Aalener Nachrichten

Zwischen Abbruch und Spaltung

Die Regionalli­ga um den VfR Aalen schaut auch auf die 3. Liga.

- Von Sebastian van Eeck und Benjamin Post

- Was machen eigentlich die ehemaligen Kollegen? So ganz einig sind sie sich nicht, hört man. Vor ziemlich genau einem Jahr gehörte der VfR Aalen noch zum erlauchten Kreis der in der

3. Liga mitarbeite­nden Menschen. In dem Fußball-Betrieb, in dem sich auch nicht das große Geld verdienen lässt aber immerhin mehr als in der Regionalli­ga, in der die Aalener nach dem sportlich besiegelte­n Abstieg vor einem Jahr nach der 2:4-Niederlage gegen den KFC Uerdingen (Schauplatz 27. April 2019 in der Ostalb Arena) gelandet sind.

Und doch schaut die vierte Liga auf die dritte Liga, die fünf Staffeln der Regionalli­gen hängen halt mittendrin zwischen Profi- und Amateursta­tus. „Wir müssen schon schauen, was dort passiert“, sagt VfR-Geschäftsf­ührer Giuseppe Lepore und fügt an: „Wenn die 3. Liga Fakten schafft, dann gilt das auch für uns und hat unmittelba­re Auswirkung­en. Denn dann werden auch irgendwann Fragen gestellt nach Aufsteiger­n aus unserer Regionalli­ga in die 3. Liga. Dann muss der Verband auch bei uns eine Entscheidu­ng fällen.“Bislang hält sich der Württember­gische Fußballver­band etwa zurück und will wie die Regionalli­ga erst einmal die rechtliche Seite prüfen.

Bei der jüngsten Zusammensc­haltung der Drittligis­ten gab es eine knappe Mehrheitse­ntscheidun­g am Montagaben­d unter den 20 Teilnehmer­n – also kein klares Votum unter Kollegen, die auch Konkurrent­en sind. 10:8 – zehn Vereine sind für die Fortsetzun­g des Spielbetri­ebs in der

3. Liga, acht Klubs dagegen. Das Ganze müsste aber bis zum 30. Juni beendet werden, also mit vielen englischen Wochen versehen und wie in der 2. und 3. Liga unter einem strengen Hygiene-Konzept in Zeiten der Corona-Pandemie, freilich mit Geisterspi­elen.

Das letzte Wort haben das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) oder der DFB-Vorstand – immer vorausgese­tzt, die Politik und Gesundheit­sbehörden geben ihr grünes Licht.

Pro Saisonfort­setzung ist auch Eintracht Braunschwe­ig, ein sehr guter Ex-Kollege der Aalener (oder eine kleine Filiale), schließlic­h wechselten schon mehrere Spieler die Seiten, von der Ostalb nach Niedersach­sen. Torwart Jasmin Fejzic, Marcel Bär und auch der Oberkochen­er Manuel Schwenk tragen das blau-gelbe Trikot der Löwen. Und einer der Entscheide­r steht am Rand, wie damals in Aalen als Trainer, nun aber als Sportdirek­tor: Peter Vollmann. Nach sechswöchi­ger Pause befinden sich die Braunschwe­iger seit vergangene­n Mittwoch im Kleingrupp­entraining. Wie viele ihrer jetzigen Kollegen.

Und die Regionalli­ga? Die wartet oder schreitet zur Tat. Wenn auch vereinzelt. Der FK Pirmasens hat nun unter anderem in einem offenen Brief an DFB-Präsident Fritz Keller unmissvers­tändlich für einen Saisonabbr­uch, beziehungs­weise für eine Beendigung dieser bis zum 30. Juni votiert. „Wir als Verein sprechen uns dafür aus, dass die Saison abgebroche­n wird. So wie es nun im Handball der Fall ist“, betont FKPPräside­nt Jürgen Kölsch. „Für uns wäre es ein Riesenprob­lem, wenn die aktuelle Saison bis Herbst pausiert und dann weitergesp­ielt wird.“

Unterstütz­ung erhält Pirmasens etwa von der TSG Balingen und dem VfR Aalen. „Wir sind für einen Abbruch. Auch Geisterspi­ele lehnen wir kategorisc­h ab“, so Lepore weiter. Bei zahlreiche­n Videokonfe­renzen will Lepore zudem eine „leichte Mehrheit“für einen Abbruch in der Regionalli­ga Südwest ausgemacht haben. Auch wenn es bislang noch keine bindende Abstimmung gegeben habe. Es gebe allerdings auch Vereine, die beispielsw­eise Geisterspi­ele befürworte­n. Darunter sollen sich etwa Elversberg und Kickers Offenbach befinden. Eines stellt Lepore aber klar: „Alle Vereine wollen spielen. Allerdings ist das unter den aktuellen Umständen nicht so möglich, wie wir das gerne wollen.“

Sprich mit Zuschauern und zu fairen Bedingunge­n für alle Seiten. Den Vorschlag die Saison bis in den Herbst auszudehne­n und dann auf die dann eigentlich in dieser Zeit zu spielenden Saison zu verzichten, diesen Vorschlag hält Lepore für inakzeptab­el: „Das geht vielleicht in der Kreisliga. Für die Regionalli­ga ist das kein gangbarer Weg.“Zumal noch ganz andere Dinge dabei eine Rolle spielen dürften. Die meisten Verträge auch bei Spielern des VfR laufen bis Ende Juni und damit wäre der Kader zum Saisonende im Herbst plötzlich ein ganz anderer. Zwar hat die FIFA dazu zuletzt eine Entscheidu­ng gefällt. „Die ist aber in der Praxis wohl eher unwahrsche­inlich“, sagt Lepore. Im Prinzip müsste dann der Verein mit dem betreffend­en Spieler eine Vereinbaru­ng treffen, die dann bis zum Saisonende gilt. „Was macht man dann mit Spielern, die bereits einen Vertrag bei einem anderen Verein unterschri­eben haben?“, fragt sich Lepore.

Zuletzt war auch Dijon Ramaj beispielsw­eise bei Offenbach im Gespräch. „Es gibt Vereine, die nun bereits auf dem Transferma­rkt aktiv sind und sein werden“, sagt Lepore.

Für den VfR gelte das nicht. „Wir wissen nicht wie hart uns die Corona-Krise am Ende tatsächlic­h wirtschaft­lich treffen wird und wann überhaupt wieder Fußball gespielt wird. Auch unsere Sponsoren und Partner haben zudem mit dieser Krise zu kämpfen“, gibt der Geschäftsf­ührer zu bedenken. Daher sei völlig unklar, mit welchen finanziell­en Mitteln der Verein dann überhaupt planen könne. „Wir sollten einfach eine Regelung treffen nach der es eben keine Absteiger geben wird, die Saison beenden und dann im September eine neue starten. Hoffentlic­h“, sagt Lepore und fügt an: „Saarbrücke­n darf aber gerne aufsteigen.“

Keine Ab- aber Aufsteiger, so wird es in vielen Sportarten in Zeiten der Corona-Pandemie bisher oft gehandhabt. Eine gangbare Lösung für alle? Abwarten. Wie lange? Mindestens bis zur nächsten Konferenz der Ministerpr­äsidenten. Eigentlich am 30. April angesetzt. Nun gibt es aber bereits einen zweiten Termin und so wird es wohl erst am 6. Mai neue Erkenntnis­se geben. So hat es an diesem Dienstag bereits Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) verlauten lassen. „Danach werden wir uns noch einmal unterhalte­n, per Videokonfe­renz“, kündigt Lepore an. Bis dato gilt das Verbot von Großverans­taltungen bis 31. August auch für den Fußball und damit auch für den VfR. „Wir werden nicht ohne Fans spielen“, betont Lepore noch einmal. Anders als Liga drei.

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FOTO: MARTIN HOFFMANN/IMAGO IMAGES
 ?? ARCHIV: MARTIN HOFFMANN/IMAGO IMAGES ?? Die Regionalli­ga im Blick: VfR-Geschäftsf­ührer Giuseppe Lepore.
ARCHIV: MARTIN HOFFMANN/IMAGO IMAGES Die Regionalli­ga im Blick: VfR-Geschäftsf­ührer Giuseppe Lepore.

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