Corona in Aalener Altenheimen
Angehörige kritisieren Informationspolitik von Sankt Elisabeth.
- Die Corona-Pandemie hat vor geraumer Zeit auch die Altenund Pflegeheime in Aalen erreicht. Viele Angehörige sind in Sorge und mitunter verärgert. Letzteres mit Blick auf das Alten- und Pflegeheim Sankt Elisabeth im Grauleshof. „Dass wir aus den ,Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst- Zeitung’ erfahren mussten, dass dort Covid-19 ausgebrochen ist, hat uns fassungslos gemacht“, sagt eine Tochter einer dort lebenden Bewohnerin. Anders gehandhabt hat das das Albstift in Aalen. „Mit dem ersten positiven Corona-Fall einer Mitarbeiterin sind wir sofort auf die Angehörigen zugegangen“, sagt die Leiterin Andrea Wurm. Ihre Einrichtung sei nochmals an Corona vorbeigeschrammt. Alle Bewohner seien laut Testergebnis negativ.
„Woher sind die Informationen, dass in Sankt Elisabeth Corona-Fälle aufgetaucht sind?“Mit dieser Frage sind die „Aalener Nachrichten / Ipfund Jagst- Zeitung“kurz nach der Berichterstattung am vergangenen Freitag konfrontiert worden. Eine Angehörige, die namentlich nicht genannt werden möchte und deren Mutter in der Einrichtung im Grauleshof untergebracht ist, ist aus allen Wolken gefallen. Summa summarum sei sie mit der Pflegeeinrichtung zufrieden und wisse ihre Mutter gut aufgehoben. Doch diese mangelnde Information vonseiten der Leitung könne sie angesichts der ohnehin angespannten Situation in Corona-Zeiten nicht nachvollziehen. „Nachdem am Montagabend klar gewesen ist, dass eine Mitarbeiterin und eine Bewohnerin der Einrichtung an Covid-19 erkrankt sind und am selben Abend das Gesundheitsamt noch alle Bewohner und elf Mitarbeiter getestet hat, hätte die Leitung reagieren und uns umgehend informieren müssen.“
Informiert worden sind die Angehörigen erst am Tag der Berichterstattung in den „Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst- Zeitung“. Ein Umstand, den auch Katharina Stumpf, Pressesprecherin der
Stiftung Haus Lindenhof, dem Träger der Einrichtung von Sankt Elisabeth, als unglücklich bezeichnet. Doch der Einrichtung sei es erst einmal wichtig gewesen, das Gesundheitsamt zu informieren und die Tests zu veranlassen. Überdies seien parallel auch viele Schutzmaßnahmen in Angriff genommen worden. Laut Testergebnissen sind hier aktuell drei Bewohner und vier Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet worden. „Weitere Ergebnisse stehen noch aus“, sagt Stumpf.
Unverzüglich reagiert hat indes das Albstift angesichts des Ende vergangener Woche aufgetauchten CoronaFalls.
„Nachdem sich eine Mitarbeiterin infiziert hat, haben wir sofort alle Angehörigen der im Haus lebenden Bewohner informiert“, sagt die Stiftsdirektorin Andrea Wurm, die das Haus leitet. Und das sei ihr wichtig gewesen. „Die Angehörigen geben bei uns ihre Liebsten in Obhut und es ist angesichts der Corona-Pandemie ohnehin schwer genug, dass sie diese nicht sehen können.“Insofern sei es ihr trotz hohem Aufwand ein Anliegen, dem großen Vertrauen, das sie der Einrichtung schenken würden, nachzukommen. Und dies würden die Angehörigen mehr als schätzen.
Seine Verantwortung nehme das Albstift auch mit Blick auf die Bewohner hinsichtlich Covid-19 ernst. Nach Bekanntwerden des positiven Falls einer Mitarbeiterin sei sofort der betroffene Wohnbereich, in dem diese tätig war, sowie ein weiterer angrenzender Bereich in der stationären Pflege isoliert worden. Darüber hinaus seien alle Mitarbeiter, die mit der positiv Getesteten Kontakt hatten, unter häusliche Quarantäne gestellt worden. Organisatorisch seien die beiden Bereiche auch abgegrenzt worden, sodass Mitarbeiter nicht mehr zwischen den Bereichen wechseln dürfen und überdies mit erhöhter
Schutzausrüstung arbeiten, sagt
Wurm.
Noch am vergangenen Freitag seien Abstriche von den in den beiden Wohnbereichen lebenden 95 Menschen und den dort beschäftigten Mitarbeitern entnommen worden. Alle Bewohner seien negativ getestet worden, freut sich Andrea Wurm. „Wäre es in Corona-Zeiten möglich, sich in den Arm zu nehmen, hätten wir das allesamt aufgrund dieses erfreulichen Ergebnisses getan.“Vereinzelte Tests von Mitarbeitern stünden noch aus. Doch Wurm ist optimistisch, dass auch diese negativ ausfallen.
Zur Sicherheit und zum Schutz der Bewohner wurde jetzt auch der Außenbereich um das Albstift abgegrenzt. Mit Schildern werden Anlieger darum gebeten, diesen Bereich, der den Bewohnern vorbehalten bleiben soll, künftig nicht mehr zu betreten und so die Gefahr zu mindern, dass diese angesteckt werden. Gerade am Wochenende gingen viele Familien übers Gelände. „Anstatt Bauzäune aufzustellen, wollen wir mit den Schildern das Corona-Problem abermals ins Bewusstsein bringen und an die Vernunft der Bürger appellieren. Wir bekommen die Krise nur in den Griff, wenn alle mitziehen“, sagt Wurm.
Seit des Besuchsverbots würden auch die Bewohner und deren Angehörige mitziehen. Die Traurigkeit sei dennoch groß, sagt Wurm. Via Skype oder Telefon zu kommunizieren, sei einfach etwas anderes als seine Lieben auch mal in den Arm nehmen zu können. Das werden sie auf absehbare Zeit auch nicht tun können. Um ihnen dennoch etwas Gutes zu tun, sei das Albstft derzeit dabei, ein Besucherfenster zu organisieren. Bewohner sollen laut Wurm auf diese Weise nach Terminvereinbarung die Möglichkeit haben, aus einem ebenerdigen Fenster mit ihren Angehörigen Kontakt zu haben. Zwar nach wie vor getrennt durch eine Scheibe, aber mit dem Gefühl, dass der Sohn, die Tochter oder die Enkelkinder näher sind als via Skype.
Am 4. Mai wieder öffnen wird auch die städtische Kita im Albstift für Kinder zwischen einem Jahr und sechs Jahren. Für Wurm sei dies kein Problem, da diese Einrichtung von den Bereichen im Alten- und Pflegeheim separiert ist. Normal weiterlaufen würden auch die Arbeiten im Außengelände für den Spielplatz der Kita.
„Aus der Zeitung von Corona-Fällen in Sankt Elisabeth zu erfahren, macht mich sprachlos“, sagt eine Angehörige einer Bewohnerin von Sankt Elisabeth.