Aalener Nachrichten

Naturschüt­zer warnen: Besser nicht zur Biberburg schwimmen

Schmerzhaf­te Begegnunge­n sind nicht ausgeschlo­ssen – Was man über den gefräsigen Nager wissen muss

-

(gäss) - Der Biber ist ein Wildtier und will mit Menschen nichts zu tun haben. Deshalb reagiert er normalerwe­ise mit Flucht. Aber der BUND warnt: Wenn Menschen beim sommerlich­en Baden den Nagern, die gerade Junge aufziehen, quasi vor die Nase schwimmen, kann es zu schmerzhaf­ten Begegnunge­n kommen. „Ein Biss ist nicht auszuschli­eßen.“Auch Hunde, die ins Wasser springen, werden ab und zu von Bibern gebissen.

Der BUND warnt daher davor, in die Nähe einer Biberburg zu schwimmen und bittet auch bei Begegnunge­n an Land um Zurückhalt­ung. „Bitte nicht anfüttern, keine Handyaufna­hmen machen und auch nicht näher als fünf Meter kommen.“

Biber stauen Flüsse auf, fluten schon mal Kläranlage­n oder zerlegen Hochwasser­dämme: Sie halten sich nicht an menschlich­e Planungen. Während die Wasservers­orger im Südwesten immerhin ein bisschen entschädig­t werden, gucken die

Landwirte in die Röhre. Sie fordern einen Fonds für Biberschäd­en. Daraus soll das Land den Bauern die Kosten ersetzen. Doch das hat Innenminis­ter Franz Unterstell­er (Grüne) im Frühjahr 2019 abgelehnt.

Politiker anderer Parteien fordern einen Biberfonds wie in Bayern, um Land- und Forstwirte, Privatmens­chen und Kommunen zu entschädig­en. Laut dem bayerische­n Landesamt für Umwelt dürfen Biber zu bestimmten Zeiten gejagt und ihre Bauten beseitigt werden, wenn gravierend­e Schäden drohen und Präventivm­aßnahmen nicht möglich sind. Weil sie immer mehr werden und Schaden in der Natur anrichten, hat der baden-württember­gische Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) im April angekündig­t, ein härteres Vorgehen gegen Biber im Land zu prüfen. „Dazu gehört auch die Entnahme von Bibern durch die Jägerschaf­t, falls es keine andere Möglichkei­t gibt.“

Seit Ende der 1990er-Jahre wandert der Biber über Donau und Main in seine früheren Reviere zurück. In nahezu allen Landkreise­n des Regierungs­bezirks gibt es inzwischen feste Biberrevie­re. Er siedelt bevorzugt an langsam fließenden Bächen, Flüssen mit Gehölzsäum­en, Altarmen oder größeren Weihern. Wie viele Biber in Baden-Württember­g leben, ist nicht sicher. 2017 schätzte die Landesregi­erung die Zahl der Biber noch auf 3500 bis 4000, Ende 2018 bereits auf 5500.

Manchmal wird der Biber mit den ebenfalls am Wasser lebenden Nagetieren Nutria („Sumpfbiber“) und der Bisamratte verwechsel­t. Mit bis zu 30 Kilo Körpergewi­cht wird ein Biber aber deutlich größer. Charakteri­stisch für den Biber ist außerdem der dicke, abgeplatte­te Schwanz – die „Biberkelle“.

In den vom Biber überstaute­n Flächen sterben die Bäume langsam ab. Es entsteht Totholz – ein Lebensraum für viele Arten: Vögel, Fische, Frösche, Kröten, Molche, Eidechsen, Schlangen, Libellen und Schmetterl­inge. Teichrohrs­änger, Graureiher und Teichfrösc­he finden im Biberrevie­r besonders viel Nahrung. Spechte bauen Höhlen im Totholz, Fledermäus­e oder Meisen nutzen sie später.

 ?? FOTO: THOMAS WARNACK/DPA ?? Der Biber schafft Lebensraum für Fische, Frösche, Vögel und Insekten.
FOTO: THOMAS WARNACK/DPA Der Biber schafft Lebensraum für Fische, Frösche, Vögel und Insekten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany