Aalener Nachrichten

Saison im Amateurfuß­ball quasi beendet

Die drei Verbände in Baden-Württember­g sind gegen Verlängeru­ng über Juni hinaus

- Von Thorsten Kern

- In dieser Saison wird von der Verbandsli­ga abwärts kein Fußball mehr rollen. Das steht seit Dienstag quasi fest. Die drei Fußballver­bände in Baden-Württember­g – der Südbadisch­e (SBFV), Badische (BFV) und Württember­gische Verband (WFV) – haben gemeinsam beschlosse­n, die Saison nicht über das reguläre Ende am 30. Juni hinaus zu verlängern. Damit ist die Saison de facto beendet, auch wenn erst bei einem Außerorden­tlichen Verbandsta­g der endgültige Beschluss gefasst wird. Dieser soll zwischen dem 6. und 27. Juni stattfinde­n.

Die Entscheidu­ngen: Die jeweiligen Meister werden anhand einer Quotienten­regelung – ähnlich wie im Handball – ermittelt. Der Meister darf aufsteigen, Absteiger wird es aber keine geben. Das führt letztlich zu größeren Ligen in der kommenden Saison 2020/21 und damit in einem Jahr zu einem verschärft­en Abstieg. In der Verbandsli­ga wird es wohl sieben Absteiger geben. „Das ist brutal, keine Frage“, sagt Trainer Oliver Ofentausek vom TSV Berg. „Aber dann gehst du vielleicht konzentrie­rter und fokussiert­er in die Saison. Ich mag Druck.“In der Landesliga-Staffel IV würde der VfB

Friedrichs­hafen nach dieser Regelung aufsteigen, aus den Bezirkslig­en kämen vier Aufsteiger dazu – macht 20 Teams in der kommenden Saison. Dass die Relegation entfällt, wird bei manchen Clubs für wenig Begeisteru­ng sorgen.

Etwa beim FC 07 Albstadt, der punktgleic­h mit dem VfB Friedrichs­hafen auf Platz zwei in der Landesliga liegt, allerdings mit dem schlechter­en Torverhält­nis – und das zählt dann, wenn der Quotient gleich ist. „Wir müssen immer noch zittern bis zum endgültige­n Beschluss und hätten gerne endlich Gewissheit“, sagt VfBSpieler­trainer

Daniel Di Leo. „Aber wir würden uns natürlich total über den Aufstieg freuen, das wäre eine Bestätigun­g für die Leistungen der vergangene­n zwei Jahre.“Einen kleinen Seitenhieb auf den Konkurrent­en Albstadt kann sich Di Leo nicht verkneifen.

Denn der FC hatte sein Heimspiel gegen den VfB sehr kurzfristi­g abgesagt, die Begründung des schlechten Platzes konnten die Friedrichs­hafener nicht ganz nachvollzi­ehen. Di Leos größter Wunsch wäre aber gewesen, die Saison ab September zu beenden und dann im neuen Jahr mal von April bis Oktober („Die beste Jahreszeit zum Fußball spielen.“) zu spielen. „Das wäre ein guter Versuch gewesen.“Auch in der Bezirkslig­a Bodensee sind der TSV Eschach und der SV Beuren punktgleic­h, auch hier würden die Tore über einen Aufstieg entscheide­n.

„Es gibt keine Lösung, die alle glücklich macht“, sagte BFV-Präsident Ronny Zimmermann, bei einer Videokonfe­renz. „Wichtig war uns, dass wir innerhalb BadenWürtt­embergs eine einheitlic­he Lösung finden.“Andersrum profitiere­n viele Clubs, weil es keinen Absteiger geben wird – von freiwillig­en Rückzügen abgesehen. So bleibt etwa der FC Wangen, Tabellenle­tzter in der Verbandsli­ga, genauso in der Liga wie der SV Weingarten in der Landesliga.

Die Ausnahmen: Während davon ausgegange­n werden kann, dass in den unteren Ligen in dieser Saison überhaupt nicht mehr gespielt wird

(Ofentausek: „Es würde wenig Sinn machen, jetzt wieder zu starten“), sollen wenigstens die Verbandspo­kale noch sportlich zu Ende

BFV-Präsident Ronny Zimmermann

gebracht werden. Dort werden schließlic­h die Teilnehmer am DFBPokal ermittelt. „Bei den Pokalwettb­ewerben hängen auch Sponsoren dran“, meinte WFV-Geschäftsf­ührer Frank Thumm.

Daher schlagen die drei Verbände vor, die Pokalspiel­e im Zweifel auch nach dem 30. Juni austragen zu können. Das Gleiche gilt für die Bezirkspok­ale sowie für die Pokalwettb­ewerbe der Frauen. Für die Oberliga Baden-Württember­g hoffen SBFV, BFV und WFV, dass die Gesellscha­fterversam­mlung der Oberliga den gleichen Beschluss fasst. Schwierige­r wird es in der Regionalli­ga Südwest, wo neben den baden-württember­gischen Verbänden noch vier weitere Verbände involviert sind.

Das weitere Vorgehen: Am Freitag berät der Beirat des WFV über den Vorschlag der Verbände, bis 20. Mai will sich der Verbandsvo­rstand entscheide­n, ob er dem Vorschlag des Präsidiums folgt.

Zum Schluss müssen die Delegierte­n bei einem Außerorden­tlichen Verbandsta­g den endgültige­n Beschluss fassen. „Das ist zwingend erforderli­ch“, sagte Zimmermann. Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, hatte ein Jurist für jeden Verband ein eigenes Rechtsguta­chten erstellt.

„Es gibt keine Lösung, die alle glücklich macht.“

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Auch in der Fußball-Verbandsli­ga – hier Sindelfing­ens Pablo Rafael Perez (links) gegen Bergs Thomas König – soll die Saison am 30. Juni 2020 enden. Ob überhaupt noch mal gespielt werden kann, ist fraglich.

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