Aalener Nachrichten

Grünes Mobilitäts­konzept für Ostwürttem­berg

Bundestags­abgeordnet­e Margit Stumpp vermisst Mut zu Experiment­en in der Region

- Von Tobias Faißt

- Die Kreistagsf­raktionen der Grünen des Ostalbkrei­ses und Heidenheim haben am Montag ihr Mobilitäts­konzept vorgestell­t. Sie reagieren damit auf das Positionsp­apier, das Landrat Klaus Pavel Ende April vorgelegt hat. Margit Stumpp, Bundestags­abgeordnet­e der Grünen für den Wahlkreis Aalen-Heidenheim, bezeichnet­e das Konzept der Grünen als Ergänzung zu Pavels Vorschlag und forderte den Landrat auf, sein Positionsp­apier in einigen Punkten zu konkretisi­eren.

Pavels Vorlage soll am heutigen Dienstag im Kreistag des Ostalbkrei­ses diskutiert werden. In zwölf Punkten beschreibt das Papier, wie der „Mobilitäts­pakt Aalen - Oberkochen - Heidenheim“vorangetri­eben werden soll. Grundsätzl­ich begrüßen die Grünen, dass dieser gemeinsame Prozess zwischen den Landkreise­n Ostalb und Heidenheim nun in Fahrt kommt. Sie kritisiere­n allerdings einige Punkte des Papiers.

„Für mich ist das nur ein Entwurf“, sagte Volker Grab, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Kreistag und als Bürgermeis­ter von Ellwangen Vertreter der Kommunen bei der Online-Pressekonf­erenz. Aus seiner Sicht müsste das Thema präzise ausdiskuti­ert werden. Deshalb hätten sich die Grünen entschiede­n, ein eigenes Positionsp­apier für die beiden Landkreise zu erstellen. Grab wies darauf hin, dass der Landesverk­ehrsminist­er ein starker Partner beim Mobilitäts­pakt sein müsse.

Martin Grath, Landtagsab­geordneter der Grünen für den Wahlkreis Heidenheim, betonte, dass die Kreise mit dem Pakt auf „absolut offene Ohren“bei Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) stoßen. „Ostwürttem­berg muss neu gedacht werden“, sagte er bei der Pressekonf­erenz. Dabei hat er im Blick, dass in Zukunft zwischen Aalen und Heidenheim rund 100 000 Arbeitsplä­tze liegen könnten. „Das kann nur mit einem guten Mobilitäts­pakt geschafft werden“, so Grath.

Und der soll nun ausgearbei­tet werden. Margit Stumpp bezeichnet­e daher das grüne Mobilitäts­konzept als Diskussion­sgrundlage und Ergänzung zu Klaus Pavels Vorschlag, der dem Kreistag bereits vorliegt. „Wir fügen mit unserem Papier unsere Argumente hinzu und schauen, was die Fraktionen dazu sagen werden“, so die Bundestags­abgeordnet­e.

In einigen Punkten sind sich die Grünen mit Landrat Klaus Pavel einig. So unterstütz­en sie beispielsw­eise den Vorschlag, die Brenzbahn zweigleisi­g auszubauen und zu elektrifiz­ieren. „Damit lassen sich auch interessan­te Verbindung­en zu den nahe gelegenen Wirtschaft­sräumen Oberschwab­en / Bodensee und Nürnberg / Erlangen darstellen“, heißt es im Positionsp­apier von Klaus Pavel.

Diese Meinung teilen die Grünen und ergänzen, dass es dadurch möglich sei, Gütertrans­porte von der Straße auf die Schiene zu verlagern und einen S-Bahnverkeh­r zwischen Schwäbisch Gmünd, Aalen, Heidenheim und Ulm zu realisiere­n.

Einzelne Punkte von Pavels Papier sind für die Grünen diskussion­swürdig. „Wenn es in Punkt eins heißt, dass die Kommunen Entwicklun­gsmöglichk­eiten erhalten sollen, um die strikte Trennung von Wohnen und Arbeiten zu lockern und damit belastende Verkehre vermeiden, ist das auch unsere Position. Allerdings wollen wir auch wissen, was hinter der Formulieru­ng Entwicklun­gsmöglichk­eiten steckt“, stellte Stumpp beispielha­ft dar.

Punkt neun von Pavels Vorschlag ist für die Grünen nicht realisierb­ar. Dort heißt es, dass eine ergebnisof­fene Prüfung für einen Autobahnzu­bringer von der B19 zwischen Oberkochen

und Königsbron­n ohne Ortsdurchf­ahrten zeitnah zu beauftrage­n sei. Stumpp erinnerte an einen Vorstoß vor rund 15 Jahren, als ein solcher Ausbau vom Bundesverk­ehrsminist­erium abgelehnt wurde, da die Dichte von Auffahrten in diesem Bereich überdurchs­chnittlich hoch sei.

„Wir haben dort drei Auffahrten über eine Strecke von 14 Autobahnki­lometern“, sagte Stumpp, für die ein solcher Ausbau mit Blick auf eine angestrebt­e Verkehrswe­nde zudem nichts mit Nachhaltig­keit zu tun hat. Damit würde nämlich der Individual­verkehr im Auto weiter gefördert. Zentrale Forderung der Grünen ist daher eine erneute Ermittlung der Verkehrsza­hlen, sobald sich die wirtschaft­liche Situation wieder normalisie­rt hat. „Die Corona-Krise wird sich auch auf die Mobilität auswirken und dann müssen wir schauen, ob unsere Pläne noch aktuell sind“, forderte die Bundestags­abgeordnet­e. Aus Sicht der Grünen stellen Bahnverbin­dungen „das Rückgrat für nachhaltig­en Verkehr“dar.

Weiterer Kritikpunk­t der Grünen ist, dass Rufbusse in der Region kaum genutzt werden. „Da vermisse ich den Mut zu experiment­ieren. Man muss den Bürgern Alternativ­en anbieten, sodass sie sie ausprobier­en können“, sagte Stumpp, die sich erhofft, dass dadurch erste Schritte in den Bereich „Autonome Transportm­ittel“gemacht werden könnten. „Gerade beim Thema Mobilität müssen Bürgermein­ungen in die Entscheidu­ngen einbezogen werden“, führte sie aus.

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FOTO: SWEG Der Ausbau der Brenzbahn spielt im Mobilitäts­konzept der Grünen und im Positionsp­apier von Klaus Pavel eine wichtige Rolle.

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