Schwäbisch-westfälischer Meinungsaustausch zur Corona-Krise
Deutschland spricht: Die Aalenerin Heike Brucker diskutiert mit dem Essener Unternehmer Arndt Krebs
- Am Ende sind sich die 38-jährige Heike Brucker und der 55-jährige Arndt Krebs aus Essen in vielem einig gewesen. Die beiden hatten sich im Rahmen der Aktion „Deutschland spricht“zu einem Meinungsaustausch per Skype verabredet. Der Dialog zwischen der Geschäftsführerin der CDU-Fraktion im Aalener Stadtrat und dem Geschäftsführer eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens beschäftigte sich in erster Linie mit der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen.
Aus Sicht des Essener Unternehmers Arndt Krebs macht die Politik in der Corona-Krise keine allzu glückliche Figur. „Was mich eklatant stört, ist dieser Flickenteppich“, sagt Krebs. Das ungeordnete Vorgehen, der Mangel an Absprachen zwischen den Bundesländern bei der Öffnung des Landes nach dem Corona-Lockdown. Er habe mitunter den Eindruck gewonnen, wer am lautesten schreie, dürfte als erster den Betrieb wieder öffnen. Heike Brucker hielt dagegen: „Ich bin für diesen Flickenteppich“, stellte die 38-jährige Aalenerin klar. Baden-Württemberg und Bayern seien von der Corona-Krise stärker betroffen gewesen als zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern. Deswegen sei es richtig, wenn einzelne Länder andere Schwerpunkte setzten. Brucker kritisierte jedoch, dass zum Beispiel Fitnessstudios nicht öffnen dürften, obwohl es an den Geräten genug Abstand zwischen den Kunden gebe. Sie plädierte dafür, dass Betriebe, die ein stimmiges Hygienekonzept vorlegen können, dann auch öffnen dürfen.
Krebs, der geschäftliche Kontakte nach Südafrika unterhält, erwähnte, dass das Land die Zeit des Lockdowns genutzt habe, um einen Fünfpunkteplan zu entwickeln. Damit gebe es eine gewisse Struktur: Die Unternehmen wüssten anhand dieses Plans genau, was sie zu tun hätten, um wieder öffnen zu dürfen. In Deutschland gebe es dagegen keine Planungssicherheit.
Hierzulande habe man es versäumt, einen Plan für das Hochfahren der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens nach dem Lockdown zu entwickeln. Das nützten einige Politiker und Lobbygruppen aus, um vorzupreschen und sich zu profilieren.
Die Aalenerin Brucker zeigte sich über dieses Vorpreschen gar nicht so unglücklich, Denn dadurch würden andere unter Zugzwang gesetzt, sich zu bewegen. Ihr missfällt allerdings, dass der Ministerpräsident und das Kabinett in den Corona-Fragen entscheiden, ohne das Parlament hinzuzuziehen. „Dafür ist ein Landtag doch gewählt“, sagt sie. Die Verordnungen sollten nicht einfach von oben herab beschlossen werden. Arndt Krebs erwiderte, dass man womöglich Zeit verliere, wenn man im Krisenmanagement auch noch Parlamente einschalten müsse. Er kann sich jedoch vorstellen, dass Parlamente auch im Blick auf künftige Krisen einen Ordnungsrahmen setzen.
Das sieht auch Heike Brucker so. Sie wundert sich jedoch, warum die Entwicklung einer App, die Infektionswege nachverfolgen kann, so lange dauert. Die Technik müsse doch vorhanden sein. Für den Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga hatten beide Diskutanten am Ende des Gesprächs allerdings nur Kopfschütteln übrig.