200 Menschen bei Corona-Demo
Kundgebungsredner warnen vor dem Rathaus vor Überwachungsstaat.
- „Wacht auf, bevor es zu spät ist, spät ist es schon“, „Mut zur Demokratie“oder „Nein zu Zwangsimpfung, Immunitätsausweis, AppÜberwachung“ist auf Schildern zu lesen gewesen, die am Samstagnachmittag auf dem Rathausvorplatz in Aalen hochgehalten wurden. Unter dem Motto „Neue bürgerliche Freiheit“fand dort erneut eine Demonstration statt, bei der es diesmal vor allem um die geplante Corona-App gehen sollte. Aber nicht nur sie kam zur Sprache, die Redner machten auch ihre Ablehnung verschiedener anderer Maßnahmen wie etwa der Maskenpflicht deutlich. Peter Lohse, der Initiator und Verantwortliche der Demonstration, bezog sich auf einen Text aus dem Internet und äußerte die Vermutung, hier sollten die Grundlagen für einen Überwachungsstaat gelegt werden, wie es ihn in China bereits gebe.
Er glaube nicht, sagte Lohse, dass die Privatsphäre mit der App gewahrt wird, und fügte hinzu: „Morgen sind wir alle in Wohnhaft.“Die App werde wohl Ergebnisse liefern, aber keine zufriedenstellenden. Es gebe noch viele Stolpersteine. So könne das Smartphone nicht erkennen, ob jemand sich im Haus oder im Freien befinde. Folglich werde es viele Empfehlungen geben, aufgrund derer die Menschen dann zu Hause bleiben müssten.
Ob eine Personenkennung nicht möglich sei, könne niemand kontrollieren und die Frage sei, ob es hier um die Gesundheit oder um einen künftigen Überwachungsstaat gehe. „Als wir das von China gehört haben, waren wir entsetzt und jetzt schreien alle Hurra!“
Etwa 200 Demonstrantinnen und Demonstranten hatten die Veranstalter erwartet und dürften nicht ganz daneben gelegen haben. Bei ihnen handele es sich möglicherweise um besorgte, verängstigte, aber gewiss um keine Wutbürger, unterstrich er. Lohse rief dazu auf, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen und einen anderem Umgang miteinander zu pflegen. „Es kommt nicht darauf an, wer etwas sagt, sondern was er oder sie sagt!“Er bezog sich auch darauf, dass ein vorgesehener Redner abgesagt habe, weil er Stress in der Familie bekommen habe.
Zu Wort meldete sich Sigrun Böhnlein, die sich als angehende Sozialarbeiterin,
Bildhauerin und Mutter vorstellte. Sie habe bei manchen eine Ermattung beobachtet, weil man nicht wisse, wie es weitergehe. Es gebe auch wegen Abschottung und Vereinsamung Tote zu beklagen. Es könne keine Lösung sein, zu warten, bis es einen Impfstoff gebe. Dies könne bis zu seiner verantwortbaren Zulassung fünf Jahre dauern. Auch die durch den Lockdown ausgelösten Ängste hätten im Übrigen gravierende Folgen.
Kritisch setzte sich Böhnlein mit der Maskenpflicht auseinander. Man könne wegen ihr die Mimik eines Menschen nicht erkennen, wisse also nicht, wie das Gegenüber zu einem stehe, und könne keine Beziehungen aufbauen. Wie wichtig diese seien, sehe man daran, dass Kinder ohne Beziehung zu ihrem Lehrer nicht lernen könnten.
Eva Lützenburg klagte, als Podologin sei sie gezwungen, viele Stunden am Tag den Mundschutz zu tragen. Die Folge sei, dass sie ihr eigenes Kohlendioxid wieder einatmen müsse, was zu gesundheitlichen Beschwerden führe. Die Demonstration endete mit dem von Heike Maile intonierten Lied „Die Gedanken sind frei“.
Lohse stellte sich übrigens als Mitglied der Atlas-Initiative vor und verwies auf dessen Vorsitzenden Markus Krall. Dieser will beispielsweise Beziehern staatlicher Transferleistungen wie Bafög oder Sozialhilfe das Wahlrecht entziehen und einen auf Lebenszeit gewählten König einsetzen, der ein Vetorecht „in grundsätzlichen Fragen“haben soll.