Weiter abtauchen
Lockerungen im Amateursport – Schwimmvereine müssen weiter warten.
- Sie haben nicht die große Lobby. Das wissen die Schwimmvereine nicht erst seit der andauernden Corona-Pandemie. Während die Politiker und die Gesellschaft immer wieder über Geisterspiele und einen möglichen Neustart der FußballBundesliga fabulieren, wird wieder einmal der Schwimmsport vergessen. So zumindest dürfte der Eindruck bei vielen Schwimmern in der Region sein. Warum eigentlich? Eine Spurensuche.
Golf, Tennis und Leichtathletik ist ab kommenden Woche wieder möglich. Das hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) an diesem Dienstagmittag in einer Pressekonferenz bereits verkündet. Demnach soll „kontaktloser Outdoorsport“wieder erlaubt sein.
Golf, Tennis und Leichtathletik hat Kretschmann in diesem Zusammenhang als Beispiele dafür explizit genannt. Für diese sollen dann die gleichen Regelungen gelten wie bislang etwa für den Spitzensport. Maximal fünf Personen, sogenanntes Kleingruppentraining eben. Ob der Schwimmsport damit auch gemeint ist? Nein. Warum? Weil bei den Lockerungen zunächst Sportplätze und
Sportstätten im Freien - sogenannte Freiluftsportanlagen – im Fokus stehen und die Nutzung von Umkleiden und Duschen aus Infektionsschutzgründen weiter untersagt bleiben soll. „Wir verstehen die Ungeduld der Schwimmvereine. Dennoch können wir die Bäder im ersten Schritt der Lockerung leider nicht berücksichtigen“, so Nils Mayer vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport auf Nachfrage der „Aalener Nachrichten“.
Man habe diese nicht vergessen, müsse aber nach der aktuellen Entwicklung in der andauernden Pandemie vorsichtig und Schritt für Schritt agieren. Man könne nicht alles gleichzeitig öffnen. Die Lockerungen betreffen damit eben erst einmal nur Sportstätten wie beispielsweise Stadien, Tennis- oder Golfplätze. Wann die Neuerungen gelten? Vermutlich am Montag, wenn die neue Verordnung fertig ausgestaltet ist. Bitter für die Schwimmer. Ihnen bleibt damit nur das Warten auf den zweiten Schritt, der vermutlich, so ein Sprecher des Ministeriums, vielleicht an Pfingsten denkbar sei.
Dabei können sie sowohl im Hallenbad als auch im Freibad trainieren – vorausgesetzt sie bekämen vom Land grünes Licht. An diesem Mittwoch
„Wir verstehen die Ungeduld der Schwimmvereine.“
Nils Mayer vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
tagt nun noch die erlauchte Runde der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin per VideoKonferenz. Schwer vorstellbar, dass sich dabei für die Schwimmer in Baden-Württemberg noch etwas ändern könnte.
Dabei haben die Sportler im Wasser wohl eigentlich einen großen Vorteil: Das Chlor, das bekanntlich in den Bädern zur Reinigung des Wassers dient, kann das Coronavirus allem Anschein nach unschädlich machen. Davon geht zumindest die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen aus und beruft sich dabei auf den aktuellen Wissensstand. Zudem ist auch der Körperkontakt unter den Schwimmern beim Training oder Wettkämpfen nicht wirklich ein Problem. Zumeist schwimmen die
Sportler für sich nach Trainingsplan und im Wettkampf sogar auch auf getrennten Bahnen gegeneinander. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat zumindest erst einmal bis 31. Mai 2020 alle DSV-Veranstaltungen ausgesetzt, will für diese allerdings Ersatztermine finden. Zudem hat der DSV eine Taskforce gegründet, die beispielsweise Ausnahmen von Regeln für etwa Kaderathleten prüft. Doch was ist mit den zahlreichen Schwimmern, die eben nicht auf eine solche Ausnahme hoffen können? Vielleicht die Hoffnung auf eine Nutzung der Freibäder, die ohnehin für eine Öffnung vorbereitet werden?
Solche Zeitfenster einer sogenannten „Vorsaison“(Einlass nur für Mitglieder des Schwimmvereins), die gab es beispielsweise in den VorCorona-Zeiten
für den SV Schwäbisch Gmünd jedes Jahr im BudSpencer-Bad. In diesem Jahr allerdings fiel auch diese Möglichkeit für die Gmünder aufgrund der CoronaPandemie erst einmal flach, wie der Verein auf der eigenen Homepage verkündet. Auch solche Ausnahmen seien laut einem Sprecher des Ministeriums derzeit nicht möglich und angedacht.
Lediglich die Bundes- und nun vielleicht auch bald die Landeskaderathleten dürfen ihren Sport wieder ausüben. Auch den Schwimmsport. Dafür wolle sich das Ministerium stark machen. Für die anderen Schwimmer in den Vereinen bleibt nur die Hoffnung auf den nächsten Schritt. Wann auch immer dieser dann sein wird. Ein schwacher Trost