Hausmüll-Säcke werden teurer
Die Jahresgebühr für diese Säcke steigt um zehn Euro.
– Ab dem kommenden Jahr können nur noch Ein-PersonenHaushalte die 30-Liter-Säcke für den Hausmüll bekommen. Auch damit wollen der Kreis und die Abfallgesellschaft GOA der Vermüllung der Landschaft entgegentreten. Im Umweltausschuss des Kreistags rannten sie mit diesem Vorschlag offene Türen ein. Das Gremium stimmte gleichzeitig einer Anhebung der Jahresgebühr für diese Säcke um zehn Euro zu.
Als sie vor 21 Jahren eingeführt wurden, sollte dies eigentlich ein Anreiz zur Vermeidung und Verwertung von Abfall sein. Gedacht war der Sack in erster Linie für die Haushalte von Singles, Senioren und Müllsparern und als Zusatz zur Tonne für weiteren Restmüll. In Wirklichkeit aber wird er nach Feststellungen der Verwaltung von vielen als Möglichkeit gesehen, Geld anstatt Müll zu sparen. Landrat Klaus Pavel formulierte es im Ausschuss plastisch: Da freue man sich, wenn man 1,35 Euro gespart habe und verursache gleichzeitig, ohne mit der Wimper zu zucken, für drei Euro weiteren Abfall. Zudem werden die Müllsäcke von Verwaltung und GOA mitverantwortlich gemacht für wilde Müllablagerungen, vor allem in Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen. Von den 128 800 Haushalten im Kreis haben inzwischen 22 200 den Müllsack, Ein-Personen-Haushalte ebenso wie Haushalte mit acht und mehr Personen.
Dies soll ab 1. Januar nicht mehr möglich sein. Den Müllbeutel bekommen nur noch Singles und in begründeten Ausnahmefällen ZweiPersonen-Haushalte. Eine begründete Ausnahme könnte beispielsweise sein, dass es keinen Stellplatz für die Mülltonne gibt oder das Grundstück nicht angefahren werden kann und die Tonne deswegen eine größere Strecke transportiert werden müsste, um abgeholt werden zu können. Herbert Witzany (Freie Wähler) forderte die Verwaltung
mit Blick auf den Erfindungsreichtum mancher Zeitgenossen allerdings auf, bei der Anerkennung von Ausnahmetatbeständen rigoros zu sein. Eigentlich, pflichtete ihm Mario Capezzuto (SPD) bei, würden die Mülllsäcke schon seit Jahren von vielen missbräuchlich verwendet.
Die Verwaltung sieht noch einen weiteren Grund, die Zahl der Müllsäcke zu verringern: Die Belastung der Müllmänner. Diese haben es jährlich mit 215 000 gefüllten Müllsäcken zu tun. Das bedeutet, dass jeder Müllmann pro Tour mehr als 100 Säcke einsammeln und somit an die 500 Kilo stemmen muss. Dies ist mit Blick auf den Arbeitsschutz bedenklich.
Dass die Jahresgebühr für die Müllsäcke um zehn Euro angehoben wird, begründet die Verwaltung damit, dass inzwischen die Dienstleistungen, die mit ihr finanziert werden, ausgeweitet worden sind. Die fixe Abgabe wird gebraucht für den Betrieb der Wertstoffhöfe, die Sperrmüll- und Schrottabfuhr, die Abfuhr von Elektro- und Elektronikkaltgeräten, die Entsorgung von Abfällen zur Verwertung, von Grünund schadstoffbelastetem Abfall.
GOA-Geschäftsführer Henry Forster kündigte im Ausschuss an, dass die Gesellschaft in Schwäbisch Gmünd und seinen Stadtteilen mit einem neuen Angebot ein dreijähriges Pilotprojekt startet. Bei abgelegenen Grundstücken, werde es zunehmend schwierig, die Abfälle zur Abholung bereitzustellen. Wenn Grundstücke mit den üblichen Sammelfahrzeugen nicht erreicht werden können, müssen die Bewohner die Mülltonnen zu einer Sammelstelle bringen, die mehrere 100 Meter von den Häusern entfernt sind. Wenn das geplante Rückwärtsfahrverbot für Müllfahrzeuge kommt, wären noch deutlich mehr Grundstücke betroffen. In vielen Landkreisen würden solche Straßen schon von der regulären Müllabfuhr ausgeschlossen. Aus der Bürgerschaft mehren sich Forster zufolge die Nachfragen, ob Abfälle am Grundstück gegen Bezahlung abgeholt werden könnten.
Um die Akzeptanz in der Bevölkerung
und die Umsetzungsmöglichkeiten testen zu können, wolle die GOA daher am 1. Januar 2021 ein Pilotprojekt starten. Interessierten Haushalten soll eine sogenannte Premiumtonne, ein Behälter mit Magnetschloss für die Sammlung aller Abfallfraktionen (Bioabfall, Hausmüll, Gelber Sack, Papier/Pappe/Kartonagen), zur Verfügung gestellt werden. Die Tonne wird alle zwei Wochen abgeholt. Das Pilotprojekt läuft drei Jahre in Schwäbisch Gmünd mit Teilorten. Damit sind laut Forster alle geografischen und topografischen Strukturen (Stadt, Land, Berg, Tal) abgedeckt. Ist es erfolgreich, ist vorgesehen, es in das Abfallsystem im ganzen Kreis zu integrieren.