„Es wird ein Kampf aller Bürgerinnen und Bürger“
Betriebsrat und IG Metall fordern verlässliche Zusagen der Unternehmensleitung, um weiter zu verhandeln
- „Wir haben bei der nunmehr 13. Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeber erneut deutlich gemacht, dass wir betriebsbedingte Kündigungen ausschließen“, betonte der Vorsitzende des Betriebsrats von Bosch Automotive Steering, Alessandro Lieb. In den Verhandlungen gehe es nach wie vor um die Beschäftigungs- und Standortsicherung des Unternehmens in Schwäbisch Gmünd. Die Vorschläge zur Minderung des Stellenabbaus seien mit Argumenten untermauert worden, die die Langfristigkeit belegen. Die Arbeitnehmervertretung habe belastbare und verlässliche Zukunftsthemen aufs Tableau gebracht.
„Gmünd ist Leitwerk in der Produktion, der Erfolg von Bosch AS liegt im Zusammenspiel zwischen Entwicklung und Produktion an einem Standort“, so Lieb. Es sei ihm sehr wichtig, klarzustellen, „dass wir dafür stehen, dass dieser Verbund bestehen bleibt“. Vorentwicklung, Entwicklung und Produktion haben in Gmünd ihre Daseinsberechtigung, betont Lieb. „Es gibt eine substanzielle Perspektive für Gmünd. Doch in den elementar wichtigen Themen ist der Arbeitgeber nicht kompromissbereit“, betont Lieb.
Der Erste Bevollmächtige der IG Metall Schwäbisch Gmünd und Aalen, Roland Hamm, bestätigte: „Wir sind nicht weiter als in der vorletzten Runde. Es ist erschreckend, dass die Unternehmensvertreter in den Kernfragen nicht einen Millimeter auf uns zugehen. Sie halten auch an einer Personalreduzierung auf 2500 Mitarbeiter fest.“Doch Betriebsrat und Gewerkschaft gehe es darum, am Standort Schwäbisch Gmünd die Beschäftigung zu sichern und für die Zukunft zu garantieren.
Das sei wichtig für die Belegschaft von Bosch AS, aber auch für die Stadt und die ganze Region, betonte Lieb. „Ohne Zukunftsperspektive“, sind sich Betriebsrat und Gewerkschaft einig, „sehen wir das Risiko, dass die Reduzierung auf 2500 Arbeitsplätze der vorletzte Schritt am Standort Schwäbisch Gmünd ist“. Man befürchte, dass die Produktion 2026 in Osteuropa oder Asien lande, und irgendwann auch die Entwicklung. Gefordert werde deshalb die Schaffung eines anderen Zielbildes: Nicht nur die Entwicklung in Schwäbisch Gmünd zu halten, sondern auch die Produktion.
Einer der Vorschläge, die schon lange auf dem Verhandlungstisch liegen, sei die Generierung von Neuanläufen am Standort. „Es ist nicht fair, alle Neuanläufe nach Maklár zu geben“, so Hamm. „Das hat mit fairem Umgang und Verantwortung nichts zu tun.“Wie wird es nun weitergehen? „Wir haben angeboten, weiter zu verhandeln, aber unter der Vorbedingung, dass sich was bewegt“, erklärt Roland Hamm.
„Wir wollen verlässliche Zusagen der Unternehmensleitung.“Es gehe dabei auch um die Glaubwürdigkeit des Unternehmens – und zwar sowohl bei den Beschäftigten als auch in der Öffentlichkeit, betont der Gewerkschaftssekretär. Der Arbeitgeber müsse seiner Verantwortung gerecht werden. „Nicht nur für Gewinne und Dividenden, sondern für die Menschen“, fordert Hamm. „Sollte sich die Arbeitgeberseite nicht bewegen, werden wir mit Aktionen reagieren.“Andrea Sicker, die künftige Erste Bevollmächtigte der IG Metall betont dazu: „Mir fällt auf, dass die Menschen in diesem ganzen Prozess keine Rolle spielen.“Sie verspricht: „Es wird uns etwas einfallen, wenn wir keine Zusagen bekommen.“Auch Betriebsrat Hüseyin Ekinci betont: „Wir werden Widerstand
leisten.“Alessandro Lieb hebt die große Bedeutung der Beschäftigungssicherung bei Bosch AS hervor: „Das trifft die Familien und damit auch die ganze Region. Besonders nach Corona wäre für die ganze Region kontraproduktiv, wenn Kaufkraft verloren geht. Es wird ein Kampf aller Bürgerinnen und Bürger.“
Die Unternehmensleitung habe erklärt, dass sich die wirtschaftliche Situation von Bosch AS dadurch zusätzlich verschlechtert habe. „Das heißt, es sollen 450 bis 500 weitere Stellen abgebaut werden.“Alternativ könne sich die Unternehmensleitung auch eine Kostenminimierung vorstellen. Im Raum stehen 88 Millionen Euro. „Diese Zahl ist aber für uns so nicht nachvollziehbar, da sie auf das ganze Jahr gerechnet ist.“Jetzt müsse das Unternehmen diese Schieflage nachweisen. „Erst müssen Fakten auf den Tisch“, so Hamm. „Es ist das Geld der Menschen. Und wir greifen den Menschen nicht leichtfertig in die Tasche.“
Verantwortung - nicht nur für Gewinne und Dividenden, sondern für die Menschen.
Roland Hamm, IG Metall