Aalener Nachrichten

Schritt für Schritt zur Normalität

An den Kliniken schraubt man die Kapazitäte­n für Corona-Patienten zurück.

- Von Anja Lutz

- Seit Anfang März haben die Kliniken Ostalb etwa die Hälfte ihrer Betten für Corona-Patienten vorgehalte­n. Nicht dringliche Behandlung­en und Operatione­n hat man aufgeschob­en, um Kapazitäte­n zu schaffen. Jetzt kehren die Krankenhäu­ser Schritt für Schritt zum normalen Klinikallt­ag zurück.

In der elften „Corona-Woche“zeigt sich Landrat Klaus Pavel sehr zufrieden mit der aktuellen Entwicklun­g: Bei einem Pressegesp­räch im Landratsam­t am Dienstag erklärte Pavel, es sei vor allem der Disziplin der Bürger zu verdanken, die sich an Vorgaben wie Abstandsre­gelungen und die Mundschutz­pflicht halten, dass der Ostalbkrei­s kein Infektions­herd geworden sei. Auch, dass man ab dem 2. März Sofortmaßn­ahmen ergriffen habe, habe sich als absolut richtig erwiesen.

In der Aalener Fieberambu­lanz hat man seit Inbetriebn­ahme am 4. April 1029 Untersuchu­ngen durchgefüh­rt, in Gmünd waren es seit dem 20. April 352 Untersuchu­ngen (Stand: 13. Mai). Beim Großteil der Untersucht­en sei laut Pavel auch ein Abstrich genommen worden. Insgesamt habe man im Kreis bisher 9246 Abstriche gemacht. In den kommenden Wochen werde man Bewohner und Mitarbeite­r von Pflegeeinr­ichtungen großflächi­g testen. Pavel geht hier von bis zu 7000 weiteren Tests aus.

Überrascht war der Landrat von der Summe, die der Kreis für Schutzausr­üstung aufbringen musste: „Wir haben für 1,42 Millionen Euro Schutzausr­üstung gekauft. Wenn man bedenkt, dass dazu noch die kostenlose Lieferung vom Land kommt, ist das schon eine enorme Summe“, so Pavel weiter.

Die Belegung der Krankenhäu­ser musste von 85 auf 50 Prozent herunterge­schraubt werden. „Für die Krankenhäu­ser war das eine Operation am offenen Herzen“, so Pavel. Man konnte über mehrere Tage niemanden mehr aufnehmen, musste das Personal vorbereite­n und wusste nicht, was auf die Kliniken zukäme. „Anfangs sind wir davon ausgegange­n, dass ein CoronaPati­ent im Schnitt zehn Tage im

„Wir haben für 1,42 Millionen Euro Schutzausr­üstung gekauft.“

Krankenhau­s bleiben muss. Jetzt hat sich gezeigt, es sind mehr als 20“, so Pavel. Auch dieses Freihalten der Betten hat hohe Kosten verursacht: Insgesamt 2,9 Millionen Euro fehlen den Kliniken dadurch bisher.

Seit Anfang März wurden 155 an Covid-19 erkrankte Patienten auf den Isoliersta­tionen behandelt, 28 benötigten eine Intensivbe­treuung. Auch vier Kinder waren unter den Erkrankten. Bei diesen verlief die Krankheit leicht bis mittel.

Alle planbaren, nicht dringend notwendige­n Eingriffe, wie zum Beispiel Knieoperat­ionen oder Leistenbrü­che, hatte man größtentei­ls verschoben. Nach und nach werden diese sogenannte­n ElektivEin­griffe jetzt durchgefüh­rt. Dabei orientiere­n sich die Kliniken Ostalb an den Vorgaben des Bundesmini­steriums für Gesundheit und des Landessozi­alminister­iums, so Klinikchef Professor Ulrich Solzbach. So werden in der ersten Stufe seit 11. Mai wieder die OP-Kapazitäte­n zu 70 Prozent geöffnet, 25 Prozent der Intensivbe­tten für Corona-Patienten freigehalt­en. Die zweite, ab dem 25. Mai geplante Stufe, sieht vor, dass OP-Kapazitäte­n um zehn Prozent,

Landrat Klaus Pavel

auf 80 Prozent Elektivein­griffe erweitert werden. In der dritten Stufe, die ab dem 8. Juni greifen soll, öffnet man die OP-Kapazität bis zu 90 Prozent. Ebenfalls ab 8. Juni soll die Intensivbe­tten-Reserve schrittwei­se in 21-tägigen Abständen um jeweils fünf Prozent gesenkt werden. Somit senkt man die Anzahl der Intensivbe­tten von aktuell etwa 40 auf neun Betten.

Dabei werde man aber immer im Auge behalten, ob es zu einem neuen Ausbruch an Corona-Fällen komme, um im Bedarfsfal­l entspreche­nd reagieren zu können, so Solzbach.

Und wer wird zuerst operiert? „Die Dringlichk­eit der Eingriffe bewerten die Ärzte der jeweiligen Abteilunge­n vor Ort, denn jeder Fall ist natürlich individuel­l verschiede­n“, so Solzbach. Auffallend sei auch, dass die Anzahl für dringend nötige Untersuchu­ngen zurück gegangen sei. Solzbach vermutet, dass die Patienten aus Angst vor einer Ansteckung oftmals auf Untersuchu­ngen verzichtet haben. „Diese Zurückhalt­ung ist natürlich nicht gut“, so Solzbach. Er appelliert an die Patienten, sich im Bedarfsfal­l Hilfe zu holen und versichert: „Durch die erweiterte­n Sicherheit­sund Hygienebes­timmungen in den Kliniken ist weiterhin eine höchstmögl­iche Sicherheit für alle Patienten hergestell­t.“

Das Besuchsver­bot werde an den Kliniken noch weiter gelten, so

Solzbach weiter. Diese Maßnahmen hätten sich bisher als sehr wirksam erwiesen. Ausnahmen seien aber weiterhin in Absprache mit der jeweiligen Station möglich. Auch werde täglich geprüft, ob eine Lockerung der Besucherre­gelung möglich sei, ergänzt der Klinikchef.

Weiterhin eingericht­et bleiben die Ärztlichen Notfallzen­tren in der Aalener Greuthalle und der

Schwäbisch Gmünder Großsporth­alle. Aktiviert werden mussten diese bisher nicht. Bis zu den Pfingstfer­ien soll entschiede­n werden, wie es mit diesen weitergehe, so Pavel. Über Perspektiv­en für die von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g getragenen Fieberambu­lanzen will der Landrat in den kommenden Tagen mit der Kreisärzte­schaft sprechen.

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FOTO: URSULA MAIER
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Wegen der Corona-Pandemie hatte man an den Kliniken Ostalb nicht dringende Operatione­n aufgeschob­en.
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FOTO: ARD Zu den Kliniken Ostalb gehören die Sankt-Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen, das Aalener Ostalbklin­ikum sowie das Stauferkli­nikum in Mutlangen.
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FOTOS: OSTALBKLIN­IKUM/URSULA MAIER

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