Aalener Nachrichten

SPD kritisiert Weitergabe von Corona-Daten an Polizei

Innenminis­terium argumentie­rt mit Gesundheit­sschutz

- Von Katja Korf

- Die SPD protestier­t scharf gegen das Ansinnen, Daten Corona-Infizierte­r flächendec­kend an Polizei und Gemeinden weiterzuge­ben. Polizeigew­erkschafte­r und Gemeindeta­g hatten das in der „Schwäbisch­en Zeitung“gefordert, um Mitarbeite­r zu schützen und gezielter kontrollie­ren zu können.

Doch laut geltender Rechtslage dürfen Gesundheit­sämter diese Angaben nur in begründete­n Einzelfäll­en weiterleit­en. Ein Sprecher des Innenminis­teriums bestätigte dem SWR jedoch, dass man Listen mit Namen und Adressen Infizierte­r von einzelnen Gesundheit­sämtern erhalte. Das sei zum Gesundheit­sschutz der Polizisten auch notwendig, die Daten würden zeitnah gelöscht. Das Vorgehen sei rechtlich in Ordnung.

Das sieht der Landesdate­nschutzbea­uftragte Stefan Brink jedoch ganz anders. Er hält die Herausgabe von Patientend­aten nur für erlaubt, wenn ein Gesundheit­samt in Einzelfäll­en den Verdacht habe, dass sich jemand nicht an Quarantäne­auflagen hält. Die Ämter selbst haben derzeit kein Personal, um das zukontroll­ieren.

„Statt so massiv in die Persönlich­keitsrecht­e von Bürgerinne­n und Bürgern einzugreif­en, sollte die Landesregi­erung lieber für die notwendige Schutzauss­tattung der Polizei sorgen“, sagte der SPD-Innenexper­te Sascha Binder am Donnerstag. „Einige

Gesundheit­sämter geben die Daten weiter und andere nicht, einige Polizeiprä­sidien nutzen die Daten und andere nicht. Dieses Durcheinan­der muss schnell beendet werden“, so Binder weiter.

Polizeigew­erkschafte­r beklagen die mangelhaft­e Ausrüstung ihrer Kollegen. Wenn jeder Streifenwa­gen nur je zwei Schutzsets an Bord habe, sei das viel zu wenig im Moment, wenn mehrere Einsätze aufeinande­rfolgten und in der Eile keine Zeit für eine Rückfahrt zum Revier sei.

Neben der Polizei würden auch Gemeinden die Daten der Gesundheit­sämter gerne nutzen. Auch sie geben als Grund an, ihre Mitarbeite­r vor einer Ansteckung schützen zu wollen und Anhaltspun­kte für Kontrollen zu haben.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Um Beamte besser zu schützen, sollen Daten Infizierte­r weitergege­ben werden.

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