DGB-Kundgebung findet digital statt
Der 1. Mai wird ins Internet verlegt - Mischko fordert höhere Löhne in Krankenhäusern
- „Alle Hände voll zu tun“habe der DGB im Moment, sagt Josef Mischko, der Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes auf die Frage, was ihn und seine Kollegen derzeit besonders bewege. Dabei stehe die Gesundheit an erster Stelle. Die diesjährige Kundgebung zum 1. Mai musste der DGB wegen der Corona-Krise ins Internet verlegen.
Das Motto der Veranstaltung lautet in diesem Jahr „Solidarisch ist man nicht allein“. Die Corona-Pandemie bedeute nicht nur ein Leben im Ausnahmezustand, sie mache zudem deutlich, wie wichtig die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten sind, so der DGB in einer Pressemitteilung. Die Corona-Krise zeige in aller Deutlichkeit, dass Kliniken und Pflegeheime nicht weiter profitorientiert geführt werden könnten. So habe man bei den drei lokalen Kliniken in den vergangenen Jahren zu Lasten der Beschäftigten gespart. Daher fordert Mischko mehr Personal und höhere Löhne für die lokalen Krankenhäuser und Pflegeheime – dauerhaft, nicht nur in der Krise.
Die Gewerkschaften konnten über Tarifverträge in einigen Branchen erreichen, dass die Arbeitgeber das Kurzarbeitergeld für ihre Beschäftigten aufstocken. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung aber wir brauchen dringend eine höhere Tarifbindung. Es gibt zu viele ungeschützte Arbeitsverhältnisse“, so Mischko.
Zudem müssten viele Menschen von zu Hause arbeiten und sich gleichzeitig um ihre Kinder kümmern. Das Motto „Solidarisch ist man nicht alleine“gelte daher vor allem mit Blick auf die Familien. So muss laut Mischko die im Infektionsschutzgesetz geregelte Verdienstausfallentschädigung wegen Schulund Kitaschließungen dringend nachgebessert werden. „Es muss über die bisher vorgesehenen sechs Wochen hinaus verlängert und ab dem ersten Tag auf 87 Prozent des Nettogehaltes erhöht werden", betont Mischko. Zudem fordert er auch die Arbeitgeber auf, sich kreativ zu zeigen: „Kann man etwa provisorisch eine Betriebskita einrichten? Kann man erlauben, dass Kinder mit an den Arbeitsplatz dürfen? Wie kann sich der Arbeitgeber finanziell beteiligen? Solche Modelle müssen wir dringend diskutieren“.
Die aktuelle Debatte über „massive Grundrechtseinschränkungen“bezeichnet Mischko als auf den ersten Blick überzogen. „Länger andauernde Einschränkungen von Grundrechten können aber auch in unserer Gesellschaft massive Gefahren nach sich ziehen. Darüber sollten sich die Handelnden in Berlin im Klaren sein“, warnt Mischko. Trotz Ausnahmezustand,
Grundrechtseinschränkungen und drohender sozialer sowie wirtschaftlicher Probleme erkennt Mischko in der gegenwärtigen Krise auch ein stärkeres Solidaritätsgefühl unter den Menschen: „Es gibt trotz dieser ganzen Schattenseiten, aktuell auch viele starke Beispiele. Grandios finde ich, dass besonders junge Menschen aktuell Zettel in den Hausflur kleben und den Risikogruppen signalisieren: Wenn wir etwas für euch tun können, dann meldet euch. Diese Solidaritätswelle eint uns auch in schweren Zeiten, denn solidarisch ist man nicht alleine! Solidarität ist ansteckend!“.
Zum 1. Mai soll es in diesem Jahr vielfältige Aktivitäten geben: Kurze Videobotschaften von Aalener Betriebsund Personalräten und aktiven Gewerkschaftern werden in den nächsten Tagen auf der Homepage und auf den Kanälen der sozialen Medien der Gewerkschaften und der DGB-Region Nordwürttemberg veröffentlicht. Am Donnerstag, 30. April, gibt es von 10 bis 11 Uhr, auf der Frequenz 99,2 MHz über Antenne und 102,1 MHz im Kabel im Großraum Stuttgart und weltweit im Livestream über www.freies-radio.de, ab mittags als Podcast bei Spotify und Podigee Arbeitsweltradio mit dem
DGB-Landesvorsitzenden Kunzmann.
Am 1. Mai selbst wird es ab 10 Uhr einen Livestream auf der Homepage und Facebook-Seite des DGB BadenWürttemberg geben. Ab 11 Uhr beginnt das Programm des BundesDGB, bei dem auch viele Künstlerinnen, wie Mia und Konstantin Wecker auftreten werden. Der 1. Mai ist dabei nicht nur digital – der DGB sammelt auch Fotos von Kollegen, welche ihre Fahnen und Transparente von Fenstern und Balkonen hängen. So will man deutlich machen: Solidarisch ist man nicht alleine! Solidarität ist ansteckend!
Martin