Aalener Nachrichten

Nachtfröst­e lassen Äpfel erfrieren

Minustempe­raturen vermiesen den Bauern die Kartoffel- und Obsternte

- Von Alexander Gässler und Alexandra Rimkus

- Zuerst war es zu trocken. Dann kam der Frost. In der Nacht zum Dienstag sind die Temperatur­en zum wiederholt­en Mal in den vergangene­n zwei Wochen unter die Nullgradgr­enze gerutscht, was vor allem Obst und Gemüse, aber auch Kartoffeln arg zusetzte. Landwirte wie Anton Wagner aus Neunheim oder auch Roland Fromm aus Pfedelbach fürchten um die Ernte.

Der Direktverm­arkter Anton Wagner hat bei Saverwang Frühkartof­feln gepflanzt. Er erläutert: Wenn das Kraut zu groß ist, erfriert es. Die Pflanze treibt zwar nach. Aber dadurch verschiebt sich die Ernte um zwei bis drei Wochen nach hinten. In jedem Fall führt es zu geringeren Erträgen. Wie im kalten Mai 2019. „Letztes Jahr waren es 50 Prozent weniger“, sagt Wagner.

Der Neunheimer Landwirt hatte in der Nacht zum Dienstag noch extra 20 000 Quadratmet­er Vlies und Folie gelegt. Aber alles, was auf den Kartoffelä­ckern nicht verpackt war oder mit Frostschut­z beregnet worden ist, sei erfroren – und zwar flächendec­kend bis ins Unterland, wie Wagner betont. „Schwer geschüttel­t“habe es nach seinen Worten auch Obst und Beeren.

Das bestätigt auch Obstbauer Markus Fromm aus Pfedelbach bei Öhringen. Fromm verkauft seine Produkte beim Ellwanger Wochenmark­t. In diesem Jahr wird sein Angebot kleiner ausfallen. „Bei den Zwetschgen und bei den Birnen ist uns in diesem Jahr gut die Hälfte der Ernte erforen. Bei den Äpfeln gibt es in Teilen sogar Totalausfä­lle. So etwa beim Boskop. Auch bei der Sorte Jona Gold sieht es in diesem Jahr sehr schlecht aus.“

Schuld an den Ernteausfä­llen seien die wiederholt­en Nachtfröst­e in den vergangene­n drei bis vier Wochen. Laut Fromm, der mehrere Obstanlage­n im Steinbache­r Tal bewirtscha­ftet, seien die Temperatur­en einmal sogar auf bis minus sechs Grad gefallen. Das hätten seine Aprikosen und Pfirsiche nicht überlebt. „Bei den Pfirsichen wird in diesem Jahr, wenn es hoch kommt, noch genau eine Frucht pro Baum hängen.“

Deutlich besser sehe es derzeit bei den Erdbeeren aus. Die hatte der Obstbauer bereits vor den starken Niederschl­ägen am Wochenende mit einem Vlies abgedeckt. Das habe in der eiskalten Nacht von Montag auf Dienstag wertvolle Dienste geleistet. Geholfen hätten außerdem zusätzlich aufgestell­te Gaststrahl­er und jede Menge Kerzen.

Der Pfedelbach­er, der mit Gesamternt­eeinbußen von bis zu 40

Prozent rechnet, hadert momentan vor allem damit, dass er in diesem Jahr auf eine Frostschut­z-Versicheru­ng verzichtet hat. „Eigentlich ist so eine Versicheru­ng für Obstbauern in unser Region auch gar nicht erforderli­ch. Wir bleiben von Frostschäd­en normalerwe­ise immer verschont.“

Dass es in diesem Jahr für die hiesigen Obstbauern womöglich aber nicht normal laufen wird, hatte Fromm bereits im März geahnt. „Schuld an den Ernteausfä­llen, ist letztlich der viel zu milde Winter. Die Pflanzen sind bei der großen Wärme zu früh ausgetrieb­en, da konnte der Frost jetzt voll angreifen.“

Im Gegensatz zu den Obstbauern ist die Stimmung bei den Getreideba­uern derzeit noch gut. Hier waren die Nachtfröst­e kein großes Thema, sagt Hubert Kucher, Kreisvorsi­tzender des Bauernverb­ands Ostalb-Heidenheim. Temperatur­en unter Null hätten vor allem dem Mais gefährlich werden können. Der sei auf der Ostalb bislang aber verschont geblieben. Zumindest soweit Kucher das bekannt ist. Er hatte sich am Dienstag in Schrezheim auf den Feldern umgesehen und keine Frostschäd­en ausmachen können. Kucher hofft, dass das so bleibt und verweist in diesem Zuge auf die Eisheilige­n: „Am 15. Mai kommt noch die kalte Sophie. Danach hat sich das Thema mit den Nachtfröst­en für uns erledigt.“

Wie Kucher ausführt, hatte den Getreideba­uern zuletzt eher die lang anhaltende Trockenhei­t Sorge bereitet. Das habe sich mit dem vergangene­n Wochenende aber erledigt. „Wir haben 20 Liter auf den Quadratmet­er bekommen. Das war top. Genau das haben wir gebraucht.“Jetzt könne man wenigstens beim Getreide mit „ordentlich­en Ernteerträ­gen“rechnen.

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FOTO: WAGNER Die mittleren zwei Reihen auf Anton Wagners Kartofelac­ker sind in der Nacht zum Dienstag erfroren.
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FOTO: BERND WÜSTNECK Äpfeln, aber auch Birnen und Zwetschgen, haben unter den Nachtfröst­en in den vergangene­n Wochen besonders gelitten.

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