Aalener Nachrichten

Wenn die Nachfrage explodiert

Firma Berisia & Beer produziert Nudeln – in Zeiten von Corona ein begehrtes Gut

- Von Mark Masuch

- An Kurzarbeit, Entlassung­en oder gar Schließung ist bei Firma Berisia & Beer auch in der derzeitige­n Krise nicht zu denken. Aus gutem Grund: Das Unternehme­n mit Sitz in Pflaumloch produziert Nudeln – vor allem in der Anfangszei­t der anhaltende­n Pandemie ein begehrtes Gut. Obwohl die Mitarbeite­r freiwillig Mehrarbeit leisteten, konnte der Hersteller die enorme Nachfrage nach Nudelprodu­kten vor einigen Wochen nicht vollkommen bedienen.

Wie produziert man 30 Prozent mehr, wenn die Gesamtausl­astung eines Betriebs bereits bei mehr als 90 Prozent liegt. Mit dieser Frage musste sich Firma Berisia & Beer, die seit 1951 ihren Sitz im Riesbürger Teilort Pflaumloch hat, zu Beginn der Corona-Krise zwangsläuf­ig auseinande­rsetzen. Da die Menschen neben Toilettenp­apier, Mehl und Seife vor allem Nudeln hamsterten, vergrößert­e sich die Nachfrage der Händler plötzlich rasant.

„Wir haben schon vor Corona im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet“, berichtet Betriebsle­iter Mike Fleege. So gut es ging, erhöhten Fleege und sein Team die Produktion, führten gar eine Sechs-Tage-Woche ein. Es habe jedoch eine Grenze gegeben. Man könne nicht noch einmal 30 Prozent drauflegen, wenn man eh schon so viel produziere, erklärt der Betriebsle­iter. So habe es beispielsw­eise Kunden gegeben, die statt einem, plötzlich drei Lkw mit Nudeln bestellt hätten, sagt Fleege. Dass nicht jede Bestellanf­rage auch in vollem Umfang bedient werden konnte, sei für die Kunden der Firma stets nachvollzi­ehbar gewesen. Es habe immer eine gute Zusammenar­beit gegeben. Da helfe der persönlich­e Kontakt – vor allem in Krisen, ist sich Fleege sicher.

Präferenze­n von Seiten der Kunden hat es laut Fleege während der Nudelknapp­heit nicht gegeben. Sämtliche Sorten seien stark nachgefrag­t – selbst Suppeneinl­agen. „Das ist eher ungewöhnli­ch, dass solche Sorten mal knapp werden“, erläutert er. Zudem habe es eine extreme Nachfrage nach Spätzle gegeben.

Größtentei­ls stellt Berisia & Beer im Auftrag von Händlern und Großkunden her. Einen kleinen Teil der Produktion macht aber auch ein eigenes Nudel-Sortiment aus. Das wird allerdings nur im eigenen Werksladen und in Geschäften der umliegende­n Region verkauft. Nachdem die Hamsterkäu­fe begonnen hatten und Nudeln in den Supermärkt­en knapp geworden waren, stellte auch das Riesbürger Unternehme­n eine erhöhte Kundenfreq­uenz fest.

Um die eigenen Mitarbeite­r vor einer Ansteckung zu schützen, beschloss Geschäftsf­ührerin Monika Beer kurzerhand, den Werksverka­uf zu schließen. Sie habe schließlic­h eine Verantwort­ung, so Beer. Eine Verantwort­ung für die Angestellt­en und die Firma. Wäre es zu einer Ansteckung gekommen, hätte man das Werk für 14 Tage schließen müssen, fügt Mike Fleege hinzu. Die meisten Kunden hätten die Schließung laut des Betriebsle­iters nachvollzi­ehen können. Manche seien aber richtig sauer geworden. „Das waren meist die, die vorher noch nie hier waren“, sagt Fleege.

Der Werksverka­uf ist bis heute geschlosse­n. Wann wieder geöffnet werden kann, möchten Beer und Fleege von den weiteren Entwicklun­gen in der Corona-Krise abhängig machen.

Trotz starker Auftragsla­ge, die auch dafür sorgte, dass Kurzarbeit bei Berisia & Beer bisher kein Thema war, musste das Unternehme­n auch auf die Infektions­gefahr durch das Virus reagieren. Nudelprodu­ktion ginge eben nicht im Homeoffice, erläutert Mike Fleege, der die Maßnahmen, die im Werk ergriffen werden mussten, als gering beschreibt. Das Gelände sei relativ groß und durch die Schichtarb­eit wären nie alle 16 Mitarbeite­r gleichzeit­ig vor Ort. Und genügend Reinigungs- sowie Desinfekti­onsmittel habe man vorher schon gehabt.

Als Gewinner in der Krise möchten Fleege und Beer die Firma allerdings nicht sehen. Man habe die Preise nicht erhöht und wolle das Grundnahru­ngsmittel Nudeln weiterhin zu fairen Preisen anbieten. Falls eine zweite Infektions­welle kommt, möchte die Firma weitermach­en wie bisher. „So lange es Rohstoffe gibt, sehe ich nicht, dass da ein Problem kommen kann. Zudem sind unsere Rohstoffe besonders lagerfähig“, so Fleege.

Eine Vergrößeru­ng oder Erweiterun­g des Produktion­sstandorts in Pflaumloch ist derzeit nicht in Planung. Der Nudelmarkt sei sehr aufgeteilt. Aufgrund einer möglichen neuen Krise jetzt groß zu investiere­n, dafür sei man zu klein. Auf dem Erreichten ausruhen wolle man sich aber auch nicht, erläutert der Betriebsle­iter, der seit 34 Jahren bei Berisia & Beer arbeitet.

Die große Nachfrage nach Nudeln ist laut Monika Beer mittlerwei­le wieder etwas abgeflacht. „Wir sind wieder in ruhigeren Bahnen“, sagt die Geschäftsf­ührerin.

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FOTOS: MARK MASUCH Betriebsle­iter Mike Fleege und Geschäftsf­ührerin Monika Beer im Werksverka­uf von Berisia & Beer. Wann der kleine Laden wieder geöffnet werden soll, ist bisher nicht entschiede­n.
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Das auf die Nudelprodu­ktion spezialisi­erte Unternehme­n liegt im Riesbürger Teilort Pflaumloch.

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