der Polizei: Bei einer Kontrolle wäre also immer ein Polizist anwesend. Der würde eine konkrete Maßnahme anordnen, wenn eine durchzufüh­ren sei. Dass Polizisten und Soldaten miteinande­r Streife fahren, sei nicht geplant.

Politiker streiten seit Jahren über Bundeswehr­einsätze im Inland. Das Grundgeset­z lässt sie nur in Ausnahmefä­llen zu. Artikel 35 erlaubt die sogenannte Amtshilfe. Der FDP-Fraktionsc­hef im Stuttgarte­r Landtag, Hans-Ulrich Rülke, kritisiert­e den Innenminis­ter: „Offenbar versucht Strobl, die Corona-Krise zu nutzen, um seinen alten Traum zu verwirklic­hen, die Bundeswehr auch im Innern einzusetze­n.“So ein Einsatz sei von der Verfassung aus guten Gründen nur im absoluten Ausnahmefa­ll vorgesehen – der im Moment offensicht­lich nicht vorliege. Denn die verschärft­en Kontaktauf­lagen würden befolgt. Strobl schüre Verunsiche­rung in der Bevölkerun­g und der Wirtschaft. Der innenpolit­ische Sprecher der SPD-Fraktion, Sascha Binder, sagte: „Klar muss sein, dass die Streitkräf­te nicht für originäre Polizeiauf­gaben eingesetzt werden dürfen, denn dafür sind sie nicht ausgebilde­t. Aber einer Unterstütz­ung durch die Bundeswehr beispielsw­eise bei Transporta­ufgaben steht aus meiner Sicht nichts entgegen.“

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