Zwischen Abbruch und Spaltung
Die Regionalliga um den VfR Aalen schaut auch auf die 3. Liga.
- Was machen eigentlich die ehemaligen Kollegen? So ganz einig sind sie sich nicht, hört man. Vor ziemlich genau einem Jahr gehörte der VfR Aalen noch zum erlauchten Kreis der in der
3. Liga mitarbeitenden Menschen. In dem Fußball-Betrieb, in dem sich auch nicht das große Geld verdienen lässt aber immerhin mehr als in der Regionalliga, in der die Aalener nach dem sportlich besiegelten Abstieg vor einem Jahr nach der 2:4-Niederlage gegen den KFC Uerdingen (Schauplatz 27. April 2019 in der Ostalb Arena) gelandet sind.
Und doch schaut die vierte Liga auf die dritte Liga, die fünf Staffeln der Regionalligen hängen halt mittendrin zwischen Profi- und Amateurstatus. „Wir müssen schon schauen, was dort passiert“, sagt VfR-Geschäftsführer Giuseppe Lepore und fügt an: „Wenn die 3. Liga Fakten schafft, dann gilt das auch für uns und hat unmittelbare Auswirkungen. Denn dann werden auch irgendwann Fragen gestellt nach Aufsteigern aus unserer Regionalliga in die 3. Liga. Dann muss der Verband auch bei uns eine Entscheidung fällen.“Bislang hält sich der Württembergische Fußballverband etwa zurück und will wie die Regionalliga erst einmal die rechtliche Seite prüfen.
Bei der jüngsten Zusammenschaltung der Drittligisten gab es eine knappe Mehrheitsentscheidung am Montagabend unter den 20 Teilnehmern – also kein klares Votum unter Kollegen, die auch Konkurrenten sind. 10:8 – zehn Vereine sind für die Fortsetzung des Spielbetriebs in der
3. Liga, acht Klubs dagegen. Das Ganze müsste aber bis zum 30. Juni beendet werden, also mit vielen englischen Wochen versehen und wie in der 2. und 3. Liga unter einem strengen Hygiene-Konzept in Zeiten der Corona-Pandemie, freilich mit Geisterspielen.
Das letzte Wort haben das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) oder der DFB-Vorstand – immer vorausgesetzt, die Politik und Gesundheitsbehörden geben ihr grünes Licht.
Pro Saisonfortsetzung ist auch Eintracht Braunschweig, ein sehr guter Ex-Kollege der Aalener (oder eine kleine Filiale), schließlich wechselten schon mehrere Spieler die Seiten, von der Ostalb nach Niedersachsen. Torwart Jasmin Fejzic, Marcel Bär und auch der Oberkochener Manuel Schwenk tragen das blau-gelbe Trikot der Löwen. Und einer der Entscheider steht am Rand, wie damals in Aalen als Trainer, nun aber als Sportdirektor: Peter Vollmann. Nach sechswöchiger Pause befinden sich die Braunschweiger seit vergangenen Mittwoch im Kleingruppentraining. Wie viele ihrer jetzigen Kollegen.
Und die Regionalliga? Die wartet oder schreitet zur Tat. Wenn auch vereinzelt. Der FK Pirmasens hat nun unter anderem in einem offenen Brief an DFB-Präsident Fritz Keller unmissverständlich für einen Saisonabbruch, beziehungsweise für eine Beendigung dieser bis zum 30. Juni votiert. „Wir als Verein sprechen uns dafür aus, dass die Saison abgebrochen wird. So wie es nun im Handball der Fall ist“, betont FKPPräsident Jürgen Kölsch. „Für uns wäre es ein Riesenproblem, wenn die aktuelle Saison bis Herbst pausiert und dann weitergespielt wird.“
Unterstützung erhält Pirmasens etwa von der TSG Balingen und dem VfR Aalen. „Wir sind für einen Abbruch. Auch Geisterspiele lehnen wir kategorisch ab“, so Lepore weiter. Bei zahlreichen Videokonferenzen will Lepore zudem eine „leichte Mehrheit“für einen Abbruch in der Regionalliga Südwest ausgemacht haben. Auch wenn es bislang noch keine bindende Abstimmung gegeben habe. Es gebe allerdings auch Vereine, die beispielsweise Geisterspiele befürworten. Darunter sollen sich etwa Elversberg und Kickers Offenbach befinden. Eines stellt Lepore aber klar: „Alle Vereine wollen spielen. Allerdings ist das unter den aktuellen Umständen nicht so möglich, wie wir das gerne wollen.“
Sprich mit Zuschauern und zu fairen Bedingungen für alle Seiten. Den Vorschlag die Saison bis in den Herbst auszudehnen und dann auf die dann eigentlich in dieser Zeit zu spielenden Saison zu verzichten, diesen Vorschlag hält Lepore für inakzeptabel: „Das geht vielleicht in der Kreisliga. Für die Regionalliga ist das kein gangbarer Weg.“Zumal noch ganz andere Dinge dabei eine Rolle spielen dürften. Die meisten Verträge auch bei Spielern des VfR laufen bis Ende Juni und damit wäre der Kader zum Saisonende im Herbst plötzlich ein ganz anderer. Zwar hat die FIFA dazu zuletzt eine Entscheidung gefällt. „Die ist aber in der Praxis wohl eher unwahrscheinlich“, sagt Lepore. Im Prinzip müsste dann der Verein mit dem betreffenden Spieler eine Vereinbarung treffen, die dann bis zum Saisonende gilt. „Was macht man dann mit Spielern, die bereits einen Vertrag bei einem anderen Verein unterschrieben haben?“, fragt sich Lepore.
Zuletzt war auch Dijon Ramaj beispielsweise bei Offenbach im Gespräch. „Es gibt Vereine, die nun bereits auf dem Transfermarkt aktiv sind und sein werden“, sagt Lepore.
Für den VfR gelte das nicht. „Wir wissen nicht wie hart uns die Corona-Krise am Ende tatsächlich wirtschaftlich treffen wird und wann überhaupt wieder Fußball gespielt wird. Auch unsere Sponsoren und Partner haben zudem mit dieser Krise zu kämpfen“, gibt der Geschäftsführer zu bedenken. Daher sei völlig unklar, mit welchen finanziellen Mitteln der Verein dann überhaupt planen könne. „Wir sollten einfach eine Regelung treffen nach der es eben keine Absteiger geben wird, die Saison beenden und dann im September eine neue starten. Hoffentlich“, sagt Lepore und fügt an: „Saarbrücken darf aber gerne aufsteigen.“
Keine Ab- aber Aufsteiger, so wird es in vielen Sportarten in Zeiten der Corona-Pandemie bisher oft gehandhabt. Eine gangbare Lösung für alle? Abwarten. Wie lange? Mindestens bis zur nächsten Konferenz der Ministerpräsidenten. Eigentlich am 30. April angesetzt. Nun gibt es aber bereits einen zweiten Termin und so wird es wohl erst am 6. Mai neue Erkenntnisse geben. So hat es an diesem Dienstag bereits Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verlauten lassen. „Danach werden wir uns noch einmal unterhalten, per Videokonferenz“, kündigt Lepore an. Bis dato gilt das Verbot von Großveranstaltungen bis 31. August auch für den Fußball und damit auch für den VfR. „Wir werden nicht ohne Fans spielen“, betont Lepore noch einmal. Anders als Liga drei.