SpaceX bringt Astronauten zur ISS
Raumfahrtunternehmen des Milliardärs bringt zwei US-Astronauten erfolgreich zur ISS
(dpa) - Nach fast neunjähriger Pause sind wieder Astronauten von den USA aus zur Raumstation ISS geflogen. Robert Behnken und Douglas Hurley wurden erstmals von einem privaten Unternehmen befördert, der von TeslaChef Elon Musk gegründeten Firma SpaceX. Dies entfacht neuen Wettbewerb in der Raumfahrt.
(AFP) - Lange war es nur ein Traum von Elon Musk – nun hat sein Konzern SpaceX Geschichte geschrieben und als erstes privates Unternehmen Astronauten erfolgreich zur Internationalen Raumstation ISS gebracht.
Nachdem der Start am vergangenen Mittwoch wegen schlechten Wetters verschoben werden musste, war die Falcon-9-Rakete von SpaceX am Samstag mit der Dragon-Kapsel vom Kennedy Space Center im USBundesstaat Florida gestartet. Die Raumkapsel dockte dann am Sonntag an der ISS an, rund drei Stunden später wurden die Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley an Bord der Raumstation von ihrem US-Kollegen Chris Cassidy und den russischen Kosmonauten Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner begrüßt.
Es sei „großartig“, die USA nun zurück in das Geschäft mit bemannten Weltraumflügen zu bringen, sagte der 53-jährige Hurley. „Wir sind einfach nur froh, an Bord dieses wunderbaren Komplexes zu sein.“
In den vergangenen Jahren waren US-Astronauten auf russische Raketen angewiesen, um zur ISS zu kommen. Die Nasa hatte ihr Shuttle-Programm wegen hoher Kosten und nach zwei Unglücken 2011 eingestellt.
Um wieder unabhängiger zu werden, beauftragte die US-Regierung unter Trumps Vorgänger Barack Obama das Unternehmen SpaceX sowie den Luftfahrtriesen Boeing mit dem Bau von Raumfähren.
SpaceX brauchte zwar einige Jahre länger als geplant, hat im Wettstreit mit Boeing aber nun deutlich die Nase vorn. Für eine Gesamtinvestition in Höhe von drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) hat SpaceX der Nasa sechs Hin- und Rückflüge zur ISS mit je vier Astronauten an Bord zugesagt.
SpaceX wurde 2002 vom PayPalund Tesla-Mitbegründer Musk ins Leben gerufen. Der damals erst 31 Jahre alte Südafrikaner steckte hundert Millionen Dollar seines Vermögens in die Firma und bewies damit ein gutes Gespür, denn 2011 stellte die US-Weltraumbehörde Nasa ihr eigenes Shuttle-Programm ein. Und SpaceX gelang es immer wieder, sich als Vorreiter in der Raumfahrt zu profilieren.
Nach drei gescheiterten Startversuchen in den Jahren 2006 bis 2008 schaffte es SpaceX am 28. September 2008 als erstes Privatunternehmen, eine Rakete erfolgreich in die Erdumlaufbahn zu bringen. Im selben Jahr schloss SpaceX mit der Nasa einen Vertrag über zunächst zwölf Transportflüge zur Internationalen Raumstation ISS. Der Deal sorgte für großes Aufsehen, zumal SpaceX damals gerade einmal rund 80 Mitarbeiter hatte.
Im Mai 2012 gelang der erste Versorgungsflug und damit die erste Privatmission zur ISS. Im Dezember 2015 schaffte es SpaceX erstmals, die erste Stufe einer Falcon-9-Rakete nach ihrem Flug ins All wieder auf der Erde landen zu lassen. Im Frühjahr 2016 klappte das auch mit einer schwimmenden Plattform im Ozean als Landeplatz. Die nun mögliche Wiederverwendung von Raketen bietet ein enormes Potenzial für Kostenreduzierungen in der Raumfahrt.
Aber auch Rückschläge kennt SpaceX. So verlor das Unternehmen im Juni 2015 bei einer Explosion kurz nach dem Start eine Falcon-9-Rakete samt Dragon-Raumkapsel. Gwynne Shotwell, die SpaceX mit aufgebaut hat und seit 2008 Präsidentin und leitende Geschäftsführerin des Unternehmens ist, versteht solche Rückschläge allerdings als Chance. „Man muss diese harten Lektionen lernen“, sagte sie kürzlich. Nach ihrem Eindruck schreckten andere in der Raumfahrtindustrie zu sehr „vor dem Scheitern in der Entwicklungsphase“zurück.
Shotwell kann sich Ratschläge erlauben. SpaceX hat mittlerweile rund 8000 Mitarbeiter und macht sich Hoffnungen auf eine wichtige Rolle bei der Rückkehr von US-Astronauten auf den Mond. Auch auf den Mars will Musk früher oder später ein Raumschiff schicken.
Davon abgesehen macht SpaceX bereits Umsätze mit kommerziellen Flügen ins All: In den vergangenen drei Jahren brachte das Unternehmen mehr Raketen mit Satelliten ins All als das etablierte europäische Raumfahrtunternehmen Arianespace. Auch im Weltraumtourismus sieht SpaceX Entwicklungschancen.
Produktionsort von SpaceX ist Hawthorne nahe Los Angeles. Dass das Unternehmen dort alles unter einem Dach produziert und auf lange Lieferketten verzichtet, spart Kosten. Auch deswegen ist SpaceX als Partner in der Raumfahrt attraktiv.
Und SpaceX-Chef Musk hat große Pläne: Nach dem erfolgreichen Start der bemannten Mission ins All zeigte er sich „von Emotionen überwältigt“und sagte: „Das ist hoffentlich der erste Schritt auf dem Weg zu Zivilisation auf dem Mars.“