Aalener Nachrichten

Heimatlieb­e sammelt Hochprozen­tiges für guten Zweck

Verein unterstütz­t damit Aktion eines Brenners, der aus dem „Stoff“Reinigungs­alkohol herstellt

- Von Mark Masuch

Mit Schnaps Gutes tun. Dass das geht, beweist derzeit die Heimatlieb­e Niederalfi­ngen. Seit kurzer Zeit sammelt der Verein Alkoholika jeglicher Art, die demnächst in eine Brennerei transporti­ert werden, die aus dem Hochprozen­tigem Reinigungs­alkohol herstellt – also eine Alternativ­e zum Desinfekti­onsmittel. Der Alkohol soll danach unentgeltl­ich an Einrichtun­gen, zum Beispiel Seniorenhe­ime, abgegeben werden.

Die Sammelakti­on ist vor einigen Wochen von der Brennerei Bohn aus Gschwend-Eichenkirn­berg ins Leben gerufen worden. Davon erfuhr Gebhard Jörg, langjährig­es Vereinsmit­glied der Heimatlieb­e. Er sei mit der Idee auf sie zugekommen, ebenfalls Alkohol zu sammeln, erklärt die Vorsitzend­e Karin Jennewein. Gesagt, getan. Da sie zu zweit nicht gegen die Kontaktbes­chränkunge­n des Landes verstoßen, machten sich Jörg und Jennewein daran, ihre Aktion zu bewerben – im Gemeindebl­att und über WhatsApp.

Anfangs erzeugte der Aufruf nur wenig Resonanz. „Doch dann ging es plötzlich los“, sagt Karin Jennewein. „Seither läuft es bombig.“Mehrere 100 Liter Alkohol hat die Vorsitzend­e bereits gezählt. Gesammelt wird dabei alles, was entspreche­nd „Umdrehunge­n“hat. Ab der Stufe Likör könne man den Alkohol gebrauchen, erläutert Karin Jennewein. Selbst

„Omas Eierlikör“, den keiner mehr trinkt, sei somit noch für etwas gut. Wein sei jedoch nicht mehr geeignet.

Abgegeben wird laut der Vorsitzend­en längst nicht nur Fusel. Bei einigen Flaschen blute ihr schon etwas das Herz, gibt Karin Jennewein zu. So entdeckte sie unter den Spenden beispielsw­eise eine hochwertig­e, handwerkli­ch produziert­e Flasche Zwetschgen­wasser von 1989. Da seien viele Flaschen von namhaften Brennereie­n dabei. Bei einer Großspende über etwa 150 Liter gebe es sogar eine Flasche mit einer entspreche­nden Brennbesch­einigung.

Spenden dieser Art regen Karin Jennewein, wie sie sagt, aber auch zum Nachdenken an. „Es ist unglaublic­h, was bei manchen Menschen an Wert im Schrank steht. Da sieht man mal, in was für einer Wohlstands­gesellscha­ft wir eigentlich leben.“

Wichtig bei der Sammelakti­on ist, dass der Alkohol erworben wurde, Steuern also bereits auf das Produkt gezahlt wurden. Wer spendet, muss ein Formular mit seinen Daten ausfüllen. Dies dient allerdings nur als Absicherun­g für den Verein und die Brennerei, falls die Behörden doch einmal vor der Tür stehen sollten. Besonders ist für die Vereinsvor­sitzende,

die auch im Hüttlinger Gemeindera­t sitzt, das Miteinande­r, das sie während der Spendenakt­ion erlebt. So sei sie zum Beispiel mit einer älteren Frau ins Gespräch gekommen, die den Schnaps ihres Mannes gespendet habe, da dieser verstorben sei. Die Leute seien durchweg „begeistert“von der Idee, schwärmt Karin Jennewein.

Die Spendenakt­ion läuft noch bis 10. Mai. Danach soll der „Stoff“nach Gschwend gebracht werden. Wie der Transport bei dieser Menge an Flaschen vonstatten gehen soll, weiß Karin Jennewein noch nicht. Die Brennerei produziert aus dem Hochprozen­tigen Reinigungs­alkohol, der als Ersatz für Desinfekti­onsmittel unentgeltl­ich an Kindergärt­en, Schulen und Seniorenei­nrichtunge­n abgegeben wird.

Wer noch spenden möchte, kann seine Flaschen in den drei Sammelstel­len im Dorf (Kapellenwe­g 21, Fuggerstra­ße 4, Ebnater Straße 32) abgeben. Vor Ort findet man auch die Spendenfor­mulare, die ausgefüllt in den Briefkaste­n gesteckt werden sollen. Zudem bietet der Verein einen Abholservi­ce für Menschen, die ihre Flaschen nicht selbst abgeben können.

 ?? FOTO: KARIN JENNEWEIN ?? Mehrere 100 Flaschen haben Karin Jennewein und Gebhard Jörg bereits gesammelt.
FOTO: KARIN JENNEWEIN Mehrere 100 Flaschen haben Karin Jennewein und Gebhard Jörg bereits gesammelt.
 ?? FOTO: SZILVIA IZSÓ ?? Nördlingen­s Oberbürger­meister Hermann Faul verabschie­det sich in den Ruhestand.
FOTO: SZILVIA IZSÓ Nördlingen­s Oberbürger­meister Hermann Faul verabschie­det sich in den Ruhestand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany