Ein echtes und ein Luxusproblem
Welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Ellwanger Landesgartenschau hat
- Das Coronavirus hat es verhindert: Die Landesgartenschau in Überlingen hätte längst öffnen sollen. An diesem Mittwoch soll sich entscheiden, ob sie um ein Jahr verschoben wird. Aber was bedeutet das für die Ellwanger Landesgartenschaupläne?
Ellwangens Oberbürgermeister Michael Dambacher geht von einer Verschiebung aus. Dann würde es im kommenden Jahr eben zwei Landesgartenschauen geben, sagt er. Das werde aber, da ist er überzeugt, auf das Jahr 2026 wenig bis gar keine Auswirkungen haben. 2026 ist bekanntlich Landesgartenschau in Ellwangen.
Dambacher fühlt mit den Überlingern. Ihre Landesgartenschau wurde über Jahre geplant und vorbereitet – und dann legt ein Virus alles lahm. Mehr noch: Die vormals öffentlichen und jetzt verpachteten Gartenschauflächen wurden sogar gesperrt. „Das ist schon brutal“, sagt
Dambacher – „der abolute SuperGAU für eine Landesgartenschaustadt. Da leidet man schon ein bisschen mit.“
Also verfolgt der OB die Entscheidung, wie es am Bodensee weitergeht, mit Spannung. Über die möglichen Folgen für Ellwangen hat er sich bereits vor Wochen mit „bwgrün“ausgetauscht. Geschäftsführer Tobias de Haën rechnet wie Dambacher damit, dass es 2021 zwei Gartenschauen gibt – eine große in Überlingen und eine kleine in Eppingen. Auch de Haën geht nicht davon aus, dass dadurch der weitere Terminplan durcheinander gewirbelt wird.
„bwgrün“ist die Fördergesellschaft des Landes und somit die Partnerin aller Landesgartenschauen. Geschäftsführer de Haën war dabei, als der Gemeinderat Anfang April den Auslobungstext für den Ellwanger Architektenwettbewerb beschlossen hat. Schon damals war die Frage aufgekommen, ob eine Verschiebung zu erwarten ist – und ob den Ellwangern ein weiteres Jahr der Vorbereitung insgeheim sogar gut täte.
Das glaubt de Haën aber nicht. Die üblichen fünf bis sechs Jahre Vorbereitung sind nach seinen Worten ein guter Zeitraum. „Mehr Zeit ist nicht automatisch ein großer Vorteil.“In anderen Worten: Wer länger überlegt als nötig, kann sich allzu leicht in Details und Planungsvarianten verlieren. „Der Plan für Ellwangen steht“, sagt auch OB Dambacher. Und zwischen 2020 und 2026 liege ja auch ein gewisser Zeitraum.
Und wo steht die Stadt aktuell? Die europaweite Suche nach einem Architekten hat soeben begonnen. Der Auslobungstext ist seit wenigen Tagen online und wurde auch schon mehrfach abgerufen, wie Stefan Powolny sagt. Der Geschäftsführer der Ellwanger Stadtwerke wird in der heißen Phase auch die Geschäfte der Gartenschau GmbH führen.
Bis Ende August können interessierte Architekturbüros ihre Entwürfe einreichen. Am 14. September tagt das Preisgericht. Danach wählt der Gemeinderat den besten Landschaftsarchitekten für Ellwangen aus. OB Dambacher wünscht sich 20 bis 30 teilnehmende Büros und ein „Luxusproblem“– heißt: möglichst viele gute Ideen und aussagekräftige Bewerbungen.
Tobias de Haën sieht „sehr gute“Chancen für bis zu 30 Teilnehmer. Denn den Büros brechen nach seinen Worten derzeit Aufträge in unterschiedlichen Bereichen weg. Also geht er davon aus, dass mehr Büros Zeit haben, sich in einem Wettbewerb zu engagieren. Jedenfalls ist er optimistisch, dass die Teilnehmerzahl höher liegt als bei den Landesgartenschauen der jüngeren Vergangenheit. Da seien die Wettbewerbe mit 15 bis 20 Teilnehmern relativ schwach besetzt gewesen.
Auch wenn in Sachen Landesgartenschau 2026 momentan alles planmäßig läuft: Laut OB Dambacher hat die Corona-Krise ganz sicher Auswirkungen – und zwar über die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Kommunen. Sprich: Hat die öffentlichen Hand weniger Geld zur Verfügung, könnte sich das auf die Begleitprojekte der Landesgartenschau auswirken.
Gemeint sind die Gestaltungsvorschläge für die Innenstadt. Die Architekten sollen bekanntlich auch dazu Ideen liefern. Der Gemeinderat hat deshalb sogar einen Sonderpreis ausgelobt. Dambacher geht davon aus, dass das eine oder andere Thema kritisch hinterfragt werden muss. „Was können wir uns bis 2026 leisten, was nicht?“
Worum es konkret geht, wird man ihm zufolge im Herbst wissen, wenn der Architekt den Zuschlag erhält. Was die Begleitprojekte kosten und wie viel Mittel dafür zur Verfügung stehen, kann der Gemeinderat laut OB aber auch noch in ein, zwei Jahren entscheiden. Gesetzt ist ihm zufolge der Fünf-Millionen-Euro-Zuschuss für den eingezäunten Bereich des eigentlichen Gartenschaugeländes. Was dort geplant sei, werde auch ausgeführt.