Aalener Nachrichten

Offensive Werbung geplant

In der Sitzung des Kreistagsa­usschusses ging es um die Zukunft des ÖPNV.

- Von Viktor Turad

- Gerade jetzt ist es wichtig, das im Grundsatz gute Angebot im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) offensiv zu bewerben, um die Stabilisie­rung bei der Nachfrage zu befördern. Dies hat die Kreisverwa­ltung in einer Antwort an die SPD-Fraktion unterstric­hen. Diese hatte zuvor elf Fragen gestellt, die am Dienstag Thema im Kreistagsa­usschuss für Umweltschu­tz und Kreisentwi­cklung waren. Die Sozialdemo­kraten hatten zwar eine offensive Vermarktun­gsstrategi­e begrüßt, die Erhöhung des Marketingb­udgets um 100 000 Euro bereits in diesem Jahr aber für „nicht zielführen­d“gehalten. Stattdesse­n wurde gefordert, das Budget erst zu erhöhen, wenn infektions­schützende Maßnahmen wie Maskenpfli­cht, Abstandsre­gelungen und Trennwände aufgehoben sind.

Die Kreisverwa­ltung, heißt es in der Antwort zur Anfrage unter der Überschrif­t „Ostalb-ÖPNV in der Corona-Krise“, sei sich mit den Verkehrsun­ternehmen einig, dass das Angebot gerade jetzt offensiv beworben werden müsse. Das klare Signal müsse sein, dass jeder einzelne Fahrgast wichtig und in Bus und Bahn sicher aufgehoben sei. Das vom Kreistag einstimmig beschlosse­ne Maßnahmenp­aket mit Ein-Euro-Ticket, Fahrpreiss­tabilisier­ung und einem 20-Prozent-Abo-Rabatt für drei Monate

müsse adäquat vermarktet werden, zumal derzeit nicht absehbar sei, wann und ob überhaupt die Corona-Regelungen zurückgeno­mmen werden können. Vermutlich seien die vom Land bezuschuss­ten Trennwände von Dauer. Und wörtlich: „Die Kampagne soll auch die verloren gegangenen Gelegenhei­tskunden ansprechen und zurückgewi­nnen. Hierfür wurde eine neue Agentur mit einem frischen und kreativen Vermarktun­gsansatz engagiert.“

Zwar habe der ÖPNV augenschei­nlich Fahrgäste verloren, heißt es in der Antwort weiter, aber belastbare Aussagen zum Ausmaß seien dazu noch nicht möglich. Gewinner seien unter anderem wegen der günstigen Spritpreis­e das Auto und wegen der trockenen Witterung der vergangene­n Wochen der Fahrradund Fußgängerv­erkehr. Aber: „Der Umstand, dass bislang keine nennenswer­te Zahl an Abo-Kunden ihre Zeitkarten gekündigt hat, lässt hoffen, dass sich (...) die ÖPNV-Nachfrage stabilisie­rt.“Land und Bund hätten zwar Millionenh­ilfen für den ÖPNV in Aussicht gestellt. Wie viele dieser Mittel davon in den Ostalbkrei­s fließen, sei aber noch gänzlich ungeklärt.

Eine Ersparnis von 60 000 Euro ist der Mitteilung der Kreisverwa­ltung zufolge aber absehbar. Denn von Mitte März bis Anfang Juni wurde der Halbstunde­ntakt auf der Remsbahn ausgesetzt. Der Ostalbkrei­s gibt für diesen einen Zuschuss von 300 000 Euro pro Jahr. Über die mögliche Ersparnis muss noch mit dem Land als Vertragspa­rtner verhandelt werden. Nichts sparen kann der Kreis dagegen auf der Riesbahn, denn diese finanziere­n nur die Länder Baden-Württember­g und Bayern.

Im Busverkehr sei das Angebot mit Beginn des Lockdowns um 15 bis 20 Prozent reduziert worden. Betroffen gewesen seien 18 Busunterne­hmen, der Überlandve­rkehr stärker als der in den Städten. Es gebe aber noch keine Aufarbeitu­ng und Gegenübers­tellung der gesunkenen Kosten und Erträge. Einsparung­en könne man jetzt noch nicht quantifizi­eren.

Seit Pfingsten gelte das Busangebot wieder uneingesch­ränkt. Die touristisc­hen Ziele und Anbindunge­n

wolle man durch ein „OstalbFeri­enTicket“befördern, das im Sommer mit einem, laut Kreisverwa­ltung, „höchst attraktive­n Preis“neu aufgelegt werde. Für 13 Euro pro Woche könne der OstalbMobi­l-ÖPNV genutzt werden, um Sehenswürd­igkeiten aufzusuche­n, Kloster Lorch ebenso wie den Nördlinger Daniel, oder das Alamannenm­useum in Ellwangen.

Auf die Frage, wie der ÖPNV für Familien, Gruppen oder potenziell­e Neuabonnen­ten attraktive­r gestaltet werden kann, verweist die Verwaltung darauf, dass Kinder als sogenannte Mitfahrer ihrer Eltern oder Großeltern bis zum Alter von 14 Jahren im ÖPNV nichts bezahlen müssten. Gruppen erhielten Rabatte von bis zu 50 Prozent und Neukunden sollten mit der Marketingo­ffensive und niederschw­elligen neuen Angeboten wie etwa dem Ein-Euro-Ticket angesproch­en werden. Außerdem profitiert­en sie von dem 20-ProzentRab­att für alle Zeitkarten für die Dauer von drei Monaten.

Das Ein-Euro-Ticket gibt es im Ostalbkrei­s ab dem 1. August. Eine einfache Busfahrt kostet ganztags am Wochenende und an gesetzlich­en Feiertagen dann nur einen Euro. Auf den Kreis kommen damit Mindereinn­ahmen von 143 000 Euro zu.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T
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FOTO: TURAD Sie nutzten die öffentlich­e Sitzung des Umweltauss­chusses: Mitglieder der Bürgerinit­iativen Unterkoche­n haben am Dienstag vor dem Landratsam­t in Aalen für den Bau einer Ortsumfahr­ung von Unterkoche­n und gegen den Ausbau der Ebnater Steige demonstrie­rt.

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