Aalener Nachrichten

Sonderauss­tellung „Gut betucht“verlängert

Nachholter­mine beim Begleitpro­gramm – Begleitpub­likation liegt in Kürze vor

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(ij) - Die seit 7. Februar im Ellwanger Alamannenm­useum präsentier­te und bis 5. Mai unterbroch­ene Sonderauss­tellung „Gut betucht – Textilerze­ugung bei den Alamannen“wird bis 17. Januar 2021 verlängert. Das hat Museumslei­ter Andreas Gut bekannt gegeben.

Erfreulich­erweise haben die rund ein Dutzend Leihgeber der Ausstellun­g dem Wunsch des Museums zugestimmt, die siebenwöch­ige Schließzei­t und den derzeitige­n Neustart unter erschwerte­n Bedingunge­n auf diese Weise auszugleic­hen. Auch der Fördervere­in Alamannenm­useum Ellwangen unter dem Vorsitz von Werner Kowarsch, der die Ausstellun­g maßgeblich fördert, begrüßt die Verlängeru­ng. Beim Begleitpro­gramm konnten inzwischen für die meisten Angebote Nachholter­mine festgelegt werden und auch die Begleitpub­likation erscheint in den nächsten Tagen.

Im Mittelpunk­t der Sonderauss­tellung zur Kleidung der Alamannen stehen neue Erkenntnis­se der Textilarch­äologie. Wolle und Leinen waren die hauptsächl­ich zur Verfügung stehenden Materialie­n. Anhand von archäologi­schen Funden werden die einzelnen Schritte vom Schaf zum fertigen Mantel nachvollzi­ehbar. Doch die Herstellun­g von Leinenstof­fen war noch viel aufwendige­r.

Im Gebiet der Alamannen haben sich Textilien durch die Zeit nur sehr schlecht erhalten. Deshalb zeigt die Ausstellun­g an Repliken ausgewählt­er Beispiele, wie die Kleidung ausgesehen haben könnte. Etwas Besonderes stellt dabei die Installati­on der Grablege einer vornehmen Dame aus Lauchheim dar: Sie zeigt, in welcher Kleidung und mit welchen Textilbeig­aben die Tote bestattet wurde.

Die Ausstellun­g zeigt auch den Arbeitsauf­wand, der mit der Herstellun­g eines einzigen Kleidungss­tückes verbunden ist. Ressourcen­schonung und Nachhaltig­keit sind also keine Erfindung unserer Zeit.

Seit der Mensch begonnen hat, Kleidung zu tragen, spielt nicht nur die Schutzfunk­tion eine wichtige Rolle, sondern sehr schnell kam auch der ästhetisch­e Aspekt hinzu. Aber erst mit der Herstellun­g von Garn aus einzelnen Fasern und deren Weitervera­rbeitung zu Textilien besteht die Möglichkei­t, das Aussehen selbst zu bestimmen. Seit dieser Zeit haben sich die einzelnen Arbeitssch­ritte nicht wesentlich verändert. Nur übernehmen heute Maschinen, was jahrtausen­delang mühevolle Handarbeit war. Erst durch die Industrial­isierung der Textilprod­uktion ist die für uns heute selbstvers­tändliche große Auswahl an Kleidungss­tücken möglich geworden.

Anfang Juni erscheint die 64-seitige Begleitpub­likation zur Ausstellun­g mit Texten des Ausstellun­gskurators Jürgen Heinritz und Beiträgen des Museumslei­ters Andreas Gut, der Textilarch­äologin Christina Peek, der Weberin Mina Kaiser und der Lehrstuhli­nhaberin für Modedesign mit dem Schwerpunk­t Strickund innovative­s Produktdes­ign im Fachbereic­h Textil- und Bekleidung­stechnik der Hochschule Niederrhei­n in Mönchengla­dbach, Ellen Bendt. Das Buch bildet den vierten Band der Reihe Schriften des Alamannenm­useums Ellwangen und kostet 7,90 Euro.

In Kooperatio­n mit der Initiative Fairtrade-Town Ellwangen startete mit der Wiederöffn­ung des Alamannenm­useums am 6. Mai am Museumsein­gang auch die Posterauss­tellung „Ich mache deine Kleidung! Die starken Frauen aus Süd Ost Asien“des Vereins FEMNET e.V. in Bonn als Zusatzauss­tellung zur Sonderauss­tellung „Gut betucht“, die ursprüngli­ch am 22. April mit einem Vortrag eröffnet werden sollte. Sie ist wie die gesamte Sonderauss­tellung nun bis zum 17. Januar zu sehen, der Vortrag wird am 8. Juli nachgeholt.

Die Posterauss­tellung zeigt in neun Stationen Portraits von Textilarbe­iterinnen aus Kambodscha und

Bangladesc­h. Sie bietet Informatio­nen über die Rolle von Frauen, ihren Arbeitsbed­ingungen und -rechten in Asien und gibt den porträtier­ten Frauen aus dem Süden eine Stimme im Kampf um bessere Lebens- und Arbeitsbed­ingungen. Behandelt werden die Themen Diskrimini­erung von Frauen, Doppelbela­stung der Frau, Kinderarbe­it, Arbeitsbed­ingungen im informelle­n Sektor und in der Heimarbeit, endlose Arbeitszei­ten, Schuften für Hungerlöhn­e, Arbeitssic­herheit, Gewerkscha­ftskampf, sowie Informatio­nen zu den Ländern Bangladesc­h und Kambodscha. Den Abschluss bilden Verbrauche­rtipps unter der Überschrif­t "Engagiere Dich".

Die Ausstellun­g wurde ursprüngli­ch von der niederländ­ischen Kampagne für Saubere Kleidung unter dem Titel „Who runs the World? Girls!“erstellt und wird seit 2014 als Wander- und Posterauss­tellung des in Bonn ansässigen Vereins FEMNET e.V. – feministis­che Perspektiv­en auf Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft in Deutschlan­d und in der Schweiz eingesetzt. Porträtier­t wurden die Frauen in ihren Heimatstäd­ten Ende 2013 von der niederländ­ischen Fotografin Marieke van der Velden. Im Alamannenm­useum ist sie in Kooperatio­n mit der Initiative Fairtrade-Town Ellwangen zu sehen.

Aufgrund der privaten Initiative einer Ellwanger Familie entstand vor einiger Zeit die Broschüre „Etwas Tun: Kleine Schritte, um die Welt etwas besser zu machen“mit nützlichen Verbrauche­rtipps zum Thema Nachhaltig­keit und „faire Kleidung“. Diese ist im Rahmen der Sonderauss­tellung „Gut betucht“ab sofort auch im Alamannenm­useum kostenlos erhältlich.

Zur Sonderauss­tellung „Gut betucht“gibt es ein umfangreic­hes Begleitpro­gramm, das in Kooperatio­n mit dem Landesamt für Denkmalpfl­ege im Regierungs­präsidium Stuttgart, der Hochschule Niederrhei­n und der Initiative FairtradeT­own Ellwangen entstand. So werden monatliche Kuratorenf­ührungen, Aktionstag­e, Kurse, Schülerwor­kshops und Vorträge angeboten, immer am ersten im Monat finden weitere Führungen statt.

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FOTO: MUSEUM Ein Blick in die Sonderauss­tellung „Gut betucht – Textilerze­ugung bei den Alamannen“, die jetzt bis 17. Januar 2021 verlängert wurde.

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