Das Sportfernsehen schaut in die Röhre
(SID) - Eigentlich hat sich für das Sportfernsehen ein Schlaraffenland geöffnet. Die meisten Menschen befinden sich in der Corona-Krise rund um die Uhr zu Hause, viele von ihnen schalten aus Langeweile die Flimmerkiste an. Beste Bedingungen für eine Mega-Quote – doch es fehlt der Livesport. Überall. Und das führt zu harten Konsequenzen.
Werbeeinnahmen brechen weg und die Zahl der Abo-Kunden geht zurück. Mit Sport aus der Konserve allein kommt das Publikum nicht zurück. Die Macher versuchen daher, mit kreativen Ideen die (nahezu) livesportfreie Zeit zu überstehen. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender müssen Lösungen finden und setzen in der ARD-Sportschau oder dem ZDF-Sportstudio auf Hintergründiges oder Talks.
„Es ist bei uns nicht so, dass nur in den Keller gegangen und geschaut wird, was im Videoarchiv noch da ist“, sagte Sprecher Michael Röhrig von Sport1. Man müsse „neue Formate einbinden, passende Programmangebote und Werbeumfelder schaffen, zum Beispiel durch Sonderprogrammierungen und Thementage“. So zeigt der Spartensender am kommenden Sonntag die Sportdokumentation „Inside United Volleys“über den Bundesligisten aus Frankfurt. Aus Kostengründen sind aber auch Wiederholungen ein Muss, statt aktuelle DEL-Viertelfinals im Eishockey laufen frühere Darts-Weltmeisterschaften. Eurosport zeigt BiathlonWeltcups aus der Konserve statt Livebilder der Katalonien-Rundfahrt.
„Wir schauen, was das Archiv hergibt“, gibt Eurosport-Sprecher Dominik Mackevicius unumwunden zu. Highlights, Rückblicke, Best-of-Serien – das komme beim Zuschauer noch am besten an. Außerdem reichert Eurosport sein Programm mit ExpertenPodcasts an.
Auch Sky versucht, seine Kunden nicht nur mit Sport aus der Vergangenheit bei der Stange zu halten. Im neuen Format „Dein Verein“wird jeden Tag ein Bundesligaclub mit Interviews und Analysen näher durchleuchtet. Außerdem bietet Sky Dokumentationen wie „Come on Klopp“über den bisherigen Saisonverlauf des FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp an. Manchen Kunden reicht das nicht, die Fragen nach einer Rückerstattung häufen sich beim Bezahlsender. Noch ist Sky in der Findungsphase, „was für unsere Kunden angemessen“sein könnte.
Härter trifft es den Streaminganbieter DAZN, dessen rasanter Aufstieg durch Corona vorerst gestoppt wurde. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Horizont“haben sich die täglichen Abo-Kündigungen seit der Spielpause in der Bundesliga nahezu verdreifacht. Um die Kündigungswelle etwas abzuflachen, setzt DAZN neben Highlight-Programmen auch auf eigene Dokumentationen wie „Being Mario Götze“oder „The Making of: Cristiano Ronaldo“.