Offensive Werbung geplant
In der Sitzung des Kreistagsausschusses ging es um die Zukunft des ÖPNV.
- Gerade jetzt ist es wichtig, das im Grundsatz gute Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) offensiv zu bewerben, um die Stabilisierung bei der Nachfrage zu befördern. Dies hat die Kreisverwaltung in einer Antwort an die SPD-Fraktion unterstrichen. Diese hatte zuvor elf Fragen gestellt, die am Dienstag Thema im Kreistagsausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung waren. Die Sozialdemokraten hatten zwar eine offensive Vermarktungsstrategie begrüßt, die Erhöhung des Marketingbudgets um 100 000 Euro bereits in diesem Jahr aber für „nicht zielführend“gehalten. Stattdessen wurde gefordert, das Budget erst zu erhöhen, wenn infektionsschützende Maßnahmen wie Maskenpflicht, Abstandsregelungen und Trennwände aufgehoben sind.
Die Kreisverwaltung, heißt es in der Antwort zur Anfrage unter der Überschrift „Ostalb-ÖPNV in der Corona-Krise“, sei sich mit den Verkehrsunternehmen einig, dass das Angebot gerade jetzt offensiv beworben werden müsse. Das klare Signal müsse sein, dass jeder einzelne Fahrgast wichtig und in Bus und Bahn sicher aufgehoben sei. Das vom Kreistag einstimmig beschlossene Maßnahmenpaket mit Ein-Euro-Ticket, Fahrpreisstabilisierung und einem 20-Prozent-Abo-Rabatt für drei Monate
müsse adäquat vermarktet werden, zumal derzeit nicht absehbar sei, wann und ob überhaupt die Corona-Regelungen zurückgenommen werden können. Vermutlich seien die vom Land bezuschussten Trennwände von Dauer. Und wörtlich: „Die Kampagne soll auch die verloren gegangenen Gelegenheitskunden ansprechen und zurückgewinnen. Hierfür wurde eine neue Agentur mit einem frischen und kreativen Vermarktungsansatz engagiert.“
Zwar habe der ÖPNV augenscheinlich Fahrgäste verloren, heißt es in der Antwort weiter, aber belastbare Aussagen zum Ausmaß seien dazu noch nicht möglich. Gewinner seien unter anderem wegen der günstigen Spritpreise das Auto und wegen der trockenen Witterung der vergangenen Wochen der Fahrradund Fußgängerverkehr. Aber: „Der Umstand, dass bislang keine nennenswerte Zahl an Abo-Kunden ihre Zeitkarten gekündigt hat, lässt hoffen, dass sich (...) die ÖPNV-Nachfrage stabilisiert.“Land und Bund hätten zwar Millionenhilfen für den ÖPNV in Aussicht gestellt. Wie viele dieser Mittel davon in den Ostalbkreis fließen, sei aber noch gänzlich ungeklärt.
Eine Ersparnis von 60 000 Euro ist der Mitteilung der Kreisverwaltung zufolge aber absehbar. Denn von Mitte März bis Anfang Juni wurde der Halbstundentakt auf der Remsbahn ausgesetzt. Der Ostalbkreis gibt für diesen einen Zuschuss von 300 000 Euro pro Jahr. Über die mögliche Ersparnis muss noch mit dem Land als Vertragspartner verhandelt werden. Nichts sparen kann der Kreis dagegen auf der Riesbahn, denn diese finanzieren nur die Länder Baden-Württemberg und Bayern.
Im Busverkehr sei das Angebot mit Beginn des Lockdowns um 15 bis 20 Prozent reduziert worden. Betroffen gewesen seien 18 Busunternehmen, der Überlandverkehr stärker als der in den Städten. Es gebe aber noch keine Aufarbeitung und Gegenüberstellung der gesunkenen Kosten und Erträge. Einsparungen könne man jetzt noch nicht quantifizieren.
Seit Pfingsten gelte das Busangebot wieder uneingeschränkt. Die touristischen Ziele und Anbindungen
wolle man durch ein „OstalbFerienTicket“befördern, das im Sommer mit einem, laut Kreisverwaltung, „höchst attraktiven Preis“neu aufgelegt werde. Für 13 Euro pro Woche könne der OstalbMobil-ÖPNV genutzt werden, um Sehenswürdigkeiten aufzusuchen, Kloster Lorch ebenso wie den Nördlinger Daniel, oder das Alamannenmuseum in Ellwangen.
Auf die Frage, wie der ÖPNV für Familien, Gruppen oder potenzielle Neuabonnenten attraktiver gestaltet werden kann, verweist die Verwaltung darauf, dass Kinder als sogenannte Mitfahrer ihrer Eltern oder Großeltern bis zum Alter von 14 Jahren im ÖPNV nichts bezahlen müssten. Gruppen erhielten Rabatte von bis zu 50 Prozent und Neukunden sollten mit der Marketingoffensive und niederschwelligen neuen Angeboten wie etwa dem Ein-Euro-Ticket angesprochen werden. Außerdem profitierten sie von dem 20-ProzentRabatt für alle Zeitkarten für die Dauer von drei Monaten.
Das Ein-Euro-Ticket gibt es im Ostalbkreis ab dem 1. August. Eine einfache Busfahrt kostet ganztags am Wochenende und an gesetzlichen Feiertagen dann nur einen Euro. Auf den Kreis kommen damit Mindereinnahmen von 143 000 Euro zu.