Aalener Nachrichten

Wohnprojek­t im Kloster ist gestartet

80 Prozent der Wohnungen bereits verkauft – Zweiter Bauabschni­tt ist bereits in Planung

- Von Mark Masuch

- Ins Wohnprojek­t „Ehemalige Klosterbra­uerei“in Kirchheim kommt Bewegung. Nachdem schon längere Zeit großformat­ige Infoschild­er auf das Konzept, mit dem 38 neue Wohnungen geschaffen werden sollen, aufmerksam machten, haben die Bauarbeite­n nun begonnen. In Planung befindet sich bereits ein zweiter Bauabschni­tt mit weiteren vier Wohneinhei­ten. Entstehen soll zudem ein frei zugänglich­er Barockgart­en.

Was geschieht eigentlich mit dem Gebäude der früheren Klosterbra­uerei? Diese Frage dürften sich in den vergangene­n Jahren sicherlich auch viele Nicht-Kirchheime­r gestellt haben. Zeitweise hieß es beispielsw­eise, aus dem mehr als 200 Jahre alten Gebäude solle eine Seniorenwo­hnanlage werden. Seit geraumer Zeit ist klar: In der Brauerei, in der seit Ende der 1950er Jahre auch gemälzt wurde, entsteht eine Wohnanlage mit 38 Einheiten zwischen 35 und 124 Quadratmet­ern. 29 davon sollen sich in dem denkmalges­chützten Bau befinden, der durch neun Wohnungen in zwei angeschlos­senen Neubauten ergänzt wird. Die Verbindung­en werden durch zwei Laubengäng­e hergestell­t.

Projektträ­ger ist die Firma H&R Rendite Immobilien aus Crailsheim. Einer der beiden Geschäftsf­ührer, Heinz Riedel, zeichnet für Entwicklun­g und Leitung verantwort­lich. Gemeinsam mit dem österreich­ischen Immobilien-Investment­Unternehme­n Trivium hatte Riedel das Brauereiar­eal bereits Ende 2016 gekauft. Doch die weitere Planung lief für den Crailsheim­er nicht ganz unproblema­tisch. Anfangs habe das Landesamt für Denkmalpfl­ege darauf bestanden, dass auf dem Klostergel­ände

kein Neubau entstehen dürfe, sagt Riedel. Und auch der Kirchheime­r Gemeindera­t wollte von dem Projekt überzeugt werden. Nachdem sämtliche Steine aus dem Weg geräumt waren, konnten die Bauarbeite­n vor kurzem nach dem offizielle­n ersten Spatenstic­h endlich beginnen. Letztlich sei es aber immer eine gute Zusammenar­beit mit Behörden und Gemeinde gewesen. „Das habe ich auch schon ganz anders erlebt“, resümiert Riedel, für den der Bau in Kirchheim das „bisher größte Projekt in Eigenregie“darstellt.

Mit seinem Partner Trivium zeigt sich Riedel zudem mehr als zufrieden. Mit dieser Firma müsse man keine Angst haben, dass plötzlich kein Geld mehr vorhanden sei und man mit dem Bau nicht fertig werde. Das sei ja häufig das Problem bei Querfinanz­ierungen, betont er. Das Finanzieru­ngsvolumen beläuft sich laut Riedel auf rund 7,5 Millionen Euro. Für das Verkaufsvo­lumen gibt er etwa zehn Millionen Euro an. „80 Prozent sind bereits verkauft“, betont der Crailsheim­er, der in den

Werbemitte­ln seines Projekts stets die hohe steuerlich­e Förderung durch Abschreibu­ngen im Denkmal angibt. Zudem sollen Investoren durch günstige Förderdarl­ehen sowie Tilgungszu­schüsse gelockt werden. Steuertech­nisch sei das alles sehr lukrativ, ist sich Riedel sicher.

Der Beginn der Verkaufsph­ase gestaltete sich allerdings alles andere als einfach. Vielleicht habe es am Projekt selbst oder an der ländlichen Lage gelegen, mein Riedel. Nachdem die erste Wohnung verkauft worden war, sei es aber richtig losgegange­n. „Vielleicht wollte niemand der Erste sein“, vermutet der Kaufmann. Zu den bisherigen Investoren zählen laut Riedel Steuerbera­ter, Ärzte und leitende Angestellt­e. Allerdings soll nur ein Drittel der Käufer aus der Region stammen, die anderen beispielsw­eise aus München, Marburg oder Ochsenfurt. Er habe aber auch schon mitbekomme­n, dass einige Investoren die gekaufte Wohnung jetzt als Kapitalanl­age und später für den eigenen Lebensaben­d nutzen wollen, berichtet Riedel.

Dem Crailsheim­er ist das historisch­e Erbe der ehemaligen Klosterbra­uerei wichtig. So sind bei Vorarbeite­n und archäologi­schen Untersuchu­ngen Reste eines weitaus älteren Rundbaus zutage getreten sowie handgeform­te Tonziegel und im Steinbruch gehauene Steine. Diese Bruchstein­e möchte der Unternehme­r abbauen und sichtbar in die Gartengest­altung einfließen lassen. Denn zum Wohnprojek­t soll später ein barocker Garten mit Steinbrunn­en hinzukomme­n, der, so hat es Riedel festlegen lassen, nicht nur von den Bewohnern, sondern von allen Kirchheime­rn genutzt werden darf. Außerdem sind mittelalte­rliche Tonund Holzleitun­gen bei den Grabungen entdeckt worden. „Wenn so etwas gefunden wird, sollte man es für die Nachwelt erhalten“, findet Riedel. „Ich möchte schließlic­h auch in fünf Jahren noch nach Kirchheim kommen können.“Es gehe ihm darum, dass das Projekt den Käufern, aber auch der Gemeinde gut gefällt.

Daher hat der Kaufmann bereits das nächste Projekt in Planung. Am Rand des Barockgart­ens soll ein weiterer Neubau mit vier Wohneinhei­ten entstehen. Das habe mit dem jetzigen Bau aber nichts zu tun, sagt Riedel.

Die Hauptbauph­ase soll Ende Mai beginnen. Im Frühjahr 2022 dürfen laut Riedel die ersten Bewohner einziehen. Zusätzlich zu den Wohnungen sollen 20 Tiefgarage­nplätze, vier begrünte Carports und 14 Parkplätze entstehen. Als Nutzungsmö­glichkeit für den Gewölbekel­ler unter dem Altbau könnte sich der Crailsheim­er einen Aufenthalt­sraum oder auch einen Weinkeller vorstellen. Die Wohnungen sollen über Balkone, Loggien, Terrassen beziehungs­weise Freifläche­n verfügen. Die Gesamtgrun­dstücksflä­che beträgt rund 6400 Quadratmet­er.

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FOTO: MARK MASUCH Aus der ehemaligen Klosterbra­uerei soll bis 2022 eine moderne Wohnanlage werden.
 ?? FOTO: MARK MASUCH ?? Bei den Vorarbeite­n für das Bauprojekt sind unter anderem mittelalte­rliche Holzleitun­gen entdeckt worden.
FOTO: MARK MASUCH Bei den Vorarbeite­n für das Bauprojekt sind unter anderem mittelalte­rliche Holzleitun­gen entdeckt worden.

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