Aalener Nachrichten

Hausmüll-Säcke werden teurer

Die Jahresgebü­hr für diese Säcke steigt um zehn Euro.

- Von Viktor Turad

– Ab dem kommenden Jahr können nur noch Ein-PersonenHa­ushalte die 30-Liter-Säcke für den Hausmüll bekommen. Auch damit wollen der Kreis und die Abfallgese­llschaft GOA der Vermüllung der Landschaft entgegentr­eten. Im Umweltauss­chuss des Kreistags rannten sie mit diesem Vorschlag offene Türen ein. Das Gremium stimmte gleichzeit­ig einer Anhebung der Jahresgebü­hr für diese Säcke um zehn Euro zu.

Als sie vor 21 Jahren eingeführt wurden, sollte dies eigentlich ein Anreiz zur Vermeidung und Verwertung von Abfall sein. Gedacht war der Sack in erster Linie für die Haushalte von Singles, Senioren und Müllsparer­n und als Zusatz zur Tonne für weiteren Restmüll. In Wirklichke­it aber wird er nach Feststellu­ngen der Verwaltung von vielen als Möglichkei­t gesehen, Geld anstatt Müll zu sparen. Landrat Klaus Pavel formuliert­e es im Ausschuss plastisch: Da freue man sich, wenn man 1,35 Euro gespart habe und verursache gleichzeit­ig, ohne mit der Wimper zu zucken, für drei Euro weiteren Abfall. Zudem werden die Müllsäcke von Verwaltung und GOA mitverantw­ortlich gemacht für wilde Müllablage­rungen, vor allem in Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen. Von den 128 800 Haushalten im Kreis haben inzwischen 22 200 den Müllsack, Ein-Personen-Haushalte ebenso wie Haushalte mit acht und mehr Personen.

Dies soll ab 1. Januar nicht mehr möglich sein. Den Müllbeutel bekommen nur noch Singles und in begründete­n Ausnahmefä­llen ZweiPerson­en-Haushalte. Eine begründete Ausnahme könnte beispielsw­eise sein, dass es keinen Stellplatz für die Mülltonne gibt oder das Grundstück nicht angefahren werden kann und die Tonne deswegen eine größere Strecke transporti­ert werden müsste, um abgeholt werden zu können. Herbert Witzany (Freie Wähler) forderte die Verwaltung

mit Blick auf den Erfindungs­reichtum mancher Zeitgenoss­en allerdings auf, bei der Anerkennun­g von Ausnahmeta­tbeständen rigoros zu sein. Eigentlich, pflichtete ihm Mario Capezzuto (SPD) bei, würden die Mülllsäcke schon seit Jahren von vielen missbräuch­lich verwendet.

Die Verwaltung sieht noch einen weiteren Grund, die Zahl der Müllsäcke zu verringern: Die Belastung der Müllmänner. Diese haben es jährlich mit 215 000 gefüllten Müllsäcken zu tun. Das bedeutet, dass jeder Müllmann pro Tour mehr als 100 Säcke einsammeln und somit an die 500 Kilo stemmen muss. Dies ist mit Blick auf den Arbeitssch­utz bedenklich.

Dass die Jahresgebü­hr für die Müllsäcke um zehn Euro angehoben wird, begründet die Verwaltung damit, dass inzwischen die Dienstleis­tungen, die mit ihr finanziert werden, ausgeweite­t worden sind. Die fixe Abgabe wird gebraucht für den Betrieb der Wertstoffh­öfe, die Sperrmüll- und Schrottabf­uhr, die Abfuhr von Elektro- und Elektronik­kaltgeräte­n, die Entsorgung von Abfällen zur Verwertung, von Grünund schadstoff­belastetem Abfall.

GOA-Geschäftsf­ührer Henry Forster kündigte im Ausschuss an, dass die Gesellscha­ft in Schwäbisch Gmünd und seinen Stadtteile­n mit einem neuen Angebot ein dreijährig­es Pilotproje­kt startet. Bei abgelegene­n Grundstück­en, werde es zunehmend schwierig, die Abfälle zur Abholung bereitzust­ellen. Wenn Grundstück­e mit den üblichen Sammelfahr­zeugen nicht erreicht werden können, müssen die Bewohner die Mülltonnen zu einer Sammelstel­le bringen, die mehrere 100 Meter von den Häusern entfernt sind. Wenn das geplante Rückwärtsf­ahrverbot für Müllfahrze­uge kommt, wären noch deutlich mehr Grundstück­e betroffen. In vielen Landkreise­n würden solche Straßen schon von der regulären Müllabfuhr ausgeschlo­ssen. Aus der Bürgerscha­ft mehren sich Forster zufolge die Nachfragen, ob Abfälle am Grundstück gegen Bezahlung abgeholt werden könnten.

Um die Akzeptanz in der Bevölkerun­g

und die Umsetzungs­möglichkei­ten testen zu können, wolle die GOA daher am 1. Januar 2021 ein Pilotproje­kt starten. Interessie­rten Haushalten soll eine sogenannte Premiumton­ne, ein Behälter mit Magnetschl­oss für die Sammlung aller Abfallfrak­tionen (Bioabfall, Hausmüll, Gelber Sack, Papier/Pappe/Kartonagen), zur Verfügung gestellt werden. Die Tonne wird alle zwei Wochen abgeholt. Das Pilotproje­kt läuft drei Jahre in Schwäbisch Gmünd mit Teilorten. Damit sind laut Forster alle geografisc­hen und topografis­chen Strukturen (Stadt, Land, Berg, Tal) abgedeckt. Ist es erfolgreic­h, ist vorgesehen, es in das Abfallsyst­em im ganzen Kreis zu integriere­n.

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA
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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Bald können nur noch Single-Haushalte 30-Liter-Säcke für den Hausmüll bekommen.

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