Trumps nächstes Eigentor
Ja, es hat eine gewisse Logik, wenn die USA ihre Truppen in Deutschland reduzieren. Die Präsenz diente ja nur noch am Rande dem Schutz eines europäischen Verbündeten. Im Kern war Deutschland eine Drehscheibe, logistisch bedeutsam, um im Nahen Osten Krieg führen zu können. Da Donald Trump das Signal zum Rückzug aus Krisengebieten gibt, könnte er nachvollziehbar begründen, warum er Soldaten aus Mitteleuropa abzieht.
Und wenn er den Deutschen vorwirft, dass sie auf dem Trittbrett der Nato mitfahren, statt Lasten angemessen zu tragen, ist er nicht der erste amerikanische Präsident, der es so sieht. Schon das Kabinett Barack Obamas haderte mit Berlin, weil es den Eindruck hatte, die Deutschen meinten es nicht wirklich ernst mit den Verteidigungsausgaben. Es ist denn auch weniger die Substanz der Entscheidung, die einen so bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Vielmehr liegt es am Stil.
Statt den Partner zu konsultieren, stellt Trump ihn vor vollendete Tatsachen. Befremden muss, was er alles miteinander vermengt, das Militärpolitische mit dem Handelsüberschuss einer Exportnation, der er den Erfolg offensichtlich nicht gönnt. Seit seinem Amtsantritt nimmt er Deutschland ins Visier, als Konkurrent, der zufällig auch ein Verbündeter ist, als neuen Lieblingsfeind in Europa. Nun gibt er sich gar nicht mehr die Mühe, den Eindruck einer Strafaktion zu verwischen.
Und es ist ja nicht nur Deutschland. Südkorea muss sich ähnlich schroffe Töne gefallen lassen. Trump scheint besessen von der Vorstellung, dass sich ökonomisch starke Verbündete von den Amerikanern den Schutzschirm aufspannen lassen, um Kosten zu sparen. Selbst wenn er damit zur Hälfte recht hätte, die Art, wie er mit ihnen umspringt, zerstört mit jeder Episode ein Stück Vertrauen. Und jedes Mal schießt er ein Eigentor. Amerikas Vorteil im Ringen mit China besteht doch gerade darin, dass es sich auf Alliierte verlassen kann. Trump aber tut alles, um die Allianzen zu schwächen. Das ist die eigentliche Dummheit dieses Präsidenten.