ZF hat alle Genehmigungen und übernimmt Wabco am 29. Mai
(ben) - Der Automobilzulieferer ZF steht kurz vor der endgültigen Übernahme des belgisch-amerikanischen Bremsenherstellers Wabco. In der Nacht zu Samstag hat Wabco bekannt gegeben, dass nun auch die Regulierungsbehörden in China dem Geschäft zugestimmt haben. „ZF und Wabco haben für den bevorstehenden Zusammenschluss grünes Licht aus China erhalten. Damit liegen alle notwendigen behördlichen Genehmigungen vor“, bestätigte ein ZFSprecher der „Schwäbischen Zeitung“. „Der Abschluss des Geschäfts wird nach der Erfüllung der notwendigen Voraussetzungen für den 29. Mai 2020 erwartet.“
Das Unternehmen vom Bodensee hatte den Plan zur Übernahme des Bremsenspezialisten für rund sieben Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) vor gut einem Jahr öffentlich gemacht. Die US-Wettbewerbsbehörden stimmten dem Geschäft nur unter der Bedingung zu, dass Wabco den Lenkungshersteller R. H. Sheppard verkauft, den im Anschluss der Münchner Zulieferer Knorr-Bremse für 150 Millionen Dollar übernahm.
Zur Finanzierung des WabcoKaufs hatte ZF zum einen im Oktober Schuldscheindarlehen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro und zum anderen Euro-Anleihen im Gesamtvolumen von 2,7 Milliarden Euro platziert. Beide Emissionen hatte ZF-Finanzvorstand Konstantin Sauer als „großen Erfolg“bezeichnet. Mit dem Darlehen und den Anleihen hat ZF einen Überbrü-ckungskredit abgelöst, den die amerikanische Investmentbank J. P. Morgan zur Verfügung gestellt hatte. Bei der Jahresbilanzpressekonferenz Ende März, zu einem Zeitpunkt, als das Ausmaß der mit der Corona-Pandemie einhergehenden wirtschaftlichen Verwerfungen noch nicht absehbar war, hatte ZF-Chef WolfHenning Scheider die Finanzierung des Wabco-Kaufes solide genannt. „Sie hat auch in unruhigen Zeiten Bestand“, sagte er weiter.
Mit der Übernahme von Wabco will sich der Traditionskonzern vom Bodensee auch bei Nutzfahrzeugen zum kompletten Systemanbieter entwickeln: Ziel von ZF ist es, nicht nur bei Autos, sondern auch bei Lastwagen den gesamten Antriebsstrang vom Fahrgestell über Bremsen und Lenkung bis zum Getriebe anzubieten und ihn mit Sensorik und Fahrzeugcomputern zu kombinieren. „Mit den Produkten von Wabco sind wir in der Lage, als kompletter Zulieferer für Nutzfahrzeuge aufzutreten und Technologien sowie Dienstleistungen für ganze Lastzüge anzubieten“, erklärte Scheider im März. Hintergrund ist die Überzeugung des ZF-Chefs, dass sich das autonome Fahren zuerst bei den Nutzfahrzeugen – und zwar auf Fabrikhöfen, auf Flughäfen, an Logistikstandorten oder in der Landwirtschaft durchsetzt.