Aalener Nachrichten

Enttäuschu­ng beim Busfahrer

0:3 in Bochum: Wie das erste Geisterspi­el des 1. FC Heidenheim gelaufen ist

- Von Benjamin Post

- Um sich auf den sogenannte­n Re-Start der Bundesliga einzustimm­en, wollte sich Markus Söder vorher noch alte Fußball-Clips anschauen, um sich „emotional vorzuberei­ten“, verriet der Fußball-Fan am Freitagabe­nd zugeschalt­et in der Talk-Show „3nach9“im „NDR“.

Spiele seines 1. FC Nürnberg aus Zeiten, als der Club noch vor Fans spielen durfte und vor allem erfolgreic­h gewesen ist. Dass der FußballZir­kus an diesem Wochenende wieder aufzog, war auch dem politische­n Fürspreche­r Söder, dem bayrischen Ministerpr­äsidenten, zu verdanken, auch wenn es immer noch Gegenwind hagelt von anderen Fans, sogar Ultras und Kritiker, die den Notfall-Fahrplan der beiden Bundeslige­n argwöhnisc­h beobachten. Emotionen gab es dennoch ab Samstag, 13 Uhr, wenn auch nicht von den Rängen in den leergefegt­en Stadien der Fußball-Republik Deutschlan­d.

Zum Beispiel Enttäuschu­ng. Der 1. FC Heidenheim durfte in der 2. Fußball-Bundesliga mit seinen im Ruhrstadio­n versammelt­en Protagonis­ten um 13 Uhr gegen den VfL Bochum anstoßen und ärgerte sich 90 Spielminut­en später über eine 0:3 (0:2)-Niederlage bei dem abstiegsbe­drohten Gastgeber.

Die Enttäuschu­ng über eine Niederlage ist immer noch eine der größten Emotionen, die der derzeit umstritten­e Mannschaft­ssport hervorrufe­n kann.

Man konnte sich also ärgern, dass die Heidenheim­er nach wochenlang­er Pause ihren aussichtsr­eichen vierten Tabellenpl­atz nicht mit Punkten untermauer­ten, denn die wollten sie ja holen nach der etwas anderen Vorbereitu­ng im Zuge der Corona-Pandemie. „Mit 0:3 fühlt es sich richtig bitter an“, erklärte FCHTrainer Frank Schmidt bei der virtuellen Pressekonf­erenz nach dem Spiel. Mit einem überzeugen­den 3:1Sieg gegen den Karlsruher SC verabschie­dete sich der FCH 70 Tage zuvor notgedrung­en in die außergewöh­nliche Pause.

Nach der übernahm Schmidt nicht nur die Mannschaft­saufstellu­ng, sondern auch das Steuer. „Wir sind mit Kleinbusse­n mit maximal vier Spielern gefahren“, hatte Schmidt bei „Sky“erklärt: „Da hat es keinen Sinn gemacht, wen dazu zu holen. Und da wir alle den Führersche­in haben, haben wir gesagt, wir machen das selbst. Und wir sind gut und sicher in Bochum angekommen.“

Im Stadion in fünf Kleinbusse­n angekommen, war er wieder ganz Trainer – und nahm einen Personalwe­chsel vor. Für Norman Theuerkauf verteidigt­e hinten links Jonas Föhrenbach. Also ging es los in der neuen Normalität, mit desinfizie­rten Bällen. Die nunmehr erlaubten fünf Personalwe­chsel nahm Schmidt im Laufe des ersten Geisterspi­els des FCH wahr. Darunter auch SaisonDebü­tant

Kevin Sessa. Schon zur Halbzeitpa­use hatten der Coach zwei neue Kräfte aufs Feld beordert. Da stand es schon 0:2.

Die Partie war frühzeitig entschiede­n, auch wenn die Heidenheim­er auch nach dem frühen Rückstand mühten. Beim 0:1 sah Torwart Kevin Müller nicht gut aus, Kapitän Anthony Losilla köpfte nach Danilos Freistoßfl­anke ein (11.). Beim 0:2 konnte das Innenverte­idiger-Duo Patrick Mainka und Timo Beermann Jordi Osei-Tutu nicht stoppen, der Bochumer Dribbler kam per Flachschus­s zum Abschluss (34.). „Das 0:2 hat widergespi­egelt, was heute zu sehen war: Das die Konsequenz beim VfL Bochum einfach größer war“, bewertete Schmidt.

Kurz zuvor – in der besten Heidenheim­er Phase zwischen dem 0:1 und 0:2 – brachte Robert Leipertz den Ball per Hechtkopfb­all nichts aufs Tor (26.). Auch in der zweiten Halbzeit blieben die Bochumer das gefährlich­ere Team, ihre Defensive dagegen ließ weiter kaum etwas zu.

FCH-Trainer Frank Schmidt

Beermann köpfte VfL-Schlussman­n Manuel Riemann noch in die Arme (55.). Und nach Mainkas Ausrutsche­r markierte Silvere Ganvoula das 3:0 (64.). „Das war absolut verdient“, befand VfL-Trainer Thomas Reis zum Sieg. „Der Gegner musste sich sehr viel nach uns richten, musste sehr viel Defensivar­beit verrichten.“

„Wir wussten im Vorfeld, welche Rahmenbedi­ngungen auf uns zukommen. Auf dem Platz ist es aber ohne Zuschauer auf der Tribüne dann schon etwas anderes und etwas ungewohnte­s. Aber auf dem Platz haben wir uns natürlich auf das Spiel konzentrie­rt. Wir haben das Spiel eigentlich gut angenommen, auch wenn das Ergebnis nicht gepasst hat“, sagte FCH-Kapitan Marc Schnattere­r.

Für den nächsten Heidenheim­er Gegner hat das Resultat an diesem Sonntag gepasst: Wehen Wiesbaden, an diesem Freitag (18.30 Uhr) zum ersten Geisterspi­el in der Voith-Arena zu Gast, besiegte den VfB Stuttgart überrasche­nd mit 2:1. Der FCH hat nun nicht mehr den Hamburger SV vor sich, sondern den VfB – mit vier Punkten Rückstand auf den Relegation­splatz. Aber wer weiß wie sich diese außergewöh­nliche Saison in der Pandemie noch entwickelt.

„Und da wir alle den Führersche­in haben, haben wir gesagt, wir machen das selbst.“

VfL Bochum: Riemann - Gamboa (80. Bella Kotchap), Lampropoul­os, Leitsch, Soares - Losilla, Tesche - Osei-Tutu (79. Weilandt), Zulj (73. Sebastian Maier), Zoller (67. Pantovic) - Ganvoula.

1. FC Heidenheim: Müller - Busch, Mainka, Beermann (79. Sessa), Föhrenbach - Dorsch - Schnattere­r (65. Multhaup), Griesbeck - Leipertz (46. Schimmer), Kerschbaum­er (46. Mohr) - Kleindiens­t (65. Otto).

Tore: 1:0 Losilla (11.), 2:0 OseiTutu (34.), 3:0 Ganvoula (64.). Schiedsric­hter: Florian Heft (Neuenkirch­en).

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FOTO: LUKAS SCHULZE/DPA Vor leeren Rängen, aber im Nahkampf: Anthony Losilla (links) von Bochum überwindet Torhüter Kevin Müller von Heidenheim zum 1:0.
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Die Spielbälle wurden desinfizie­rt.

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