Zweimal 105 Tonnen fürs neue Kraftwerk
Auf der Palm-Baustelle sind zwei riesige Dampfkessel aufgestellt worden.
- Trotz der Corona-Krise schreiten bei der Papierfabrik Palm in Unterkochen die Bauarbeiten zügig voran: Im Beisein von Firmenchef Wolfgang Palm und von Oberbürgermeister Thilo Rentschler sind am Montag zwei riesige Dampfkessel im zukünftigen Kraftwerk aufgestellt worden, mit dem einmal die neue Papiermaschine PM 5 betrieben wird.
Die von Siemens entwickelte neue Gasturbine ist die weltweit erste Anlage der neuen Generation. Sie produziert neun Prozent mehr Strom, ist sehr umweltfreundlich im Hinblick auf den Kohlendioxidausstoss, kann sehr flexibel hoch- und runtergefahren werden und ist auch mit kohlendioxidfreiem Wasserstoff zu betreiben.
Der Gasturbine nachgeschaltet sind ein Abhitzkessel und eine Dampfturbine. Der so erzeugte Strom reicht für die Papierfabrik und kann zusätzlich auch noch ganz Aalen mit Strom versorgen. Der anfallende Dampf wird zur Trocknung der Papierbahn der Papiermaschine benötigt.
In Zeiten, in denen das Stromnetz überlastet ist, wird die Gasturbine abgeschaltet und die Fabrik bezieht ihren Strom aus dem Netz. Der Dampf muss dann mit zwei Großraumwasserkesseln gewonnen werden. Diese Kessel sind jetzt angeliefert und aufgestellt worden. Sie wurden von der Firma Köthen bei Leipzig gebaut. Die Kessel mit einer Breite von fünf Metern, einer Länge von 11,6 Metern und einer Höhe von 5,2 Metern wiegen 105 Tonnen.
Sie wurden zweieinhalb Wochen lang von einem Binnenschiff über die Elbe, den Mittellandkanal, den Rhein und den Neckar bis Heilbronn und dann mit Lastwagen nach Unterkochen transportiert. Zum Aufstellen der Kessel musste ein 750-Tonnen-Schwerlastkran auf der Baustelle aufgebaut werden. Ein Kessel steht auf dem Boden der andere auf einem Podest, um Platz zu sparen. Jeder der beiden Kessel wird mit Erdgas betrieben und hat bei einem Wirkungsgrad von 96 Prozent eine Dampfleistung von 70 Tonnen pro Stunde. Die Kessel sind ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung des 500-Millionen-Projekts.
Oberbürgermeister Thilo Rentschler äußerte sich sehr froh darüber, dass die Bauarbeiten bei Palm so zügig vorangehen. Dies sei gerade in Krisenzeiten ein ermutigendes Zeichen. Firmenchef Wolfgang Palm hob die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Aalen und dem Gemeinderat hervor. Er habe jetzt schon weltweit fünf Papierfabriken gebaut, es aber noch nie erlebt, dass ein solches Projekt wie in Aalen von allen kommunalen Gremien einstimmig befürwortet worden sei. Schon die Kocherverlegungund renaturierung im Vorfeld des Bauvorhabens sei ein sehr positives Signal der Stadt gewesen. OB Thilo Rentschler sprach in diesem Zusammenhang von einer typischen Win-Win-Situation, da der Kocher ökologisch erheblich aufgewertet worden sei.
Bei einem Rundgang durch die 230 Meter lange Produktionshalle konnte man sich von den riesigen Dimensionen des Projekts überzeugen. Derzeit sind 200 Personen auf der Baustelle; wenn die Papiermaschine montiert wird, werden es bis zu 1200 Beschäftigte sein.
Wie von Wolfgang Palm zu erfahren war, werden die Hallendecken ausschließlich aus Lärmschutzgründen mit Beton ausgestattet. Dies gebe es in der Branche sonst nirgends. Er hob außerdem das gute Einvernehmen mit den Anliegern in Unterkochen hervor. Die wegen der Corona-Krise zunächst abgesagte Baustellenführung für die Anlieger werde man mit Sicherheit zu gegebener Zeit nachholen, unterstrich der Firmenchef.