Aalener Nachrichten

Solidaritä­tskundgebu­ng endet mit der „Internatio­nalen“

Freundeskr­eis Alassa und MLPD protestier­en am Fuchseck gegen die Verhältnis­se in der Ellwanger LEA

- Von Josef Lehmann

- Rund 30 Menschen sind am Samstag dem Aufruf des Freundeskr­eis Alassa und der MLPD (Marxistisc­h-Leninistis­che Partei Deutschlan­ds) ans Ellwanger Fuchseck gefolgt, um mit einer Aktion an die Polizeiraz­zia und die Flüchtling­sdemonstra­tion vor zwei Jahren zu erinnern. Mit der Kundgebung wollten sie zudem gegen die ihrer Ansicht nach „menschenun­würdigen Verhältnis­se in der LEA und anderen Flüchtling­seinrichtu­ngen“demonstrie­ren.

Unter dem Motto „Jetzt reden wir!“hatten Flüchtling­e am 9. Mai 2018 in Ellwangen zu einer Demonstrat­ion aufgerufen. Anlass war eine Polizeiakt­ion in der LEA auf Grund einer Revolte, bei der die Flüchtling­e die Abschiebun­g eines togolesisc­hen Asylbewerb­ers verhindern wollten. Der ehemalige LEA-Bewohner Alassa M. hatte daraufhin 2018 die Demo in Ellwangen organisier­t sowie wegen Unverhältn­ismäßigkei­t der Polizeiakt­ion gegen das Land BadenWürtt­emberg und wegen Falschauss­agen gegen die AfD-Politikeri­n Alice Weidel geklagt.

Joachim und Adelheid Gruber vom Freundeskr­eis kritisiert­en in ihrer Stellungna­hme nochmals den ungerechtf­ertigten Polizeiein­satz und den aktuellen Umgang mit der Corona-Pandemie in der LEA und anderen Flüchtling­sunterkünf­ten. „Während anderswo Kontaktspe­rren gelten, müssten Flüchtling­e dicht gedrängt leben“, so ihr Protest. Aufgrund der Ausgangssp­erre konnten keine Bewohner der LEA an der Kundgebung teilnehmen.

Flüchtling­svertreter Isayah Ehrauyi

hatte aber vor dem Mikrofon telefonisc­hen Kontakt mit einem Bewohner, der sich zur Situation äußerte und das Dauerverbo­t jeglicher Bewegungsf­reiheit und das Ansteckung­srisiko bemängelte. Nicht alle Flüchtling­e wollten die Ausgangssp­erre hinnehmen oder sich freiwillig auf Corona testen lassen.

Jonas Dachner, der Vertreter der Jugendorga­nisation der MLPD, prangerte die allgemeine Unterdrück­ung an und rief auf zur Solidaritä­t und zum Kampf gegen Nationalis­mus, Fremdenfei­ndlichkeit und Antisemiti­smus.

Renate Radmacher vom Freundeskr­eis Alassa verwies auf die Untätigkei­t von Europa in der Krise und auf die erschrecke­nden Zustände in Lesbos, wo Flüchtling­e „eingepferc­ht auf engstem Raum vegetieren“: „1300 Menschen teilen sich eine Wasserstel­le. Nicht auszudenke­n, wie schnell sich dort das Virus ausbreitet“. Spontan äußerten sich noch Teilnehmer und Teilnehmer­innen am „freien Mikrofon“.

So wie eine Teilnehmer­in aus Reutlingen, die den allgemein gültigen Gesundheit­sschutz auch für Flüchtling­e forderte und für eine Evakuierun­g eintrat. „Flüchtling­e sind keine Menschen zweiter Klasse“so ihr Tenor. Rudi Radmacher kritisiert­e ebenfalls die engen Verhältnis­se in der LEA und das aus seiner Sicht unmenschli­che Vorgehen von Frontex, bei der europäisch­en Grenzkontr­olle.

Die friedliche Versammlun­g wurde mit einem Rapsong und der gesungenen „Internatio­nale“beendet. Mit Abstandsge­bot und Mund-Nasen-Maske wurden die aktuellen Auflagen der Gesundheit­svorsorge eingehalte­n. Für den anwesenden Chef des Ellwanger Ordnungsam­ts, Thomas Steidle, und Polizeiver­treter Bernd Rathgeb gab es nichts zu beanstande­n: „Das Grundrecht auf Versammlun­gsfreiheit besteht auch in Zeiten von Corona weiter, dafür ist gesorgt“, so Steidle. Die Versammlun­g zog weiter nach Stuttgart, wo am Samstagnac­hmittag auf dem Schlosspla­tz eine zweite Kundgebung stattfand.

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FOTO: JOSEF LEHMANN Am sogenannte­n freien Mikrofon werden die Ausgangssp­erre und die engen Verhältnis­se in der LEA und anderen Flüchtling­seinrichtu­ngen kritisiert und eine Aufteilung in kleinere Einheiten gefordert.

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