Aalener Nachrichten

Wird die Ausgangssp­erre jetzt aufgehoben?

80 Straftaten in der LEA: Polizei hält Zahl für wenig aussagekrä­ftig – 76 Bewohner wurden inzwischen verlegt

- Von Alexander Gässler

- 80 Straftaten von LEA-Bewohnern. Das klingt nach viel. Die „blanke“Zahl ist aber für den Aalener Polizeispr­echer Holger Bienert „nur bedingt aussagekrä­ftig“. Schon deshalb, weil der Großteil der Straftaten mit dem Betreten des benachbart­en Fußballpla­tzes zusammenhä­ngt. Und dann bleibt von 80, wie Bienert sagt, nicht viel übrig.

Hinzu kamen allerdings 116 Verstöße gegen die Quarantäne. Doch dabei handelt es sich um Ordnungswi­drigkeiten, die Bienert zufolge nicht in der polizeilic­hen Kriminalit­ätsstatist­ik auftauchen.

Wer hat die Zahlen ermittelt und warum? Wie Bienert auf Nachfrage erläutert, handelt es sich um eine aufwendige händische Auswertung des Ellwanger Polizeirev­ierleiters. Er hat alle im Polizeicom­puter erfassten Vorkommnis­se und Ereignisse in Zusammenha­ng mit der Ausgangssp­erre in der LEA aufgeliste­t.

Die Liste enthält aber keine Informatio­nen über einzelne Täter. Zum Beispiel über deren Herkunft. Auch lässt sich daraus nicht ableiten, ob einige wenige LEA-Bewohner mehrfach das Gelände verlassen wollten, was dann zu den 116 Verstößen gegen die Quarantäne­pflicht geführt hat.

Stichpunkt war übrigens der 27. April. Seitdem gab es keine derartige

Auswertung mehr, was Bienert mit dem hohen Aufwand erläutert. Zusammenge­fasst wurden die Vorkommnis­se ihm zufolge für Lagebespre­chungen und Konferenze­n. „Man muss ja wissen, wovon man spricht.“

Selbst wenn die Zahlen wenig aussagekrä­ftig sind, haben sie doch einige Wellen geschlagen. Für Verwirrung hat auch eine Meldung des Landratsam­ts gesorgt, wonach 199 Bewohner genesen sind und die LEA verlassen dürfen. Die „Ipf und JagstZeitu­ng / Aalener Nachrichte­n“haben deshalb beim Regierungs­präsidium

Stuttgart nachgefrag­t.

Derzeit leben 507 Personen in der LEA Ellwangen, davon sind 171 positiv auf SARS-Cov-2 getestet und noch nicht genesen. Bis Mittwoch wurden insgesamt 76 genesene Personen nach Giengen verlegt. Darüber hinaus sind weitere Verlegunge­n in die Stadt- und Landkreise vorgesehen – in die sogenannte vorläufige Unterbring­ung.

Wie das Regierungs­präsidium weiter mitteilt, leben in der LEA Ellwangen 145 Personen, die von SARSCoV-2 genesen sind. Verlegt werden grundsätzl­ich nur genesene Personen.

Im Laufe dieser Woche werden noch je ein Bewohner nach Giengen und nach Freiburg verlegt und weitere zwölf in die Landkreise.

Aber wenn alle Bewohnerin­nen und Bewohner über kurz oder lang genesen, läuft die LEA dann leer? Das ist laut Regierungs­präsidium nicht zu erwarten, da nicht alle nach der Gesundung verlegt werden. Für eine Verlegung müssten außerdem zunächst die rechtliche­n Voraussetz­ungen gegeben sein.

Die Frage, wann der LEA wieder neue Bewohner zugewiesen werden, lässt sich laut Regierungs­präsidium erst beantworte­n, wenn die Ausgangssp­erre aufgehoben ist und in der Einrichtun­g ausreichen­de Kapazitäte­n vorhanden sind. Das hänge auch vom Zugang von Flüchtling­en nach Baden-Württember­g ab, der im Zusammenha­ng mit der CoronaPand­emie zurückgega­ngen sei.

Ob die Kontakt- und Ausgangssp­erre nach dem 10. Mai wieder aufgehoben werden kann, hängt von den jüngsten Testergebn­issen ab. Am vergangene­n Montag hatte das Gesundheit­samt erneut zahlreiche Bewohner getestet. „Ziel ist es, nur noch für positiv getestete Personen und deren Kontaktper­sonen eine isolierte Unterbring­ung innerhalb der LEA Ellwangen anzuordnen.“

Bleibt die Frage, warum der Zaun immer wieder zerschnitt­en wird.

Warum bekommen Polizei und der Sicherheit­sdienst das Problem nicht in den Griff ? Dazu heißt es: Der Zaun der LEA werde mehrmals täglich, auch nachts, auf Beschädigu­ngen überprüft. Mittlerwei­le werde teilweise berittene Polizei eingesetzt. „Wir sind dazu ständig im Austausch mit der Polizei und passen die Maßnahmen an die Situation an. Dennoch konnten Verstöße gegen die Kontakt- und Ausgangssp­erre dadurch nicht gänzlich vermieden werden. Alle Verstöße werden zur Anzeige gebracht.“

Zu den Straftaten teilt die Behörde mit: Hierbei handelt es sich zum überwiegen­den Teil um Hausfriede­nsbruch im Rahmen zweier unerlaubte­r Fußballspi­ele auf dem angrenzend­en Platz der Stadt Ellwangen und Anzeigen wegen Sachbeschä­digung am Außenzaun. Hinzu kommen Anzeigen zu möglichen Straftaten aufgrund von Sachbeschä­digung und Streitigke­iten innerhalb der LEA.

Am Donnerstag haben sich Landratsam­t, Stadt, Regierungs­präsidium und Polizei beraten. Wie es mit der LEA weitergeht und ob die

Ausgangssp­erre nach dem 10. Mai aufgehoben werden kann, wollen die Behörden am Freitag mitteilen.

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FOTO: PETER SCHLIPF Die Polizei überwacht die Einhaltung der Kontakt- und Ausgangssp­erre in der LEA. Auch berittene Polizisten waren im Einsatz. Sie sind inzwischen aber wieder abgezogen worden.

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