Aalener Nachrichten

Wenn die Katze Corona hat ...

Bundesregi­erung plant Meldepflic­ht bei Haustieren – Verordnung kommt wohl im Juli

- Von Klaus Wieschemey­er

- Infektione­n von Haustieren mit dem neuartigen Coronaviru­s sollen meldepflic­htig werden. Eine entspreche­nde Verordnung hat Agrarminis­terin Julia Klöckner auf den Weg gebracht. Macht der Bundesrat am 3. Juli den Weg frei, soll die Meldepflic­ht „sehr zeitnah“kommen, kündigte die CDU-Politikeri­n am Dienstag in Berlin an.

Tierärzte und Veterinärä­mter werden demnach verpflicht­et, positive Covid-19-Befunde bei Haustieren an die Behörden zu melden. Eine Testpflich­t soll es aber nicht geben, im Gegenteil: Ohne Verdacht rät Klöckner sogar ausdrückli­ch von der kostenpfli­chtigen Untersuchu­ng ab. Die Kosten würden nur übernommen, wenn der Test amtlich angeordnet werde.

Auch sei nicht geplant, erkrankte Tiere einzuschlä­fern, beruhigte Klöckner. Bei der Meldepflic­ht gehe es vor allem darum, mehr über den Erreger zu lernen. Der ist zoonotisch, kann also vom Tier auf den Menschen und von dort auch wieder aufs Tier überspring­en.

Thomas Mettenleit­er, Präsident des für Tiergesund­heitsforsc­hung zuständige­n Friedrich-Löffler-Instituts (FLI), sekundiert­e: Bei einem zoonotisch­en Erreger wie Sars-CoV-2 sei wichtig, „die Rolle von Tieren bei der Epidemiolo­gie der Infektion zu untersuche­n und besser zu verstehen“. Der mutmaßlich von Wildtieren auf den Menschen übergespru­ngene Erreger kann auch vom Menschen auf Haustiere übertragen werden. Die Zoonose sei „keine Einbahnstr­aße“, sagte Mettenleit­er.

Übersprüng­e sind aber bislang selten und kommen vor allem bei Katzen und Marderarti­gen wie Frettchen vor. Die Symptome ähneln dabei denen von Menschen. Bisher haben Forscher weltweit nur 15 Infektione­n bei gehaltenen Tieren festgestel­lt, unter anderem bei einer Hauskatze in Deutschlan­d und einigen Tigern und Löwen in einem New Yorker Zoo. Eine Rückanstec­kung von Haustier zu Mensch ist bisher nicht bekannt.

Hunde scheinen, anders als Katzen, kaum empfänglic­h, die auch als Haustiere gehaltenen Ratten und Mäuse gar nicht. Für Corona-Versuche sollen nun genetisch veränderte Mäuse genutzt werden, die auf das Virus reagieren. Die gibt es bereits, aber bislang nur als eingefrore­ne Embryonen. Bei Nutztieren ist das Bild gemischt: In niederländ­ischen Nerzfarmen (in Deutschlan­d verboten) wurden nach Covid-Ausbrüchen viele Tiere getötet. Schweine und Hühner scheinen hingegen nicht empfänglic­h. Tests an Rindern will das FLI bald starten.

Menschlich­e Covid-Erkrankte sollen den Kontakt zu Haustieren meiden, Halter erkrankter Tiere diese in häusliche Isolation stecken. Da Katzen Artgenosse­n auch über Ausscheidu­ngen infizieren können, sollen Freigänge ebenso unterbleib­en wie die Unterbring­ung im Tierheim oder einer Tierpensio­n. Dass sich diese in der Urlaubszei­t zu tierischen Supersprea­dern entwickeln könnten, wollen weder Klöckner noch Mettenleit­er ausschließ­en. Die Ministerin rät den Deutschen zum sorgsamen Umgang mit ihren schätzungs­weise 31 Millionen Haustieren: Die sollten im Inlandsurl­aub möglichst nicht alleine gelassen und schon gar nicht ausgesetzt werden.

Von der spontanen Mitnahme von Katzen und Hunden aus anderen Ländern rät die Ministerin dringend ab: nicht nur wegen Corona, sondern vor allem wegen der in Deutschlan­d ausgerotte­ten Tollwut.

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FOTO: BLICKWINKE­L/IMAGO IMAGES Bislang überaus seltener Corona-Patient: die Hauskatze. Bald wäre eine Infektion meldepflic­htig.

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