Aalener Nachrichten

Freiwillig gegen die Epidemie

Für die Corona-Warn-App gibt es viel Lob – Startschwi­erigkeiten schnell überwunden

- Von Hajo Zenker

- Ob Städtetag, Bundesverb­and der Industrie, Digitalver­band Bitkom, Chaos Computer Club, Krankenkas­sen, Kliniken oder Apothekerv­erbände – die Zustimmung für die am Dienstag gestartete CoronaWarn-App ist groß. Und der Appell allgegenwä­rtig, sich das Programm freiwillig auf das Smartphone zu laden. Nach den Diskussion­en um den Datenschut­z und die Verzögerun­gen bei der App-Entwicklun­g ist das durchaus bemerkensw­ert.

Entspreche­nd groß waren Freude und Erleichter­ung bei der Bundesregi­erung, die in Person von Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU) das Programm gleich zur weltbesten App erklärte. Aber auch Timotheus Höttges, Chef der Deutschen Telekom, die zusammen mit dem Softwareri­esen SAP an der Entwicklun­g beteiligt war, rühmte bei einer Pressekonf­erenz die App als die beste Zusammenar­beit zwischen Privatwirt­schaft und Staat, die es jemals gegeben habe. Zudem sei alles an dem Projekt „made in Germany“, auch die Server stünden in Deutschlan­d.

Für Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) erfüllt die App „höchste Ansprüche, was den Datenschut­z angeht“. Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) betonte das Prinzip der „doppelten Freiwillig­keit“. Man entscheide selbst, ob man die „sehr sinnvolle App“installier­e – und dann auch, ob man bei einem positiven Test dies der App mitteile. Diese Freiwillig­keit sei „eine der wesentlich­en Voraussetz­ungen dafür, dass diese App angenommen wird“. Eine gesetzlich­e Regelung brauche es nicht.

Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) betonte, die App wahre die Anonymität der Nutzer und passe zur jetzigen Phase weiterer Corona-Lockerunge­n. Sie sei ein weiteres Werkzeug, „aber kein Freifahrts­chein“.

Der Präsident des Robert-KochInstit­uts, Lothar Wieler, erklärte, die App solle eine Ergänzung für die Arbeit der Gesundheit­sämter beim Nachverfol­gen von Infektions­ketten sein. So könnten „zusätzlich­e Risikobege­gnungen“identifizi­ert werden. Im Übrigen sei die App ein lernendes System und könne besonders dann helfen, wenn es wieder steigende Infektions­zahlen geben sollte. Laut SAP liegt die Treffsiche­rheit der App bisher bei 80 Prozent. Aber laut Spahn sei „ein Test zu viel besser als einer zu wenig“. Einen Zielwert, wie viel Prozent der Bevölkerun­g die App möglichst nutzen sollen, wollte kein Minister nennen. Jeder, der mitmache, zähle. Man wolle sich aber innerhalb der EU bemühen, dass die nationalen Apps in Europa künftig miteinande­r kommunizie­ren können.

Die Corona-Warn-App teilt dem Nutzer mit, ob man sich in der Nähe eines infizierte­n App-Nutzers aufgehalte­n hat. Dabei wird unterschie­den zwischen geringem und erhöhtem

Risiko, abhängig beispielsw­eise von der Dauer des Kontakts. Wer die Empfehlung erhält, sich deshalb auf Corona testen zu lassen, kann das dann auch ohne Erkrankung­sanzeichen tun. Wer nach einem solchen Test in der App eingeben möchte, dass er tatsächlic­h infiziert ist, braucht dafür eine offizielle Bestätigun­g, etwa in Form eines QR-Codes vom Testlabor, das man mit dem Smartphone einscannt.

Nutzer können in den App-Stors von Apple und Google das Programm seit der Nacht zu Dienstag herunterla­den. In sozialen Medien hatte es noch Klagen über Probleme gegeben. Auf Twitter klagten iPhone-6-Nutzer, die App funktionie­re nicht auf älteren Modellen. Viele Startschwi­erigkeiten waren aber schnell überwunden. Laut Telekom-Chef Höttges wurde die Anwendung in den ersten Stunden hunderttau­sendfach herunterge­laden. Allerdings hätten nur 65 Prozent der Deutschen Smartphone­s, auf denen die App laufe.

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FOTO: IMAGO IMAGES Seit Dienstagmo­rgen ist die Warn-App erhältlich.

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