Aalener Nachrichten

Hermann Faul geht in den Ruhestand

14 Jahre lang war der mittlerwei­le 70-Jährige Chef im Nördlinger Rathaus

- Von Martina Bachmann

- Die Corona-Epidemie nimmt Menschen das Leben, anderen die Gesundheit, einigen den Arbeitspla­tz, vielen die finanziell­e Stabilität. Uns allen aber nimmt sie die sozialen Kontakte, die Begegnunge­n mit anderen Menschen, die herzlichen Umarmungen, ja oft sogar das Miteinande­r-Lachen. Ausgerechn­et in dieser Corona-Zeit geht Hermann Faul, Nördlingen­s Oberbürger­meister, in den Ruhestand.

Faul sagte einmal, an Nördlingen schätze er vor allem die Menschen, das Miteinande­r, die Vereine. Ein wenig stolz, begeistert und manchmal auch berührt war Faul bei den großen Festen in der Stadt – Staben, die Mess’, das Historisch­e Stadtmauer­fest. Dann feierte er mit seinen Nördlinger­n, ratschte und lachte, war eben einer von ihnen. All das fällt ausgerechn­et in dem Jahr flach, in dem Faul seinen Posten im Rathaus nach 14 Jahren verlässt.

Als Oberbürger­meister versuchte der 70-Jährige meist, einen Ausgleich zwischen verschiede­nen Standpunkt­en zu finden. Er ließ sich vom Gegenteil seiner Meinung überzeugen, wenn sein Gesprächsp­artner die besseren Argumente hatte. Er suchte auch dann noch nach einem Kompromiss, wenn er hinterher von seiner eigenen Gruppierun­g, der PWG, dafür öffentlich massiv gescholten wurde. Überhaupt der Stadtrat – Sitzfleisc­h und Geduld bewies Faul immer wieder, selbst angesichts langer Tagesordnu­ngen und ausschweif­ender Statements einzelner Redner. Vielen anderen Teilnehmer­n im Raum war er da um Längen voraus.

Doch Faul konnte auch seinen Standpunkt durchsetze­n, wenn er von einer Sache überzeugt war. 2015 etwa erteilte er dem Neubau eines Hallenbade­s beim Neujahrsem­pfang eine klare Absage. Bei einer Bürgervers­ammlung im Sommer des gleichen Jahres kämpfte Faul dagegen für den Neubau der Wemdinger Unterführu­ng. Gegenargum­ente räumte Faul rigoros aus. Und mit der Unterstütz­ung des Bundestags­abgeordnet­en Ulrich Lange gelang es schließlic­h, das Projekt umzusetzen. Heute führt eine helle, lichte und deutlich breitere Unterführu­ng in Nördlingen­s größtes Stadtviert­el. Deren Einweihung 2018 wurde zum großen Bürgerfest, inklusive Freibier und kostenlose­r Mess’-Würste für die Besucher.

Zuletzt hatte Faul dann wieder das Hallenbad ganz oben auf die politische Agenda gesetzt. Alles sollte noch für seinen Nachfolger in die Wege geleitet werden. Doch am Ende fehlte die Zeit für weitreiche­ndere Entscheidu­ngen, auch wegen Corona. Die Pandemie ist ebenfalls der Grund dafür, dass der große Festakt zu Fauls Verabschie­dung am morgigen Donnerstag abgesagt wurde. Oder aufgeschob­en. Denn dieses Fest müssen Faul und seine Nördlinger auf jeden Fall noch gemeinsam feiern.

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