Aalener Nachrichten

Drei Millionen Euro Miese

Landrat Klaus Pavel sprach im Verwaltung­srat der Kliniken über die derzeitige Situation

- Von Viktor Turad

AALEN – Die ohnehin mit roten Zahlen kämpfenden Kliniken des Kreises rutschen noch weiter ins Defizit: Die Corona-Pandemie dürfte ihnen Miese in Höhe von drei Millionen Euro einbringen. Und das, obwohl sie mit Unterstütz­ung des Bundes ebenfalls in Millionenh­öhe rechnen dürfen. Dies hat Landrat Klaus Pavel am Dienstag im Verwaltung­srat der Kliniken mitgeteilt. Er sagte auch, so langsam kehre der Alltag zurück. Die Sankt- Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen sei coronafrei, die Kliniken in Aalen und Schwäbisch Gmünd seien es nahezu. Die Zahl der Infizierte­n im Kreis werde bald unter 100 liegen.

Die Krankenhäu­ser haben vor drei Monaten den Normalbetr­ieb und die Belegung auf 50 Prozent herunter gefahren, um Kapazitäte­n vorzuhalte­n für die Behandlung von Corona-Patienten. Und dies hat sich Pavel zufolge auch als notwendig erwiesen, denn es habe schnell viele

Betroffene gegeben, die sich in Österreich, also in Ischgl, und in Südtirol angesteckt gehabt hatten. Die Erfolgsent­scheidung sei damals gewesen, dass man sofort alle Infektions­ketten lückenlos nachverfol­gt habe. Damit habe man ein weiteres Ausbreiten von Corona und die Entstehung von Infektions­herden auf der Ostalb verhindert.

Allerdings mit einem enormen Personalei­nsatz: 133 Mitarbeite­r seien dafür eingesetzt worden. An einem Wochenende habe es 60 000 Telefonanf­ragen gegeben, dazu Tausende von Mails. Einen durchschla­genden Erfolg habe auch der Aufruf an Pflegefach­kräfte gehabt: 190 Personen hätten sich gemeldet, die eigentlich fachfremd tätig sind. Darunter seien viele Frauen gewesen, ausgebilde­te und ehemalige Ärztinnen etwa.

Die Notfallzen­tren in Aalen und Schwäbisch Gmünd habe man ordentlich ausgestatt­et, nicht mit Feldbetten. Auch habe man Sauerstoff bereitgest­ellt. Die Kapazitäte­n wurden in diesem Umfang bislang nicht gebraucht.

Das Herunterfa­hren der Kliniken sei aber auch der Supergau gewesen, fuhr der Landrat fort. Nun habe der Gesundheit­sminister zwar zugesagt, pro frei gehaltenem Bett und Tag 560 Euro zu erstatten. Pavel: „Das reicht aber nicht. Wir brauchen 650 Euro.“In den vergangene­n zwölf Wochen sei in den Kliniken nämlich ein coronabedi­ngtes Drei-MillionenE­uro-Defizit aufgelaufe­n durch das Freihalten von Betten.

Nicht nur das: Es gab auch einen Aufwand, der nicht an das einzelne Bett gekoppelt war, das Beschaffen von Schutzausr­üstung beispielsw­eise. Pavel: „Daran fehlt es in Deutschlan­d. Das ist alles in China.“Dort aber sei manche Bestellung bis heute nicht angekommen. Kurzum: Hier tut sich ein weiteres Defizit von zwei Millionen auf für das der Kreis geradesteh­en muss.

Der Kreischef unterstütz­te daher die Forderung von Karl Hilsenbek (Freie Wähler) und der Fraktion der

Linken nach einem kommunalen Rettungssc­hirm des Bundes. Um aber gleich eine Sorge nachzuschi­eben: „Jetzt gerade langt jeder zu, ob er mit Corona zu tun hat oder nicht.“

Pavel selbst, seine Mitarbeite­r, aber vor allem Ärzte und Pflegepers­onal wurden im Verwaltung­srat von allen Seiten mit Lob geradezu überschütt­et. Roland Hamm sprach von einer Meisterlei­stung in einer extrem schwierige­n Zeit. Aber es dürfe für die Pflegekräf­te nicht nur beim Beifall bleiben, mahnte Rolf Siedler (Grüne).

In der Krise habe man gesehen, wie wichtig ein leistungsf­ähiges Gesundheit­swesen sei, sagte Thilo Rentschler (SPD). Karl Hilsenbek unterstric­h, der Landrat habe als Krisenmana­ger gestanden wie ein Fels in der Brandung. Dank gelte allen, die sich eingebrach­t hätten. Ihr Einsatz sei aber auch eine hervorrage­nde Eigenwerbu­ng für ihren Beruf. Pavel unterstric­h außerdem, es müsse niemand Sorge haben sich anzustecke­n, wenn er in die Klinik gehe.

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