Heimatliebe sammelt Hochprozentiges für guten Zweck
Verein unterstützt damit Aktion eines Brenners, der aus dem „Stoff“Reinigungsalkohol herstellt
Mit Schnaps Gutes tun. Dass das geht, beweist derzeit die Heimatliebe Niederalfingen. Seit kurzer Zeit sammelt der Verein Alkoholika jeglicher Art, die demnächst in eine Brennerei transportiert werden, die aus dem Hochprozentigem Reinigungsalkohol herstellt – also eine Alternative zum Desinfektionsmittel. Der Alkohol soll danach unentgeltlich an Einrichtungen, zum Beispiel Seniorenheime, abgegeben werden.
Die Sammelaktion ist vor einigen Wochen von der Brennerei Bohn aus Gschwend-Eichenkirnberg ins Leben gerufen worden. Davon erfuhr Gebhard Jörg, langjähriges Vereinsmitglied der Heimatliebe. Er sei mit der Idee auf sie zugekommen, ebenfalls Alkohol zu sammeln, erklärt die Vorsitzende Karin Jennewein. Gesagt, getan. Da sie zu zweit nicht gegen die Kontaktbeschränkungen des Landes verstoßen, machten sich Jörg und Jennewein daran, ihre Aktion zu bewerben – im Gemeindeblatt und über WhatsApp.
Anfangs erzeugte der Aufruf nur wenig Resonanz. „Doch dann ging es plötzlich los“, sagt Karin Jennewein. „Seither läuft es bombig.“Mehrere 100 Liter Alkohol hat die Vorsitzende bereits gezählt. Gesammelt wird dabei alles, was entsprechend „Umdrehungen“hat. Ab der Stufe Likör könne man den Alkohol gebrauchen, erläutert Karin Jennewein. Selbst
„Omas Eierlikör“, den keiner mehr trinkt, sei somit noch für etwas gut. Wein sei jedoch nicht mehr geeignet.
Abgegeben wird laut der Vorsitzenden längst nicht nur Fusel. Bei einigen Flaschen blute ihr schon etwas das Herz, gibt Karin Jennewein zu. So entdeckte sie unter den Spenden beispielsweise eine hochwertige, handwerklich produzierte Flasche Zwetschgenwasser von 1989. Da seien viele Flaschen von namhaften Brennereien dabei. Bei einer Großspende über etwa 150 Liter gebe es sogar eine Flasche mit einer entsprechenden Brennbescheinigung.
Spenden dieser Art regen Karin Jennewein, wie sie sagt, aber auch zum Nachdenken an. „Es ist unglaublich, was bei manchen Menschen an Wert im Schrank steht. Da sieht man mal, in was für einer Wohlstandsgesellschaft wir eigentlich leben.“
Wichtig bei der Sammelaktion ist, dass der Alkohol erworben wurde, Steuern also bereits auf das Produkt gezahlt wurden. Wer spendet, muss ein Formular mit seinen Daten ausfüllen. Dies dient allerdings nur als Absicherung für den Verein und die Brennerei, falls die Behörden doch einmal vor der Tür stehen sollten. Besonders ist für die Vereinsvorsitzende,
die auch im Hüttlinger Gemeinderat sitzt, das Miteinander, das sie während der Spendenaktion erlebt. So sei sie zum Beispiel mit einer älteren Frau ins Gespräch gekommen, die den Schnaps ihres Mannes gespendet habe, da dieser verstorben sei. Die Leute seien durchweg „begeistert“von der Idee, schwärmt Karin Jennewein.
Die Spendenaktion läuft noch bis 10. Mai. Danach soll der „Stoff“nach Gschwend gebracht werden. Wie der Transport bei dieser Menge an Flaschen vonstatten gehen soll, weiß Karin Jennewein noch nicht. Die Brennerei produziert aus dem Hochprozentigen Reinigungsalkohol, der als Ersatz für Desinfektionsmittel unentgeltlich an Kindergärten, Schulen und Senioreneinrichtungen abgegeben wird.
Wer noch spenden möchte, kann seine Flaschen in den drei Sammelstellen im Dorf (Kapellenweg 21, Fuggerstraße 4, Ebnater Straße 32) abgeben. Vor Ort findet man auch die Spendenformulare, die ausgefüllt in den Briefkasten gesteckt werden sollen. Zudem bietet der Verein einen Abholservice für Menschen, die ihre Flaschen nicht selbst abgeben können.