Aalener Nachrichten

„Das komplexest­e Ereignis des Planeten“

Das IOC und Japan versuchen, in Rekordzeit und mit vielen Variablen neue Olympische Spiele zu organisier­en

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(dpa/SID/sz) - Japans Ex-Ministerpr­äsident Yoshiro Mori hat Ehrfurcht vor der Monumental­ität seiner Aufgabe. Die in sieben Jahren vorbereite­ten Olympische­n Spiele in Tokio muss er nach der Verlegung in wenigen Monaten mit einer neu gegründete­n Task Force noch einmal organisier­en. „Von nun an stellen wir uns einer noch nie da gewesenen Herausford­erung“, sagte der 82 Jahre alte Präsident des Organisati­onskomitee­s am Donnerstag. Rund 30 Mitglieder sind in seiner Arbeitsgru­ppe mit dem Namen „Tokio 2020 Neustart Task Force“.

Erstes Ziel ist es, einen Termin für die wegen der Coronaviru­s-Pandemie verlegten Spiele, die am 24. Juli eröffnet werden sollten, zu finden. Der Kalender des Weltsports ist prall gefüllt. Die Fußball-EM wurde schon auf den 11. Juni bis 11. Juli 2021 verschoben. Danach sind nahtlos die Weltmeiste­rschaften der Schwimmer und der Leichtathl­eten im August geplant.

Noch ist Hidemasa Nakamura, der Verantwort­liche für die Durchführu­ng

der Spiele, hilflos, was die fast unmögliche Suche nach einem jeden und allem gerecht werdenden Austragung­szeitraum angeht. „Wir haben keinen festen Plan, wie wir von hier aus weiter vorgehen werden“, sagte er. „Und keine Ahnung, wann wir die Termine endgültig festlegen können.“

Während Tischtenni­s-Weltstar Timo Boll der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte, er hätte die Spiele gerne im Jahre

2022 gesehen, weil er glaube, dass das Virus noch Monate lang nachwirkt, wünscht sich Tischtenni­s-Weltpräsid­ent Thomas Weikert einen Termin bereits im Frühjahr 2021. „Wir plädieren auf April oder früher“, sagte der 58-Jährige. Im Juni 2021 sei auch die Tischtenni­s-WM im Einzel in Houston/USA vorgesehen.

Die 33 Weltverbän­de und das IOC berieten am Donnerstag. Entscheide­nd sei für die Verbände, ob sie weiter mit den Zuwendunge­n vom IOC in vollem Umfang rechnen können. „Es gibt Verbände, die sind bis zu 90 Prozent davon abhängig“, so Weikert. Das Videomeeti­ng verlief offenbar harmonisch, das IOC will dem Veranstalt­er nun einen Terminvors­chlag machen.

Der Countdown für die Mission Neustart des laut IOC-Präsident Thomas Bach „komplexest­en Ereignisse­s auf diesem Planeten“läuft also. „Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit“, sagte OK-Chef Toshiro Muto. „Es gibt so viele Probleme, die nicht gelöst werden können, wenn der neue Termin nicht feststeht.“Ungewiss ist etwa, ob die 11 000 Sportler auch 2021 ins Olympische Dorf einziehen können, weil alle Wohnungen schon verkauft sind. Wie organisier­t man Rückgabe und Neuverkauf der Olympia-Tickets, wie gelingt die erneute Gewinnung von 80 000 Volunteers. Zudem geht es um veränderte Konzepte für Sicherheit und Transport in Tokio – und um bestehende Verträge. Neu abgestimmt werden müssen die Interessen der 13 Sponsoren, die dem IOC treu bleiben, der Medien, der Verbände und der Nationalen Olympische­n Komitees.

„Ich habe mir nicht vorgestell­t, dass wir in diesem Ausmaß getestet werden“, räumte Muto ein. Tokio habe „eine enorme Aufgabe vor sich“, sagte Gouverneur­in Yuriko Koike. „Wir haben Probleme, die sich auftürmen. Aber es ist besser als eine Absage.“Die wäre der Stadt und dem Land viel teurer gekommen. Japan hofft, dass sich das IOC an der fünf Milliarden Euro teuren Verlegung beteiligt

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FOTO: DPA Pläne in Pandemie-Zeiten: Yoshiro Mori, OK-Chef der Spiele in Tokio, trifft zur Task-Force-Sitzung ein.

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