Masken als neues Müllproblem?
Mund-Nasen-Schutz landet in Corona-Zeiten vermehrt in der Landschaft.
- In Zeiten des Lockdowns sind öffentliche Plätze und Grünanlagen so gut wie nicht vermüllt gewesen. Ganz zur Freude der Aalener. Doch einhergehend mit den Lockerungen der Landesregierung taucht das Müllproblem wieder massiv auf. Mittlerweile landen allerdings nicht nur Zigarettenkippen, Flaschen, Verpackungen und sonstiger Unrat auf Wiesen, Wegen und Plätzen. Auch Masken und Einweghandschuhe werden in Zeiten von Corona achtlos in die Landschaft geworfen.
Ein Spaziergang an der Osterbucher Steige, an der Aal oder am Kocher war vor einigen Wochen geradezu eine Wohltat. Nirgends lagen Pappbecher hiesiger Fast-Food-Restaurants herum, auch Treffpunkte von Jugendlichen an der Schillerhöhe oder im Stadtgarten waren nicht übersät von Flaschen, Pizzakartons oder leeren Zigarettenschachteln. In die Hundetoiletten wanderte in dieser Zeit auch nur ausschließlich das, was hier hineingehört: Und zwar Beutel mit den Hinterlassenschaften der Vierbeiner, die Hundehalter einsammeln. Selbst die öffentlichen Mülleimer waren nicht zugestopft mit illegal entsorgtem Hausmüll. Dass es im Zuge der Corona-Beschränkungen ruhiger gewesen sei, bestätigt auch Georg Fürst, Leiter des städtischen Bauhofs.
Die Hoffnung, dass dieser Trend anhält und uneinsichtige Zeitgenossen etwas dazugelernt haben, hat sich allerdings nicht erfüllt. Mit den
Lockerungen der Landesregierung bietet sich dasselbe Bild wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Darüber hinaus habe sich mit der Erlaubnis, dass Restaurants Speisen und Getränke to go anbieten dürfen, das Müllproblem verschärft, sagt
Karin Haisch, Pressesprecherin der Stadt Aalen. Dass To-goVerpackungen ein Problem sind, bestätigt auch der Citymanager Reinhard Skusa. Doch mit der Öffnung der Gastronomiebetriebe werde dieses Tag für Tag kleiner. „Die meisten Aalener setzen sich jetzt lieber in den Außenbereich
der Gaststätten, als sich to go Essen und Getränke mitzunehmen.“
Dafür tut sich allerdings ein anderes Problem auf. Immer mehr Bürger entsorgen ihren Mund-NasenSchutz, indem sie ihn einfach beim Laufen fallen lassen. Auch Einweghandschuhe landen nicht in den Mülltonnen der Haushalte oder in öffentlichen Mülleimern, sondern auf Gehwegen, Parkplätzen, in Büschen oder Flächen in Supermarktnähe. „Es hat den Anschein, als wollten einige Bürger ihre eventuell mit dem Covid-19 kontaminierten Schutzausrüstungen so schnell wie möglich wieder loswerden“, sagt eine Leserin der „Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst-Zeitung“, der dies wie vielen anderen ein Dorn im Auge ist.
Auf so manchen weggeworfenen Mund-Nasen-Schutz stoßen auch die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs. Dass ein solcher ein gewisses Gefährdungspotenzial mit sich bringen kann, meint Henry Forster, Geschäftsführer der GOA. „Deshalb bitten wir Bürger, Masken als auch Einweghandschuhe nicht zum Wertstoffhof zu bringen, sondern in der hauseigenen Mülltonne oder im schwarzen Müllsack zu entsorgen. Auf diese Weise würden die möglicherweise kontaminierten Schutzausrüstungen direkt in die Verbrennungsanlage wandern.
Hielt sich der Müll in der Landschaft in Zeiten des Lockdowns in
Grenzen sind die Containerstandorte in Hochzeiten der Pandemie besser als davor frequentiert gewesen, sagt Fürst. Nicht um legal Flaschen oder Dosen zu entsorgen, sondern um dort illegal Hausmüll oder Sperrmüll abzuladen. Angesichts der geschlossenen Wertstoffhöfe, landete so mancher Sperrmüll auch im Wald, sagt Fürst.
Die Recyclinghöfe haben mittlerweile wieder geöffnet. Und hier verzeichnet die GOA ein erhöhtes Müllaufkommen. Während der gewerbliche Abfall von Unternehmen in Zeiten von Kurzarbeit und dem Herunterfahren der Produktion in den Firmen nachgelassen habe, sei der Müll in den Haushalten vor allem mit Blick auf Sperrmüll und Grünabfall weitaus mehr geworden, sagt Forster. Die Bürger würden in Zeiten von Homeoffice und Zwangsurlaub ihre Zeit einfach dazu nutzen, ihre Keller, Garagen und Dachböden auszumisten oder ihren Gärten auf Vordermann zu bringen.
Spürbar zugenommen habe auch der Müll mit Blick auf Kartonagen und Papier. „Vor allem, weil der Versandhandel in Zeiten von Corona nochmals deutlich an Fahrt aufgenommen hat“, sagt Forster. „Viele, die vorher im stationären Einzelhandel eingekauft haben, sind auf den Onlinehandel umgestiegen.“Und die Zahl an Kartonagen werde weiter steigen. „Viele, die vor Corona nicht im Internet bestellt haben und jetzt auf den Geschmack gekommen sind, werden an dem Einkauf per Mausklick festhalten“, ist sich Forster sicher.
„ Weil viele Bürger online bestellen, hat auch der Müll mit Blick auf Kartonagen zugenommen“, sagt Henry Forster.