Commerzbank glaubt an Aufschwung
2019 war ein gutes Jahr – Jetzt muss die Bank die Corona-Krise durchstehen
- Die Commerzbank ist nach eigenen Angaben in Ostwürttemberg weiter auf Erfolgskurs. Johannes Kube, Leiter Privat- und Unternehmerkunden der Niederlassung Ostwürttemberg, nennt 2019 „ein sehr gutes Jahr, vielleicht sogar das beste, das wir hatten.“2020, darin ist er sich mit seinem Kollegen Rudi Maurer, dem Verantwortlichen für das Firmenkundengeschäft, bei der Bilanzpressekonferenz einig, wird es vorrangig darum gehen, die Unternehmen gut durch die Corona-Krise zu begleiten. Denn nach der Krise wolle die Commerzbank, deren Experten nach der Rezession im ersten Halbjahr bereits in der zweiten Jahreshälfte eine Erholung der Realwirtschaft erwarten, mit dem Mittelstand weiter wachsen.
Er sei stolz auf diese Zahlen, sagt Kube: In den Filialen in Aalen, Schwäbisch Gmünd, Heidenheim, Schorndorf und Nördlingen, die für die Commerzbank die Region Ostwürttemberg bilden, belaufe sich die Zahl der Kunden auf insgesamt 33 600. Neu hinzu gekommen seien 875, das seien viermal so viel wie im Jahr zuvor. Die Zahl der Konten wurde um 1057 netto oder 55 Prozent gesteigert. Damit seien die seit 2013 neu gewonnenen Kunden für ein Drittel der Erträge der Filialbank verantwortlich. Das Geschäftsvolumen sei um elf Prozent auf 966 Millionen Euro ausgeweitet worden.
Die Bereitschaft der Kunden, das Kreditinstitut zu wechseln, sei so hoch wie nie, hat Kube beobachtet. Dass die Commerzbank davon profitiere, sei entscheidend auf das kostenlose Girokonto zurückzuführen, das sie nach wie vor anbiete, aber auch auf die Digitalisierung, die in der Corona-Krise beschleunigt werde. „Das Smartphone wird immer mehr zur Bankfiliale in der Hosentasche.“Das Ziel sei, dass die Kunden bis Ende 2023 alle Bankgeschäfte über die App der Commerzbank abschließen können.
Zu schaffen mache indes das seit zehn Jahren anhaltende Zinstief, für das im übrigen bis 2025 keine Entwarnung in Sicht sei. Kube: „Bei null Prozent Zinsen und 1,5 Prozent durchschnittlicher Inflation haben Kunden auch 2019 einen Teil ihres Vermögens verloren. Seit Ende 2010 liegt dieser Wertverlust pro Bundesbürger bei insgesamt 1638 Euro – auch in Ostwürttemberg.“Allein bei der Commerzbank lägen 293 Millionen unverzinst auf den Konten. Wer diesen Vermögensverlust nicht wolle, für den führe kein Weg an der Wertpapieranlage vorbei. Und allen Anlegern empfiehlt Kube: „Jetzt die Ruhe bewahren, um später dann, wenn es wieder aufwärts geht, eine Rendite zu erzielen.“Die Kehrseite der Medaille ist ein deutlicher Zuwachs im Kreditgeschäft mit einem Plus von 36,5 Millionen Euro oder 36,5 Prozent bei der Baufinanzierung und zehn Millionen oder 14,2 Prozent bei den Ratenkrediten. Insgesamt wuchs das Kreditvolumen in Ostwürttemberg um 358 Millionen oder 4,7 Prozent.
Laut Rudi Maurer gibt es auch bei den Firmenkunden mit einem Umsatz zwischen 15 und 500 Millionen Euro ein weiteres Wachstum. Man habe in Ostwürttemberg 16 neue Kunden gewinnen können. Für den Mittelstand sei das Auslandsgeschäft besonders wichtig. Er bezifferte das Neugeschäftsvolumen in Form von Exportabsicherungen mit 170 Millionen Euro. Das Kreditvolumen sei in Ostwürttemberg auf über 500 Millionen gesteigert worden, ein Plus von zwei Prozent. Die Commerzbank sei damit als Einzelbank weiter Marktführer.
„Der Mittelstand in Ostwürttemberg wird in den nächsten Jahren insbesondere für die beiden Megatrends Digitalisierung und Klimawandel Lösungen finden müssen“, sagt Maurer weiter. Zudem stellten Fachkräftemangel, Unternehmensnachfolge oder internationale Handelskonflikte die Unternehmen vor große Herausforderungen. „Als Mittelstandsbank haben wir passende Antworten auf die Fragen unserer Firmenkunden und können mit unserer Expertise auch strategisch begleiten.“Trotz der Digitalisierung, betonen beide Gesprächspartner, rüttelt die Commerzbank nicht an ihrem Filialnetz in der Region. Denn persönliche Beratung sei nach wie vor gefragt. Die Filiale in Aalen habe trotz Corona-Krise geöffnet, die in Schwäbisch Gmünd öffnet am 12. Mai wieder. Der Kontakt zur Kundschaft aber laufe im Moment fast ausschließlich digital und telefonisch. In Aalen etwa gebe es deutlich weniger Laufkundschaft.
Die Firmenkundenberater sind laut Maurer im Moment erheblich unter Druck und arbeiten angesichts der Krise mit hoher Schlagzahl. Bis Mittwoch gab es allein aus Ostwürttemberg 36 konkrete Anträge aus Unternehmen auf KfW-Kredite. Maurer: „Damit haben wir über 50 Millionen Euro auf den Weg gebracht.“Sein Kollege Kube ergänzt: „Wir stehen auch in dieser schwierigen Situation fest an der Seite unserer Kunden.“