Wohnprojekt im Kloster ist gestartet
80 Prozent der Wohnungen bereits verkauft – Zweiter Bauabschnitt ist bereits in Planung
- Ins Wohnprojekt „Ehemalige Klosterbrauerei“in Kirchheim kommt Bewegung. Nachdem schon längere Zeit großformatige Infoschilder auf das Konzept, mit dem 38 neue Wohnungen geschaffen werden sollen, aufmerksam machten, haben die Bauarbeiten nun begonnen. In Planung befindet sich bereits ein zweiter Bauabschnitt mit weiteren vier Wohneinheiten. Entstehen soll zudem ein frei zugänglicher Barockgarten.
Was geschieht eigentlich mit dem Gebäude der früheren Klosterbrauerei? Diese Frage dürften sich in den vergangenen Jahren sicherlich auch viele Nicht-Kirchheimer gestellt haben. Zeitweise hieß es beispielsweise, aus dem mehr als 200 Jahre alten Gebäude solle eine Seniorenwohnanlage werden. Seit geraumer Zeit ist klar: In der Brauerei, in der seit Ende der 1950er Jahre auch gemälzt wurde, entsteht eine Wohnanlage mit 38 Einheiten zwischen 35 und 124 Quadratmetern. 29 davon sollen sich in dem denkmalgeschützten Bau befinden, der durch neun Wohnungen in zwei angeschlossenen Neubauten ergänzt wird. Die Verbindungen werden durch zwei Laubengänge hergestellt.
Projektträger ist die Firma H&R Rendite Immobilien aus Crailsheim. Einer der beiden Geschäftsführer, Heinz Riedel, zeichnet für Entwicklung und Leitung verantwortlich. Gemeinsam mit dem österreichischen Immobilien-InvestmentUnternehmen Trivium hatte Riedel das Brauereiareal bereits Ende 2016 gekauft. Doch die weitere Planung lief für den Crailsheimer nicht ganz unproblematisch. Anfangs habe das Landesamt für Denkmalpflege darauf bestanden, dass auf dem Klostergelände
kein Neubau entstehen dürfe, sagt Riedel. Und auch der Kirchheimer Gemeinderat wollte von dem Projekt überzeugt werden. Nachdem sämtliche Steine aus dem Weg geräumt waren, konnten die Bauarbeiten vor kurzem nach dem offiziellen ersten Spatenstich endlich beginnen. Letztlich sei es aber immer eine gute Zusammenarbeit mit Behörden und Gemeinde gewesen. „Das habe ich auch schon ganz anders erlebt“, resümiert Riedel, für den der Bau in Kirchheim das „bisher größte Projekt in Eigenregie“darstellt.
Mit seinem Partner Trivium zeigt sich Riedel zudem mehr als zufrieden. Mit dieser Firma müsse man keine Angst haben, dass plötzlich kein Geld mehr vorhanden sei und man mit dem Bau nicht fertig werde. Das sei ja häufig das Problem bei Querfinanzierungen, betont er. Das Finanzierungsvolumen beläuft sich laut Riedel auf rund 7,5 Millionen Euro. Für das Verkaufsvolumen gibt er etwa zehn Millionen Euro an. „80 Prozent sind bereits verkauft“, betont der Crailsheimer, der in den
Werbemitteln seines Projekts stets die hohe steuerliche Förderung durch Abschreibungen im Denkmal angibt. Zudem sollen Investoren durch günstige Förderdarlehen sowie Tilgungszuschüsse gelockt werden. Steuertechnisch sei das alles sehr lukrativ, ist sich Riedel sicher.
Der Beginn der Verkaufsphase gestaltete sich allerdings alles andere als einfach. Vielleicht habe es am Projekt selbst oder an der ländlichen Lage gelegen, mein Riedel. Nachdem die erste Wohnung verkauft worden war, sei es aber richtig losgegangen. „Vielleicht wollte niemand der Erste sein“, vermutet der Kaufmann. Zu den bisherigen Investoren zählen laut Riedel Steuerberater, Ärzte und leitende Angestellte. Allerdings soll nur ein Drittel der Käufer aus der Region stammen, die anderen beispielsweise aus München, Marburg oder Ochsenfurt. Er habe aber auch schon mitbekommen, dass einige Investoren die gekaufte Wohnung jetzt als Kapitalanlage und später für den eigenen Lebensabend nutzen wollen, berichtet Riedel.
Dem Crailsheimer ist das historische Erbe der ehemaligen Klosterbrauerei wichtig. So sind bei Vorarbeiten und archäologischen Untersuchungen Reste eines weitaus älteren Rundbaus zutage getreten sowie handgeformte Tonziegel und im Steinbruch gehauene Steine. Diese Bruchsteine möchte der Unternehmer abbauen und sichtbar in die Gartengestaltung einfließen lassen. Denn zum Wohnprojekt soll später ein barocker Garten mit Steinbrunnen hinzukommen, der, so hat es Riedel festlegen lassen, nicht nur von den Bewohnern, sondern von allen Kirchheimern genutzt werden darf. Außerdem sind mittelalterliche Tonund Holzleitungen bei den Grabungen entdeckt worden. „Wenn so etwas gefunden wird, sollte man es für die Nachwelt erhalten“, findet Riedel. „Ich möchte schließlich auch in fünf Jahren noch nach Kirchheim kommen können.“Es gehe ihm darum, dass das Projekt den Käufern, aber auch der Gemeinde gut gefällt.
Daher hat der Kaufmann bereits das nächste Projekt in Planung. Am Rand des Barockgartens soll ein weiterer Neubau mit vier Wohneinheiten entstehen. Das habe mit dem jetzigen Bau aber nichts zu tun, sagt Riedel.
Die Hauptbauphase soll Ende Mai beginnen. Im Frühjahr 2022 dürfen laut Riedel die ersten Bewohner einziehen. Zusätzlich zu den Wohnungen sollen 20 Tiefgaragenplätze, vier begrünte Carports und 14 Parkplätze entstehen. Als Nutzungsmöglichkeit für den Gewölbekeller unter dem Altbau könnte sich der Crailsheimer einen Aufenthaltsraum oder auch einen Weinkeller vorstellen. Die Wohnungen sollen über Balkone, Loggien, Terrassen beziehungsweise Freiflächen verfügen. Die Gesamtgrundstücksfläche beträgt rund 6400 Quadratmeter.