Enttäuschung beim Busfahrer
0:3 in Bochum: Wie das erste Geisterspiel des 1. FC Heidenheim gelaufen ist
- Um sich auf den sogenannten Re-Start der Bundesliga einzustimmen, wollte sich Markus Söder vorher noch alte Fußball-Clips anschauen, um sich „emotional vorzubereiten“, verriet der Fußball-Fan am Freitagabend zugeschaltet in der Talk-Show „3nach9“im „NDR“.
Spiele seines 1. FC Nürnberg aus Zeiten, als der Club noch vor Fans spielen durfte und vor allem erfolgreich gewesen ist. Dass der FußballZirkus an diesem Wochenende wieder aufzog, war auch dem politischen Fürsprecher Söder, dem bayrischen Ministerpräsidenten, zu verdanken, auch wenn es immer noch Gegenwind hagelt von anderen Fans, sogar Ultras und Kritiker, die den Notfall-Fahrplan der beiden Bundesligen argwöhnisch beobachten. Emotionen gab es dennoch ab Samstag, 13 Uhr, wenn auch nicht von den Rängen in den leergefegten Stadien der Fußball-Republik Deutschland.
Zum Beispiel Enttäuschung. Der 1. FC Heidenheim durfte in der 2. Fußball-Bundesliga mit seinen im Ruhrstadion versammelten Protagonisten um 13 Uhr gegen den VfL Bochum anstoßen und ärgerte sich 90 Spielminuten später über eine 0:3 (0:2)-Niederlage bei dem abstiegsbedrohten Gastgeber.
Die Enttäuschung über eine Niederlage ist immer noch eine der größten Emotionen, die der derzeit umstrittene Mannschaftssport hervorrufen kann.
Man konnte sich also ärgern, dass die Heidenheimer nach wochenlanger Pause ihren aussichtsreichen vierten Tabellenplatz nicht mit Punkten untermauerten, denn die wollten sie ja holen nach der etwas anderen Vorbereitung im Zuge der Corona-Pandemie. „Mit 0:3 fühlt es sich richtig bitter an“, erklärte FCHTrainer Frank Schmidt bei der virtuellen Pressekonferenz nach dem Spiel. Mit einem überzeugenden 3:1Sieg gegen den Karlsruher SC verabschiedete sich der FCH 70 Tage zuvor notgedrungen in die außergewöhnliche Pause.
Nach der übernahm Schmidt nicht nur die Mannschaftsaufstellung, sondern auch das Steuer. „Wir sind mit Kleinbussen mit maximal vier Spielern gefahren“, hatte Schmidt bei „Sky“erklärt: „Da hat es keinen Sinn gemacht, wen dazu zu holen. Und da wir alle den Führerschein haben, haben wir gesagt, wir machen das selbst. Und wir sind gut und sicher in Bochum angekommen.“
Im Stadion in fünf Kleinbussen angekommen, war er wieder ganz Trainer – und nahm einen Personalwechsel vor. Für Norman Theuerkauf verteidigte hinten links Jonas Föhrenbach. Also ging es los in der neuen Normalität, mit desinfizierten Bällen. Die nunmehr erlaubten fünf Personalwechsel nahm Schmidt im Laufe des ersten Geisterspiels des FCH wahr. Darunter auch SaisonDebütant
Kevin Sessa. Schon zur Halbzeitpause hatten der Coach zwei neue Kräfte aufs Feld beordert. Da stand es schon 0:2.
Die Partie war frühzeitig entschieden, auch wenn die Heidenheimer auch nach dem frühen Rückstand mühten. Beim 0:1 sah Torwart Kevin Müller nicht gut aus, Kapitän Anthony Losilla köpfte nach Danilos Freistoßflanke ein (11.). Beim 0:2 konnte das Innenverteidiger-Duo Patrick Mainka und Timo Beermann Jordi Osei-Tutu nicht stoppen, der Bochumer Dribbler kam per Flachschuss zum Abschluss (34.). „Das 0:2 hat widergespiegelt, was heute zu sehen war: Das die Konsequenz beim VfL Bochum einfach größer war“, bewertete Schmidt.
Kurz zuvor – in der besten Heidenheimer Phase zwischen dem 0:1 und 0:2 – brachte Robert Leipertz den Ball per Hechtkopfball nichts aufs Tor (26.). Auch in der zweiten Halbzeit blieben die Bochumer das gefährlichere Team, ihre Defensive dagegen ließ weiter kaum etwas zu.
FCH-Trainer Frank Schmidt
Beermann köpfte VfL-Schlussmann Manuel Riemann noch in die Arme (55.). Und nach Mainkas Ausrutscher markierte Silvere Ganvoula das 3:0 (64.). „Das war absolut verdient“, befand VfL-Trainer Thomas Reis zum Sieg. „Der Gegner musste sich sehr viel nach uns richten, musste sehr viel Defensivarbeit verrichten.“
„Wir wussten im Vorfeld, welche Rahmenbedingungen auf uns zukommen. Auf dem Platz ist es aber ohne Zuschauer auf der Tribüne dann schon etwas anderes und etwas ungewohntes. Aber auf dem Platz haben wir uns natürlich auf das Spiel konzentriert. Wir haben das Spiel eigentlich gut angenommen, auch wenn das Ergebnis nicht gepasst hat“, sagte FCH-Kapitan Marc Schnatterer.
Für den nächsten Heidenheimer Gegner hat das Resultat an diesem Sonntag gepasst: Wehen Wiesbaden, an diesem Freitag (18.30 Uhr) zum ersten Geisterspiel in der Voith-Arena zu Gast, besiegte den VfB Stuttgart überraschend mit 2:1. Der FCH hat nun nicht mehr den Hamburger SV vor sich, sondern den VfB – mit vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz. Aber wer weiß wie sich diese außergewöhnliche Saison in der Pandemie noch entwickelt.
„Und da wir alle den Führerschein haben, haben wir gesagt, wir machen das selbst.“
VfL Bochum: Riemann - Gamboa (80. Bella Kotchap), Lampropoulos, Leitsch, Soares - Losilla, Tesche - Osei-Tutu (79. Weilandt), Zulj (73. Sebastian Maier), Zoller (67. Pantovic) - Ganvoula.
1. FC Heidenheim: Müller - Busch, Mainka, Beermann (79. Sessa), Föhrenbach - Dorsch - Schnatterer (65. Multhaup), Griesbeck - Leipertz (46. Schimmer), Kerschbaumer (46. Mohr) - Kleindienst (65. Otto).
Tore: 1:0 Losilla (11.), 2:0 OseiTutu (34.), 3:0 Ganvoula (64.). Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen).