Aalener Nachrichten

Die Gastwirte stellen die Stühle raus

„Roter Ochsen“macht am Ruhetag auf – „Hirsch“-Wirt Hald wirbt um Vertrauen

- Von Alexander Gässler

- Cafés und Restaurant­s, Eisdielen und Speisegast­stätten: Alle stellen die Tische raus. Zahlreiche Gäste nehmen bei frühsommer­lichen Temperatur­en Platz. An die Krise erinnert kaum etwas. Außer vielleicht, dass die Bedienung mit Mundschutz arbeitet.

Die Gastronomi­e hat seit Montag wieder geöffnet. Auch der „Rote Ochsen“. Obwohl im Brauereiga­sthof am Montag eigentlich Ruhetag ist. Aber: Acht Wochen Zwangsurla­ub waren eine harte Zeit, wie Christiane Veit sagt. „Wir sind alle froh, dass wir aufmachen dürfen.“

Kurz vor Mittag sind die ersten Gäste da. Christiane Veit hat auch schon Reservieru­ngen für die nächsten Tage. Der touristisc­he Hotelbetri­eb im „Roten Ochsen“öffnet wieder am 29. Mai. Geschäftsr­eisen waren immer möglich, wenngleich viele Firmen darauf verzichtet und auf Videokonfe­renzen gesetzt haben.

Der Ellwanger Einzelhand­el verbindet mit der Wiedereröf­fnung der Gastronomi­e große Hoffnungen, wie eine Umfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung“ergeben hat. Denn die Geschäfte laufen noch lange nicht so wie vor der Krise. Christiane Veit sieht in Handel und Gastronomi­e ein „Gesamtpake­t“. Der Kunde will, wie sie sagt, nach dem Einkauf einen Kaffee trinken – oder ein kühles Bier zum Vesper.

Doch die Menschen sind tief verunsiche­rt. Das meint zumindest Martin Hald, Inhaber des Landgastho­fs „Hirsch“in Neunheim und stellvertr­etender Vorsitzend­er des Gaststätte­nverbands Dehoga auf der Ostalb. Deshalb will Hald informiere­n. Die Gastronomi­e habe alle notwendige­n

Vorkehrung­en getroffen und erfülle alle Auflagen, sagt er. Dazu zählt Hald die Händedesin­fektion am Eingang, die allgemeine Hygiene im Restaurant und den Mindestabs­tand. Von Stuhl zu Stuhl müssen es eineinhalb Meter sein. Kinder müssen am Tisch bleiben.

Damit sie planen können, bitten die Gastronome­n um Online-Reservieru­ng oder telefonisc­he Anmeldung.

Werden alle Hygienereg­eln eingehalte­n – vor allem der Mindestabs­tand –, dürfen Gäste im Lokal Nasenund Mundschutz abnehmen. Es gibt keine Pflicht, Masken zu tragen, wie Hald betont.

Maximal zwei Familien dürfen an einem Tisch sitzen – unabhängig davon, wie viele Personen einem Hausstand angehören. Es können insgesamt also vier, acht, zehn oder mehr Personen sein.

Besucher müssen ihren Namen und ihre Adresse hinterlass­en, damit das Gesundheit­samt im Fall der Fälle die Kontakte nachverfol­gen kann. Die Gastronome­n müssen die Daten vier Wochen aufbewahre­n.

Gäste müssen warten, bis ihnen das Personal einen Tisch zuweist. Sie müssen Abstand halten, bis sie am Tisch sind.

Das soll Vertrauen wecken und den Menschen die Sicherheit geben, dass sie wieder in die Wirtschaft­en kommen. Sicherheit braucht aber auch der Gastwirt, um zum Beispiel den Personalei­nsatz planen und wirtschaft­lich arbeiten zu können, wie Hald betont. Deshalb macht er erst am Freitag auf. Zum Wochenende hat er nämlich die ersten Reservieru­ngen. Darunter die Gäste einer standesamt­lichen Hochzeit. Die seien richtig glücklich gewesen, dass sie kommen dürfen, erzählt Hald.

Zahlreiche Gastronomi­ebetriebe haben sich mit dem Straßenver­kauf über Wasser gehalten. Der Verband Dehoga bittet die Gäste darum, sie weiterhin zu unterstütz­en. Der „Rote Ochsen“hat keine Speisen „to go“angeboten, aber – wie früher – frisches Fassbier zum Abholen. „Das ist gut gelaufen“, sagt Christiane Veit und hofft auf den 5. Juni.

An diesem Tag soll sich entscheide­n, ob die Kontaktver­ordnungen gelockert werden und bald auch wieder Veranstalt­ungen in der Gastronomi­e möglich sind – Geburtstag­sfeste und Jahrgangsf­eiern, Firmentagu­ngen und Hochzeiten.

„Hirsch“-Wirt Hald hofft, dass dann auch die auf Herbst verschoben­en Kommunione­n und Konfirmati­onen nachgeholt werden können. Aber die verlorenen Monate März und April lassen sich nicht mehr reinholen, wie er sagt. „Es geht jetzt schon ans Eingemacht­e“.

Allerdings weiß Hald auch, dass es andere noch härter trifft. Kneipen und Diskotheke­n bleiben weiterhin geschlosse­n. Und Caterer machen nach wie vor keine Umsätze, weil es keine Veranstalt­ungen gibt, die sie beliefern könnten.

Und wie war der erste Tag? „Wir haben Glück gehabt, dass das Wetter so toll war“, sagt Asma Gebreloel vom „Punto“. Die Art, wie man aktuell Gastronomi­e betreiben müsse, sei mühsam und kostenaufw­endig. Also will der Gastwirt abwarten, wie sich alles entwickelt. „Das kann man nicht in 24 Stunden bewerten.“In einer Woche will Asma Gebreloel dann feststelle­n, „ob wir langsam zur Normalität zurückkehr­en werden oder ob es ein hartes Brot bleibt“.

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ARCHIVFOTO: SCHLIPF So rappelvoll wie beim „Sommer in der Stadt“2019 war die Ellwanger Innenstadt am Montag noch nicht. Aber zahlreiche Gastwirte haben die Tische rausgestel­lt.

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