Pfingst-Wiesen und Blutritt fallen aus
Mehrere 1000 Menschen wären nach Schwenningen gekommen – Ersatz im Herbst?
- An Pfingsten herrscht normalerweise Ausnahmezustand im kleinen Neulermer Teilort Schwenningen. Aber in diesem Jahr ist wegen der CoronaPandemie alles anders – und so können auch der Blutritt und die PfingstWiesen nicht stattfinden. Doch ein Hoffnungsschimmer bleibt.
Beide Veranstaltungen seien noch nie ausgefallen, betont Kapellenpfleger Norbert Pfitzer, der seit vielen Jahren stark in die Organisation der beiden Events eingebunden ist. Blutritt und Pfingst-Wiesen sind Gemeinschaftsaktionen der katholischen Kirchengemeinde Heilig Blut, der Dorfgemeinschaft Schwenningen und des Rock’n’Roll-Clubs Neuler-Schwenningen.
Die Organisation der beiden Veranstaltungen war nahezu abgeschlossen, Zelt und Musik waren bestellt. Dass die Pfingst-Wiesen nicht stattfinden könnten, war ihm eigentlich schon länger bewusst, meint Norbert Pfitzer. Da seien einfach zu viele Leute im Zelt, sodass man die Abstandsregeln nicht hätte gewährleisten können. In den Jahren 2017/18 sind laut dem Kapellenpfleger mehr als 2000 Menschen am Sonntagabend zum Feiern ins Festzelt gekommen. Zu viel für die Veranstalter, die die Besucheranzahl seit 2019 durch Ticketverkäufe regulieren. Karten für dieses Jahr hat man aber noch nicht ausgegeben, sodass es nun auch keine Rückgabeaktion geben muss. „Wir haben schon gewusst, dass es wahrscheinlich schwierig wird und daher die Aktivitäten in der letzten Zeit etwas zurückgefahren“, erläutert Pfitzer.
Etwaige finanzielle Einbußen für die Kirchengemeinde bezeichnet Pfitzer als gering. Anders verhalte es sich bei der Dorfgemeinschaft Schwenningen. Der Verein habe in ein neues Gebäude investiert und die
Einnahmen der Ticketverkäufe fest in der Finanzierung einberechnet. Er hoffe, dass die Bank die Kredittilgungen für 2020 aussetze, sagt Pfitzer.
Zum Blutritt am Pfingstmontag kommen regelmäßig bis zu 1000 Leute. Bei der Wallfahrt habe es bis zuletzt ein kleines Stück Hoffnung gegeben, da die Veranstaltung im Freien stattfinde, erklärt der Kapellenpfleger. Doch auch beim Blutritt war irgendwann klar, dass die Organisatoren auch hier den nötigen Mindestabstand nicht gewährleisten können.
Zumindest für die Pfingst-Wiesen bleibt für 2020 eine kleine Chance, die Veranstaltung nachholen zu können. Vielleicht werde es ein kleines Wiesen-Festle im Herbst geben, hofft Pfitzer. Diese Idee habe man bereits länger im Kopf, doch man wolle abwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickele, berichtet der Kapellenpfleger weiter, der seit 50 Jahren als Messner in der Kirchengemeinde tätig ist und das Amt damals als 13-Jähriger von seinem Großvater übernommen hatte. Seit 40 Jahren ist er zudem Kapellenpfleger.
Die Absage sei für ihn persönlich eine seltsame und unwirkliche Angelegenheit. „Das ist sehr komisch für mich als Schwenninger, der über Pfingsten bisher immer im Dorf gewesen ist“, stellt Pfitzer fest. Beruflich sei er im Moment aber trotzdem stark eingespannt. Ohne Corona würde sich der Geschäftsführer eines Werkzeug- und Maschinenhandels derzeit auf Dienstreise in China befinden.
Der Blutritt in Neuler-Schwenningen findet seit 1947 immer am Pfingstmontag statt. Gegen 1870 war die Wallfahrtstradition im Dorf eingeschlafen und wurde erst zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wiederbelebt. Die Pfingst-Wiesen finden seit etwa 40 Jahren statt und dauern normalerweise vier Tage lang von Freitag bis Pfingstmontag.