Nachtfröste lassen Äpfel erfrieren
Minustemperaturen vermiesen den Bauern die Kartoffel- und Obsternte
- Zuerst war es zu trocken. Dann kam der Frost. In der Nacht zum Dienstag sind die Temperaturen zum wiederholten Mal in den vergangenen zwei Wochen unter die Nullgradgrenze gerutscht, was vor allem Obst und Gemüse, aber auch Kartoffeln arg zusetzte. Landwirte wie Anton Wagner aus Neunheim oder auch Roland Fromm aus Pfedelbach fürchten um die Ernte.
Der Direktvermarkter Anton Wagner hat bei Saverwang Frühkartoffeln gepflanzt. Er erläutert: Wenn das Kraut zu groß ist, erfriert es. Die Pflanze treibt zwar nach. Aber dadurch verschiebt sich die Ernte um zwei bis drei Wochen nach hinten. In jedem Fall führt es zu geringeren Erträgen. Wie im kalten Mai 2019. „Letztes Jahr waren es 50 Prozent weniger“, sagt Wagner.
Der Neunheimer Landwirt hatte in der Nacht zum Dienstag noch extra 20 000 Quadratmeter Vlies und Folie gelegt. Aber alles, was auf den Kartoffeläckern nicht verpackt war oder mit Frostschutz beregnet worden ist, sei erfroren – und zwar flächendeckend bis ins Unterland, wie Wagner betont. „Schwer geschüttelt“habe es nach seinen Worten auch Obst und Beeren.
Das bestätigt auch Obstbauer Markus Fromm aus Pfedelbach bei Öhringen. Fromm verkauft seine Produkte beim Ellwanger Wochenmarkt. In diesem Jahr wird sein Angebot kleiner ausfallen. „Bei den Zwetschgen und bei den Birnen ist uns in diesem Jahr gut die Hälfte der Ernte erforen. Bei den Äpfeln gibt es in Teilen sogar Totalausfälle. So etwa beim Boskop. Auch bei der Sorte Jona Gold sieht es in diesem Jahr sehr schlecht aus.“
Schuld an den Ernteausfällen seien die wiederholten Nachtfröste in den vergangenen drei bis vier Wochen. Laut Fromm, der mehrere Obstanlagen im Steinbacher Tal bewirtschaftet, seien die Temperaturen einmal sogar auf bis minus sechs Grad gefallen. Das hätten seine Aprikosen und Pfirsiche nicht überlebt. „Bei den Pfirsichen wird in diesem Jahr, wenn es hoch kommt, noch genau eine Frucht pro Baum hängen.“
Deutlich besser sehe es derzeit bei den Erdbeeren aus. Die hatte der Obstbauer bereits vor den starken Niederschlägen am Wochenende mit einem Vlies abgedeckt. Das habe in der eiskalten Nacht von Montag auf Dienstag wertvolle Dienste geleistet. Geholfen hätten außerdem zusätzlich aufgestellte Gaststrahler und jede Menge Kerzen.
Der Pfedelbacher, der mit Gesamternteeinbußen von bis zu 40
Prozent rechnet, hadert momentan vor allem damit, dass er in diesem Jahr auf eine Frostschutz-Versicherung verzichtet hat. „Eigentlich ist so eine Versicherung für Obstbauern in unser Region auch gar nicht erforderlich. Wir bleiben von Frostschäden normalerweise immer verschont.“
Dass es in diesem Jahr für die hiesigen Obstbauern womöglich aber nicht normal laufen wird, hatte Fromm bereits im März geahnt. „Schuld an den Ernteausfällen, ist letztlich der viel zu milde Winter. Die Pflanzen sind bei der großen Wärme zu früh ausgetrieben, da konnte der Frost jetzt voll angreifen.“
Im Gegensatz zu den Obstbauern ist die Stimmung bei den Getreidebauern derzeit noch gut. Hier waren die Nachtfröste kein großes Thema, sagt Hubert Kucher, Kreisvorsitzender des Bauernverbands Ostalb-Heidenheim. Temperaturen unter Null hätten vor allem dem Mais gefährlich werden können. Der sei auf der Ostalb bislang aber verschont geblieben. Zumindest soweit Kucher das bekannt ist. Er hatte sich am Dienstag in Schrezheim auf den Feldern umgesehen und keine Frostschäden ausmachen können. Kucher hofft, dass das so bleibt und verweist in diesem Zuge auf die Eisheiligen: „Am 15. Mai kommt noch die kalte Sophie. Danach hat sich das Thema mit den Nachtfrösten für uns erledigt.“
Wie Kucher ausführt, hatte den Getreidebauern zuletzt eher die lang anhaltende Trockenheit Sorge bereitet. Das habe sich mit dem vergangenen Wochenende aber erledigt. „Wir haben 20 Liter auf den Quadratmeter bekommen. Das war top. Genau das haben wir gebraucht.“Jetzt könne man wenigstens beim Getreide mit „ordentlichen Ernteerträgen“rechnen.