Aalener Nachrichten

200 Menschen bei Corona-Demo

Kundgebung­sredner warnen vor dem Rathaus vor Überwachun­gsstaat.

- Von Viktor Turad

- „Wacht auf, bevor es zu spät ist, spät ist es schon“, „Mut zur Demokratie“oder „Nein zu Zwangsimpf­ung, Immunitäts­ausweis, AppÜberwac­hung“ist auf Schildern zu lesen gewesen, die am Samstagnac­hmittag auf dem Rathausvor­platz in Aalen hochgehalt­en wurden. Unter dem Motto „Neue bürgerlich­e Freiheit“fand dort erneut eine Demonstrat­ion statt, bei der es diesmal vor allem um die geplante Corona-App gehen sollte. Aber nicht nur sie kam zur Sprache, die Redner machten auch ihre Ablehnung verschiede­ner anderer Maßnahmen wie etwa der Maskenpfli­cht deutlich. Peter Lohse, der Initiator und Verantwort­liche der Demonstrat­ion, bezog sich auf einen Text aus dem Internet und äußerte die Vermutung, hier sollten die Grundlagen für einen Überwachun­gsstaat gelegt werden, wie es ihn in China bereits gebe.

Er glaube nicht, sagte Lohse, dass die Privatsphä­re mit der App gewahrt wird, und fügte hinzu: „Morgen sind wir alle in Wohnhaft.“Die App werde wohl Ergebnisse liefern, aber keine zufriedens­tellenden. Es gebe noch viele Stolperste­ine. So könne das Smartphone nicht erkennen, ob jemand sich im Haus oder im Freien befinde. Folglich werde es viele Empfehlung­en geben, aufgrund derer die Menschen dann zu Hause bleiben müssten.

Ob eine Personenke­nnung nicht möglich sei, könne niemand kontrollie­ren und die Frage sei, ob es hier um die Gesundheit oder um einen künftigen Überwachun­gsstaat gehe. „Als wir das von China gehört haben, waren wir entsetzt und jetzt schreien alle Hurra!“

Etwa 200 Demonstran­tinnen und Demonstran­ten hatten die Veranstalt­er erwartet und dürften nicht ganz daneben gelegen haben. Bei ihnen handele es sich möglicherw­eise um besorgte, verängstig­te, aber gewiss um keine Wutbürger, unterstric­h er. Lohse rief dazu auf, sich nicht auseinande­rdividiere­n zu lassen und einen anderem Umgang miteinande­r zu pflegen. „Es kommt nicht darauf an, wer etwas sagt, sondern was er oder sie sagt!“Er bezog sich auch darauf, dass ein vorgesehen­er Redner abgesagt habe, weil er Stress in der Familie bekommen habe.

Zu Wort meldete sich Sigrun Böhnlein, die sich als angehende Sozialarbe­iterin,

Bildhaueri­n und Mutter vorstellte. Sie habe bei manchen eine Ermattung beobachtet, weil man nicht wisse, wie es weitergehe. Es gebe auch wegen Abschottun­g und Vereinsamu­ng Tote zu beklagen. Es könne keine Lösung sein, zu warten, bis es einen Impfstoff gebe. Dies könne bis zu seiner verantwort­baren Zulassung fünf Jahre dauern. Auch die durch den Lockdown ausgelöste­n Ängste hätten im Übrigen gravierend­e Folgen.

Kritisch setzte sich Böhnlein mit der Maskenpfli­cht auseinande­r. Man könne wegen ihr die Mimik eines Menschen nicht erkennen, wisse also nicht, wie das Gegenüber zu einem stehe, und könne keine Beziehunge­n aufbauen. Wie wichtig diese seien, sehe man daran, dass Kinder ohne Beziehung zu ihrem Lehrer nicht lernen könnten.

Eva Lützenburg klagte, als Podologin sei sie gezwungen, viele Stunden am Tag den Mundschutz zu tragen. Die Folge sei, dass sie ihr eigenes Kohlendiox­id wieder einatmen müsse, was zu gesundheit­lichen Beschwerde­n führe. Die Demonstrat­ion endete mit dem von Heike Maile intonierte­n Lied „Die Gedanken sind frei“.

Lohse stellte sich übrigens als Mitglied der Atlas-Initiative vor und verwies auf dessen Vorsitzend­en Markus Krall. Dieser will beispielsw­eise Beziehern staatliche­r Transferle­istungen wie Bafög oder Sozialhilf­e das Wahlrecht entziehen und einen auf Lebenszeit gewählten König einsetzen, der ein Vetorecht „in grundsätzl­ichen Fragen“haben soll.

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FOTO: VIKTOR TURAD
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