Präsidium Aalen zählt zu den sichersten im Land
Nach wie vor fallen Bürger auf den Enkeltrick und falsche Polizeibeamte rein – Gewalt gegen Polizeibeamte wird zum Dauerphänomen
(tu) - Zwar ist auch im Bereich des Polizeipräsidiums Aalen die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr um mehr als vier Prozent gestiegen. Dennoch liegt es damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt und gehört nach wie vor zu den drei sichersten Präsidien in Baden-Württemberg.
Aber auch hier haben Ganoven deutliche Erfolge erzielt: Der Enkeltrick funktioniert nach wie vor und auch auf angebliche Polizeibeamte fallen immer wieder unbescholtene Menschen herein. Der höchste Einzelbetrag, der ihnen zur vermeintlich sicheren Verwahrung vor die Haustür gelegt wurde, belief sich auf 250 000 Euro. Dies hat der Präsident des Polizeipräsidiums Aalen, Reiner Möller, in der Sitzung des Kreistags berichtet.
55 Mal (2018: 10) wurde demnach im vergangenen Jahr im Kreis der Enkeltrick angewandt, eine Steigerung um 450 Prozent. 21 Fälle wurden in Aalen registriert, 19 in Schwäbisch Gmünd und einer in Ellwangen. In 90 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch.
309 Mal, was eine Steigerung um 3333 Prozent bedeutet gegenüber den neun Fällen von 2018, sind Betrüger als angebliche Polizisten aufgetreten. 96,8 Prozent der „Auftritte“blieben ein Versuch. 129 Betrüger wurden in Aalen registriert, 56 in Schwäbisch Gmünd, 47 in Oberkochen, 14 in Lorch, elf in Waldstetten und neun in Ellwangen.
Dabei zeigen sich die Gauner recht einfallsreich: Kaum war Möller im vergangenen Jahr in sein Amt als Polizeipräsident eingeführt worden, worüber in den Medien berichtet worden war, meldeten sich auch schon angebliche Polizisten namens „Möller“.
Insgesamt hat die Sicherheit im öffentlichen Raum entgegen dem Landestrend zugenommen. Die Eigentumskriminalität erreichte im FünfJahres-Vergleich aber einen Tiefpunkt.
Weniger Delikte gab es, entgegen dem Landestrend, auch bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Im Bereich des Polizeipräsidiums wurden 530 registriert, ein Minus von 8,6 Prozent. Darunter war 169 Mal sexueller Missbrauch, wobei 93 Mal Kinder betroffen waren. Zudem meldet die Polizei 74 Fälle von exhibitionistischen Handlungen und von Erregung öffentlichen Ärgernisses. Es gab 48 Vergewaltigungen, 127 Taten gelten als Verbreiten pornografischer Schriften, darunter sind 77 Fälle des Erwerbs, Besitzes oder der Herstellung von Kinderpornografie.
Polizei und Rettungskräfte haben es im Bereich des Präsidiums immer öfter mit gewaltbereiten Personen zu tun. Mit einem Anstieg um 342 Fälle oder 6,9 Prozent wurde der höchste
Stand in den letzten fünf Jahren erreicht. Der Ostalbkreis tanzt hier allerdings erfreulicherweise aus der Reihe. Hier wurden „nur“112 Straftaten gegen Polizeibeamte registriert, ein Rückgang um 17 Prozent. In Aalen waren es 27 Fälle, in Schwäbisch Gmünd 41 und in Ellwangen 16.
Dem Kreistag gab es Möller schriftlich: „Die weiterhin steigenden Fallzahlen dokumentieren die zunehmende Respektlosigkeit und Aggressionsbereitschaft gegenüber den einschreitenden Polizeibeamten. Die Statistik zeigt, dass Widerstand beziehungsweise Gewalt gegen Polizeibeamte zum Dauerphänomen geworden ist.“Im Kreis wurden 275 Polizisten Opfer strafbarer Handlungen, im Bereich des Präsidiums erlitten 150 Verletzungen, zwei wurden sogar schwer verletzt. Auch zehn Rettungskräfte im Kreis wurden Opfer von Straftaten wie Körperverletzung, tätlicher Angriff, Nötigung und Bedrohung.
Gleich geblieben sind Möller zufolge die Zahlen der politisch motivierten
Kriminalität. Der Schwerpunkt wird mit 141 Delikten dem politisch rechten Spektrum zugeordnet. Gab es hier jedoch einen Rückgang um knapp 25 Prozent, wurde im linken Spektrum dagegen eine Steigerung um fast 50 Prozent auf 37 Delikte registriert.
„Dass Polizeibeamte beschimpft und bespuckt werden, geht gar nicht“, ärgerte sich Landrat Klaus Pavel, der die Arbeit der Polizei lobte. Angriffe gegen Repräsentanten des Staates müssten bei den Gerichten Konsequenzen haben, forderte Gunter Bühler (CDU), während Thilo Rentschler sich fassungslos zeigte über die Gewalt gegen Polizei, Rettungsdienste und kommunale Mandatsträger. Schockiert über derartige Gewaltausbrüche zeigte sich Volker Grab (Grüne), während Peter Traub (Freie Wähler) forderte, das Land müsse für eine ausreichende Polizeipräsenz und ihre vernünftige Ausstattung sorgen. Möller versicherte, man sei sich mit der Justiz einig, wenn es um die Strafverfolgung von Delikten gegen die Polizei gehe.
„Dass Polizeibeamte beschimpft und bespuckt werden, geht gar nicht“, sagt Landrat Klaus Pavel.